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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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das Unterholz und die kleinen Bäume anscheinend von einem unsichtbaren Fuß niedergedrückt wurden.
    »Wißt ihr«, sagte Bink, »ich erinnere mich noch, wie vor langer, langer Zeit, als der Magier Trent und ich gegen die Zappler kämpften, wobei Chesters Onkel Herman sein Leben einbüßte…«
    »Onkel Herman!« rief Chester respektvoll.
    »Da kamen die Wesen von überall her zusammen«, fuhr Bink fort. »Große und kleine, natürliche Freunde und natürliche Feinde, alle vereint in diesem Versuch, auszulöschen, was uns…«
    »Das war später noch einmal der Fall«, sagte Grundy, »als die kleine Ivy vor fünf Jahren ein weiteres Zapplernest entdeckte.«
    »Und eine dieser Kreaturen war ein unsichtbarer Riese – ein großer, sehr großer Mann. Wir konnten ihn überhaupt nicht sehen, aber hören konnten wir ihn und… äh… riechen. Auch er war ein Held; er verlor ebenfalls sein Leben…«
    »Ein unsichtbarer Riese!« sagte EmJay und machte eine Notiz.
    Grundy begriff. »Ob er vielleicht Nachfahren hinterlassen hat?«
    »Wahrscheinlich. Das tun die meisten Lebewesen. Natürlich wird ein solches Wesen einige Jahrzehnte gebraucht haben, um so groß zu werden.«
    »Und jetzt ist diese Zeit gekommen«, sagte Chester, während das immer näherkommende Krachen ihn bald übertönte. »Sind diese Riesen freundlich?«
    »Spielt das irgendeine Rolle?« fragte Bink. »Wir können ihn nicht sehen und er uns wahrscheinlich auch nicht. Aber wenn er auf uns trampeln sollte…«
    Nun rochen sie den Riesen auch. Der Gestank war entsetzlich. »Schätze, für den ist kein See zu groß, um darin zu baden«, meinte Grundy naserümpfend.
    »Ich weiß ja nicht, was mit euch so los ist«, iahte der Esel, »aber ich werde meinen Schwanz mal von hier wegbewegen!« Und er galoppierte davon.
    »Warte auf mich, du Feigling!« rief EmJay und rannte ihm nach.
    Wieder ein Krachen, noch näher. »Hört sich nach einem recht guten Rat an!« bemerkte Bink.
    »Steigt auf!« sagte Chester. »Ich bin schneller als du.«
    Bink sprang auf das Bett, das der Zentaur auf dem Rücken trug, und Grundy krabbelte an Snorty empor. Der Zentaur hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Er galoppierte in die entgegengesetzte Richtung, also fort von EmJay und dem Esel, wofür Grundy ihm dankbar war.
    Doch die schrecklichen Fußschritte kamen immer noch näher. Offensichtlich schien der unsichtbare Riese denselben Weg zu haben wie sie! Vielleicht war der Zentaur doch nicht so schlau und klug, Chester legte nochmal Tempo zu, als der Weg gerade und eben wurde, und eine Weile lang schienen sie wieder an Vorsprung zu gewinnen. Doch dann schlug der Pfad eine Kurve, und er mußte ein wenig Geschwindigkeit zurücknehmen, während das Krachen des Riesen immer näher kam. Nach der Seite auszuweichen hätte auch keinen Zweck gehabt, erkannte Grundy, denn der Urwald hier war undurchdringlich. Da entdeckte Grundy eine Höhle. »Schaut mal dort!« brüllte er. »Vielleicht stapft er ja nicht auf Berge!«
    Chester erblickte die Höhle ebenfalls und schlug einen Haken, um in sie hineinzugaloppieren. Als er dies tat, bogen sich gerade die beiden unmittelbar hinter ihnen stehenden Bäume und brachen wie Zahnstocher, und der Boden zitterte jetzt wie von einem echten Erdbeben. Einen Augenblick lang hatte der Zentaur mit allen vier Beinen keinen Halt, doch dann setzte er wieder am Boden auf und jagte mit voller Geschwindigkeit in die Höhle hinein.
    Drinnen war es hell. Als er dies bemerkte, versuchte Snorty verzweifelt, sich in den sicheren Schatten unter dem Bett auf dem Zentaurrücken zu flüchten. Grundy mußte ihn also loslassen, und er bekam Chester zu fassen. Das Licht war nicht unbedingt ein gutes Zeichen, denn es legte den Verdacht nahe, daß die Höhle bewohnt war, und Höhlen pflegten nun einmal vornehmlich von Ogern und Drachen zur Heimstatt erklärt zu werden. Doch da erzitterte der Boden aufs neue und Gesteinsbrocken prasselten von der Decke nieder: ein Stalaktit verfehlte nur um Haaresbreite Chesters Nase. Sie waren alles andere als in Sicherheit!
    Der Höhlengang führte direkt in den Berg hinein, er war breit und gerade; so kam Chester trotz seiner großen Last ausgezeichnet vorwärts. Langsam aber sicher verhallte das Krachen hinter ihnen. Endlich waren sie außer Reichweite des Riesen, oder der war einfach nur an dem Berg vorbeigestampft, unterwegs auf irgendeiner Mission, von der nur er selbst wissen konnte. Chester verfiel in einen Trab, dann in ruhige Gangart und

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