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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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blieb schließlich stehen.
    Sie befanden sich in einer großen, hellen Höhle, deren Wände glatt und poliert waren. Vor ihnen stand eine Kiste aus Metall mit einer ganzen Reihe von Knöpfen auf der Vorderseite und obendrauf eine Glasplatte.
    SEID GEGRÜSST, erschien plötzlich auf der Glasscheibe.
    Bink und Grundy saßen ab. »Sei auch gegrüßt, alte Rostkiste«, erwiderte Grundy höflich.
    DEINE STIMME KOMMT MIR BEKANNT VOR, lautete der auf dem Schirm ausgedruckte Text. DEINE IDENTITÄT BITTE?
    »Das Ding kann ja kommunizieren!« rief Grundy überrascht. In der Regel kommunizierte die unbelebte Materie immer nur in Gegenwart von König Dor, dessen magisches Talent dies anregte. Grundy konnte zwar mit allen Lebewesen reden, doch das Ding hier war nun ganz offensichtlich nicht lebendig.
    BEANTWORTE DIE FRAGE, druckte der Schirm aus.
    »Ich bin Grundy Golem«, fauchte Grundy. »Und wer bist du, Letternschnauze?«
    GRUNDY GOLEM, druckte der Schirm. DER DIE BEHAUPTUNG AUFGESTELLT HAT, DASS PARADOXAMALGAM COM-PUTER AUFKAUFT?
    »Ja, schätze schon. Und was kümmert dich das, Metallkopf?«
    DAS WAR EINE VERLEUMDUNG, UND DIE IST RECHTLICH VERFOLGBAR.
    »Das gefällt mir nicht«, murmelte Chester. »Das Ding ist gespenstisch.«
    »Wovon redest du überhaupt, Glasauge?« wollte Grundy wissen.
    ICH BIN COM-PUTER. ICH BIN BEREIT, DEINEN WIDERRUF UND DEINE ENTSCHULDIGUNG JETZT ANZUNEHMEN.
    »Meine Entschuldigung!« rief Grundy empört. »Warum sollte ich mich vor einer schäbigen Metallkiste mit einem Glasdeckel dafür entschuldigen, daß ich irgendeinen unsinnigen Satz erfunden habe, um die Börsenbullen und -bären von mir abzulenken?«
    WEIL DU MIR ÜBEL NACHGEREDET HAST, druckte der Schirm. MICH HAT NIEMAND AUFGEKAUFT.
    »Äh, Grundy«, murmelte Bink, »es wäre vielleicht besser, wenn wir…«
    Doch der Golem war bereits voll in Fahrt. »Du Simpeltabelle! Schalte sofort den Text aus, bevor ich dir das Gesicht zertrümmere!« Und er tat, als wollte er gegen das Glas treten.
    Nun huschte der Text äußerst schnell über den Schirm: GOLEM HEBT FUSS; GLEITET AUF FETTFLECK AUS; LANDET AUF HINTERN.
    Grundys Standbein glitt auf einem Fettfleck aus, und er verlor den Halt, so daß er mit heftigem Aufprall auf seinem Hinterteil landete. »Aua!« rief er. »Was ist denn nun kaputt?«
    ICH HABE DAS LISTING UMGESCHRIEBEN, druckte der Schirm.
    Sich das Gesäß reibend sprang Grundy wieder auf. Die Erschütterung des Sturzes hatte ihm eins ins Gedächtnis zurückgerufen: er hatte von Com-Puter geredet! Er hatte also etwas ganz anderes gemeint und dieses Ding hier gar nicht wirklich beleidigt. Doch sein Zorn war geweckt, und ihm war nicht danach, die Sache richtigzustellen. »Ich glaube, du bist nichts als ein einziger Klumpen Lügenmetall!« rief er.
    WIDERLICHER GOLEM LEIDET VORÜBERGEHEND AN SEIFE IM MAUL, erschien auf dem Schirm.
    Plötzlich hatte Grundy einen widerlichen Geschmack im Mund. »Wasch schum Tfl?« sprühte es aus ihm hervor, während er versuchte, es auszuspucken.
    Bink reichte ihm vorsichtig eine Wasserflasche, damit der Golem einen Schluck nehmen und sich den Mund ausspülen konnte. Die Flasche war fast so groß wie der Golem selbst; bei solchen Gelegenheiten wurde ihm der Größenunterschied zwischen ihm und den normalen Menschen immer besonders bewußt.
    Inzwischen druckte der Schirm fröhlich den Text aus: DAS IST NICHT DIE HÖLLE, WIE DU ES SO HÜBSCH AUSDRÜCKST; SONDERN EINFACH NUR GERECHTIGKEIT.
    »Einfach nur Gerechtigkeit!« schrie Grundy, als sein Mund wieder frei war. »Du Rattenloch von einem Metallkäfig…«
    »Ixnay«, murmelte Bink. Doch wieder kam er zu spät, die Maschine hatte alles mitbekommen.
    ORDINÄRER GOLEM STOLPERT ÜBER EIGENE PLATTFÜSSE UND FÄLLT IN SCHLAMMPFÜTZE, druckte der Schirm aus.
    Und tatsächlich stolperte Grundy und fiel in eine Schlammpfütze, von der er völlig sicher war, daß sie sich gerade eben noch nicht hier befunden hatte.
    »Das Ding verändert ja die Realität!« rief Chester. »Alles, was es ausdruckt, passiert auch!«
    BIST DU NUN BEREIT, DICH ZU ENTSCHULDIGEN, HOLZKOPF? fragte der Schirm, während Grundy sich gerade wieder aus der Pfütze zog.
    »Grundy, ich glaube wirklich, daß es das beste wäre…« begann Bink.
    »Mich zu entschuldigen?« wollte Grundy außer sich vor Zorn wissen. »Bei einem Blechkasten mit einem schmutzigen Schirm? Für wen hältst du mich eigentlich?«
    ICH HALTE DICH FÜR EINEN GROSSMÄULIGEN, AUFGEBLASENEN, SELBSTGEFÄLLIGEN DUMMEN

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