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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Spitze des imaginären Dreiecks. Ich wandte mich ihm zu. Sein Blick war auf das Fenster gerichtet.
    Bereit für was, fragte ich ihn.
    »Für die Zikaden. Es ist an der Zeit. Ich habe sie gerufen.«
    Er habe sie aus den Tiefen der Erde heraufgerufen, betonte er. Ich habe über Bishop Holden im Grunde nicht viel erfahren während dieser und den folgenden Sitzungen (bis er eines Tages das Bettelarmband am Handgelenk eines Teenies durchbiss, der ihm sein Frühstückssandwich reichte), dafür lernte ich eine ganze Menge über Zikaden.
    Jetzt, so viele Jahre später und ein bisschen weiter südlich, war es wieder an der Zeit für sie.

    Zwei abgestoßene Larvenhüllen, deren Widerhaken in den Maschen festsaßen, hingen an dem Fliegenschutzgitter über der Spüle, als ich am nächsten Morgen aufstand. Es hörte sich an, als wäre eine Armada aus Miniatur-Landmaschinen in den Garten eingerückt - klitzekleine Traktoren, Mähdrescher und Dreschmaschinen.
    Dank Bishop wusste ich, dass drei bestimmte Arten immer zur selben Zeit erschienen und dass jede nicht nur ihren eigenen charakteristischen Klang hatte, sondern auch eine bestimmte Tageszeit bevorzugte. Jemand hatte mal gesagt, dass die drei sich anhörten wie das Wort Pharao, eine brutzelnde Bratpfanne und ein rotierender Rasensprenger. Die Morgen-Zikaden, die Brutzler, waren tüchtig bei der Arbeit.
    »Was, zum Teufel, ist das für ein Lärm?«, fragte J.T. vom Türrahmen her. Ich klärte sie auf.
    Sie trat dicht hinter mich und schaute zu, wie sie ausschwärmten.
    »Mein Gott! Kommt das oft vor?«
    »Alle siebzehn Jahre, wie ein Uhrwerk. Keiner weiß genau, warum sie das machen, und im Grunde auch nicht, wie.«
    Ich erzählte ihr alles über Zikaden, während ich Eier und Käse aus dem Kühlschrank holte und Kaffee für den Val-Stellvertreter einschenkte, der hereingeschlurft kam und etwa soviel mit der richtigen Val zu tun hatte wie ein flüchtiger Rohentwurf mit einem fertigen Roman. Ich ließ einen Esslöffel Schmalz aus dem Behälter auf dem Ofen in eine Bratpfanne tropfen und
steckte Brotscheiben in den Toaster, den ich unbedingt demnächst saubermachen musste. Oder zumindest die Krümel ausschütten.
    »Hab ich vorhin Autos gehört?«, fragte Val und schenkte sich die zweite Tasse ein. Die Ausarbeitung der Val-Gestalt machte deutliche Fortschritte.
    »Doc Bly und sein Junge.«
    »Keine Entbindung, schätze ich.« Doc war für das Leichenhaus zuständig. Er fungierte auch als amtlicher Leichenbeschauer.
    Ich deckte den Frühstückstisch und erzählte dabei von dem jungen Mann, der am See gestorben war.
    »Er hat draußen im Wald gelebt?«
    »Nathan meint, ja. Und nicht allein.«
    »Schon irgendeine Idee, was es mit den Zahlen auf sich hat?«
    »Leider nein.«
    »Waren sie permanent?«
    »Sah so aus.«
    »Nicht nur so mit Tinte reingeritzt, wie das die Kinder in der Schule machen?«
    »Nicht so primitiv, aber auch nicht professionell. Immerhin ziemlich sorgfältig ausgeführt. Im Gefängnis gab es Typen, die andere für Zigarettengeld tätowiert haben. Sie haben dafür das Ende einer Gitarrensaite und dokumentenechte Tinte benutzt. Und sie haben sich Zeit gelassen. Einige von denen waren darin verdammt gut. Daran haben mich die Zahlen erinnert, an das Niveau dieser Knackis.«

    »Hatte Nathan irgendeine Vorstellung, was diese Leute da oben machen?«
    »Nicht die geringste.«
    »Aber jetzt musst du es herausfinden.«
    »Das nehme ich an.«
    »Ich begleite dich«, sagte J.T.
    Eine halbe Stunde später kratzten wir Zikaden von der Windschutzscheibe des Chariot, und Val machte sich auf den Weg zur Arbeit. J.T. ging noch einmal kurz rein, um die Thermoskanne Kaffee zu holen, die wir vergessen hatten, kam wieder heraus und sagte, der Pieper sei eben drinnen losgegangen.
    »Lag auf dem Tisch«, meinte sie.
    War ja klar.
    Und natürlich ging’s um das Ungeziefer. Überall sei die Hölle los, berichtete mir June. Sie seien in Häuser eingedrungen, deren Fenster offen gestanden hätten, in Wassertröge, Schaltkästen und Dachböden. Es erinnere sie an diesen Film, Gremlins . Sie habe bereits über ein Dutzend Anrufe entgegengenommen. Aber es sei ihr völlig schleierhaft, was die sich vorstellten, das ausgerechnet wir dagegen tun könnten. Ob ich auf dem Weg ins Büro sei?
    Klar, antwortete ich.
    Der neue Plan war also (sagte ich J.T.), wir fahren für ein, maximal zwei Stunden ins Büro und glätten die gröbsten Wogen.
    Lonnie, J.T. und ich brauchten bis zum frühen

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