Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon

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intakt zu sein. Trotzdem verstand er nicht, warum es ihm nicht gelang, auch nur ein Exemplar aus der Reihe herauszunehmen. Ratlos tastete er die Oberseite der Bücher ab und versuchte vergeblich, einen Fingernagel zwischen die einzelnen Seiten zu schieben. Als er schließlich mit dem Knöchel dagegenklopfte und dabei ein hohl klingendes Geräusch erzeugte, fiel endlich der Groschen: Die Bücher bestanden gar nicht aus Papier, sondern aus Holz, das mit großer Sorgfalt so geschnitzt war, dass ihr Äußeres den grob geschnittenen Seiten uralter Wälzer ähnelte. Sofort tastete Will auch den hinteren Bereich der Buchreihe ab, fand ein Schnappschloss und drückte darauf. Mit einem leisen Quietschen klappte die Oberseite der Bücher hoch, die sich als Deckel mit einem unsichtbaren Scharnier entpuppte. Das hier waren gar keine Bücher. Es war eine Kiste.
    Hastig und aufgeregt fischte Will zahlreiche Lagen zerschlissenen Stoff heraus und warf einen Blick hinein: Die mit dunklem Eichenholz ausgekleidete Kiste enthielt mehrere seltsam aussehende Objekte. Er nahm einen der Gegenstände heraus und untersuchte ihn begierig.
    Offensichtlich handelte es sich um eine Art Lampe. An dem etwa acht Zentimeter langen, zylindrischen Korpus war ein kreisrundes Gehäuse mit einer dicken Glaslinse befestigt. Am hinteren Ende des Zylinders befand sich eine Art Schwingarm, und hinter der Linse entdeckte Will einen Schalter.
    Das Objekt erinnerte Will an eine Fahrradlampe, schien aber aus wesentlich soliderem Material gefertigt zu sein, und die grün angelaufenen Stellen auf der Oberfläche ließen ihn auf Messing schließen. Nachdem er vergebens versucht hatte, den Hebel zu betätigen, zog er an einem Ende des Zylinders, wo sich zwei winzige Vertiefungen befanden. Mit einem leisen Klack löste sich das Endstück und brachte einen kleinen Hohlraum im Inneren des Zylinders zum Vorschein. Falls es sich tatsächlich um eine Lampe handelte, benötigte sie auf jeden Fall Batterien. Aber Will konnte sich einfach nicht erklären, wie solch eine kleine Batterie diese Lampe mit Strom versorgen und wo sich die entsprechenden Drähte befinden sollten.
    Verblüfft wandte er sich an seinen Bruder: »He, Cal. Hast du so was schon mal gesehen? Ist vermutlich nur irgendwelcher Schrott.«
    Benommen schlenderte Cal herbei. Doch als er das Objekt erblickte, leuchtete sein Gesicht sofort auf und er riss es Will aus den Händen.
    »Wow, das ist ja fantastisch!«, rief er. »Hat jemand mal eine Leuchtkugel?«
    »Ja, ich«, sagte Chester, schwang die Beine über die Tischkante und marschierte zu den beiden Brüdern. »Hier.«
    »Danke«, sagte Cal und nahm die Kugel entgegen. Zunächst entfernte er den Staub aus dem Gerät, drehte es auf den Kopf, klopfte vorsichtig dagegen und pustete hinein.
    »Jetzt passt mal auf.«
    Er schob die Leuchtkugel in den Hohlraum und drückte sie tief hinein, bis sie mit einem Klick einrastete.
    »Gib mir mal den Deckel.«
    Will reichte ihm das Endstück des Zylinders, das Cal wieder an Ort und Stelle schob. Dann rieb er die Linse an seiner Hose sauber.
    »Mit diesem Hebel kann man die Blende regulieren und die Lichtstrahlen fokussieren«, erklärte er Chester und Will und hielt die Lampe so, dass sie zusehen konnten, wie er den kleinen Hebel hinter dem Gehäuse zu betätigen versuchte. »Er ist ein bisschen eingerostet«, sagte er und übte mit beiden Daumen immer mehr Druck aus. Als der Hebel schließlich nachgab, grinste er. »Na also!«
    Ein Strahlenkegel ergoss sich aus der Linse, ein gleißender Lichtstrahl, den Cal über die Wände wandern ließ. Obwohl die Bibliothek durch die vielen Leuchtkugeln, die die Jungen in den Regalen verteilt hatten, bereits ziemlich hell wirkte, konnten sie deutlich erkennen, wie stark der Strahl der Lampe im Vergleich zum Schein der Kugeln leuchtete.
    »Wow, das ist echt unglaublich«, staunte Chester.
    »Ja. Diese Dinger bezeichnet man als Styx-Laternen. Sie sind ziemlich selten. Und das hier ist das Beste an ihnen«, fügte Cal hinzu, bog den mit einer Sprungfeder versehenen Messingbügel am hinteren Ende der Lampe auseinander und schob ihn über die Brusttasche seines Hemds. Dann nahm er die Hände hoch und drehte sich von Will zu Chester und wieder zurück. Die Lampe klemmte fest an ihrem Ort, während der Lichtstrahl den Jungen in die Augen schien und sie blinzeln ließ.
    »Freihändig zu bedienen«, bemerkte Will.
    »Genau. Äußerst nützlich für unterwegs.« Cal beugte sich über die