Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Als ich sie gekauft habe, in einem Laden namens Charlie’s Guitars in Dallas, war direkt oberhalb des Tonabnehmers der Lack abgeblättert, wo der Vorbesitzer seine Initialen draufgeklebt hatte. Ich vermute, der wird sie auf seine nächste Gitarre gepappt haben. Und ich schätze, ich werde morgen früh mal rauf nach Memphis fahren, um eine Runde zu shoppen.«
     
    Val war doch nicht nach Hause gefahren. Sie lag auf dem Sofa, hatte ein Bein abgewinkelt und so auf das andere gelegt, dass es eine perfekte 4 bildete. Miss Emily war auf der Armlehne neben ihrem Kopf eingeschlafen. Ich deckte Val zu, ging dann in die Küche und schenkte mir eine solide Dosis Bourbon ein.
    Zum Abendessen hatte ich Pasta gekocht, und die Küche duftete immer noch nach Knoblauch. Die Gartentür stand offen. Eine Motte mit einem Körper so groß wie mein Daumen quälte sich mit dem Fliegenschutzgitter herum. Vom See her hörte man die Rufe der Frösche und Vögel.
    J.T. war beim Essen beinahe am Tisch eingeschlafen.
»Bin daran gewöhnt, immer was zu tun zu haben«, sagte sie. »Wenn nicht, werde ich müde, und dann ist da noch die Sache mit den Schichten.« Sie hatte darauf bestanden abzuwaschen und war direkt danach ins Bett gegangen. Dass sie im Bett schlief, war etwas, worauf ich bestanden hatte, trotz ihrer wortreichen Proteste, als sie sich bei mir einquartiert hatte. Ich hatte das Sofa genommen. Und nun war das Sofa zurückerobert worden von Val. Und von Miss Emily. Das Haus füllte sich recht zügig.
    »Ist mit Eldon alles in Ordnung?«
    Val stand, in die Decke gewickelt, im Türrahmen. Hinter ihr wuselte Miss Emily herum, um nach ihren Jungen zu sehen.
    »Ist ein bisschen angeschlagen - aber sind wir das nicht alle?« Ich erzählte ihr, was passiert war. »Ich dachte, du wolltest nach Hause.«
    Sie setzte sich mir gegenüber, griff nach meinem Glas und trank einen großen Schluck.
    »Wollte ich auch. Aber je mehr ich darüber nachdachte …«
    Ich nickte. Nach einem Einbruch kann man sich erstmal verdammt unwohl fühlen in den eigenen vier Wänden.
    »Lass dir Zeit.«
    Sie gähnte. »Das war’s. Genug geplaudert. Ich verzieh mich wieder ins Bett.«
    »Du meinst, aufs Sofa.«
    »Es ist Platz genug für uns beide.«

    »Da ist gerade mal Platz für dich.«
    »Wo willst du denn dann schlafen?«
    »Hey, elf Jahre im Gefängnis, erinnerst du dich? Ich kann überall schlafen. Ich nehme mir ein oder zwei Decken und kampiere hier auf dem Boden.«
    »Bist du sicher?«
    »Geh auf die Couch, Val.«
    »Bleib nicht mehr so lange auf.«
    »Mach ich nicht, aber ich bin immer noch ein bisschen aufgedreht. Ich werde hier einfach noch eine Weile bei Miss Emily und ihrer Familie sitzen.«
    »Gute Nacht.«
    Ich schenkte mir noch einen Drink ein und fragte mich, warum Miss Emily sich entschieden hatte, unter Menschen zu leben, und was sie wohl über sie dachte.
    Zufrieden, dass es den Jungen gut ging, war Miss Emily zu dem Fenster über der Spüle geklettert, einem ihrer Lieblingsplätze. Ich schaute gerade zu ihr hoch, als sie sich plötzlich duckte, die Ohren gespitzt.
    Dann sah ich, wie ein Schatten den Garten durchquerte.
    Ich war schneller aus der Tür, als ich denken konnte, wobei ich allerdings darauf achtete, das Fliegengitter nicht hinter mir zuknallen zu lassen. Ein heller Mond hing über den Bäumen. Mein Blick senkte sich zu den Stämmen, suchte nach Bewegungen, Veränderungen in der Struktur der Nacht, nach weiteren Schatten. Die Vögel und Frösche waren verstummt.
    Hätte nie gedacht, dass sie so schnell hier auftauchen.
    Ich schlich über die Veranda zur Treppe, schaute, lauschte. So stand ich einige Minuten, eine gefühlte Ewigkeit, bevor die Bodenbretter hinter mir knarrten. Ich drehte mich um, und da stand er, einen sehnigen Arm gehoben, um meinen zu packen.
    »Nathan!«
    Der Griff um mein Handgelenk lockerte sich.
    »Da sind Leute oben in den Wäldern«, sagte er. »Geht jetzt schon fast den ganzen Monat so.«
    »Weißt du, wer?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber am frühen Abend ist einer von denen ein bisschen zu nahe ans Blockhaus gekommen und hat dann den Fehler gemacht zu rennen. Klarer Fall, der Hund ist hinter ihm her. Ist zurückgekommen und sah mächtig zufrieden mit sich aus. Also bin ich seiner Spur hierher gefolgt. Wegen dem Blut war’s recht einfach.«
    Wenige Minuten später fanden wir ihn unten am See, er lag da mit dem Gesicht nach unten. Anfang zwanzig, billige Jeans und eine kurze Jeansjacke über einem schwarzen

Weitere Kostenlose Bücher