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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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rechts davon von allen möglichen Waffensystemen und Wächtern angegriffen worden waren.
    Turil setzte vorsichtig ein Bein vors andere und betrat den Pfad. Er atmete möglichst flach, während er den Weg beschritt. Überall juckte es ihn. Er meinte, sich im Fadenkreuz unsichtbarer Beobachter zu befinden. Erstmals, seitdem er den Leib Karkarkars verlassen hatte, sehnte er sich nach jener Sicherheit zurück, die der Zeremonienmantel bot.
    Nichts geschah. Links und rechts von ihm raschelte es unter der Ascheschicht. Ein Heer kleiner Krabbler, deren Körper metallen glänzten, begann soeben mit Aufräumarbeiten. Turil war sich sicher, dass binnen kurzer Zeit keine Spur mehr vom Angriff der Nanos zu sehen sein würde.
Schon entwickelte sich wieder die für Faurums Bodenkultur typische Geräuschkulisse. Erste Vorboten des Dschungels krochen herbei. Ameisen, Würmer, Ranken, die Fühler größerer Pflanzenorganismen. Die Karten waren nun für sie alle neu gemischt; es galt darum, in diesem tödlichen Spiel aus Fressen und Gefressenwerden so rasch wie möglich neues Terrain zu erobern.
    Turil erreichte die Felswand. Nur kurz wunderte er sich über die - relative - Einfachheit der hiesigen Abwehrmechanismen; dann musste er lachen, ob er wollte oder nicht. Denn eine winzige Plakette, die er unter Moosen und Farnen entdeckte, sagte ihm, wer der geheimnisvolle Erbauer dieser versteckten Anlagen war. Die drei ineinander verschlungenen Kreise standen für ARMIDORN.
    ARMIDORN galt trotz der hehren Ideale, denen sich die Mitglieder der Vereinigung verschrieben hatten, kahlsackweit als Totgeburt. Die Vereinigung wurde von den desinteressierten Mitgliedern notorisch kurzgehalten. ARMIDORN war ein moralisches Deckmäntelchen, das sich die dominanten Völker des Kahlsacks umgehängt hatten. Ihnen ging es nur um ein Image, das sie positiver darstellen sollte, als sie eigentlich waren.
    ARMIDORNs bekannte Finanznöte ließen es als unwahrscheinlich erscheinen, dass das Innere der Kavernentrakte besser geschützt war als der Weg hierher. Er musste bloß die richtigen Knöpfe drücken, um den Zugang zum Kavernenreich Atarakt zu finden. Es stellte sich allerdings die Frage: Warum hielt ausgerechnet ARMIDORN einen Kitar gefangen?
     
    Die getarnte Felswand war ebenso wenig ein Hindernis für Turil wie die beiden Kontrollpunkte, die er während seines
Abstiegs passieren musste. Die hiesigen Wächter mochten Karantiker und Oroptiker beeindrucken, aber nicht ihn, der er über das geballte Wissen der Totengräber verfügte. Ein paar armselige Robotkreaturen stellten sich ihm in den Weg. Er deaktivierte sie, bevor sie auch nur ahnten, dass er in ihr Reich vorgedrungen war. Mini-Infiltratoren und Haftspione entlockten ihm ein Lächeln, Psychostrahlwellen und semiintelligente Zuchtwesen kosteten ihn lediglich wenig Zeit. Nicht einmal die Hälfte der ihm zur Verfügung stehenden Zeit war abgelaufen, als er die letzten Fallen der Kavernen aufgestöbert und ausgeschaltet hatte.
    »Du bist der Verwalter Atarakts?«, fragte er das knollenförmige Gewächs, das an einer blankpolierten Metallfläche klebte und dessen Hauptkörper unregelmäßig pulsierte. Die Platte ruhte in einer Halterung inmitten eines kreisrunden Raumes, dessen Innenwandung Bilder von der Oberfläche Faurums zeigte.
    »Ja, Herr«, antwortete das Geschöpf.
    »Erklär mir, was Atarakt für Geheimnisse verbirgt. Warum macht sich ARMIDORN die Mühe, auf einem bedeutungslosen Planeten Gefangene zu halten?«
    »Ich weiß es nicht, Herr.«
    Turil ritzte mit einem seiner - gut isolierten - Messer über die Chromfläche. Ein Kratzer zeigte sich. Das Geschöpf zuckte unruhig, als hätte Turil es verletzt. Die unter Starkstrom stehende Platte und das Knollengewächs lebten in einer dem Totengräber unbegreiflichen Symbiose. »Fällt es dir jetzt ein?«, hakte der Totengräber nach.
    »Ich kann nur Vermutungen anstellen«, ächzte das Pflanzenwesen. Es bildete seine Stimme, indem es mehrere seiner dünnen Körperfäden aneinanderrieb und in Schwingungen versetzte.

    »Ich bitte darum.«
    »ARMIDORNs Generalsekretär, Kix Karambui, hat die Kavernen Faurums unmittelbar nach seiner Amtseinsetzung ausbauen lassen und mich zum hiesigen Verwalter bestimmt. Ich glaube nicht, dass irgendjemand außer Karambui und seinen engsten Helfern über die Kavernen Bescheid weiß.«
    »Was hat dieser Kix Karambui vor?« Turil kannte den Namen. Der Savoir-Roboter, ein Relikt längst vergangener Zeiten, war

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