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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Tür. ›Bleiben Sie bitte im Wagen, Sir‹, sage ich zu ihm. Aber er steigt trotzdem aus. Und dann schlägt mir auch schon ein Schwall von Schimpfwörtern entgegen.
    ›Sir, es gibt keinen Grund, ausfällig zu werden‹, sage ich zu ihm. ›Steigen Sie bitte einfach wieder in Ihren Wagen. Es ist doch nur ein Strafzettel.‹
    Er kommt ein, zwei Schritte auf mich zu. Er hat die Augen von jemandem, der schon viel länger wach ist, als die Natur es vorgesehen hat. Drogen? Keine Ahnung. Alkohol, definitiv - das kann ich riechen. Auf dem Boden des Wagens liegt ein nettes Fläschchen Jack Daniel’s.
    Er macht noch einen Schritt auf mich zu, wobei er mir die ganze Zeit erzählt, ich wüsste ja nicht, mit wem ich’s zu tun habe. Die Hände hat er zu Fäusten geballt. Ich geb ihm mit meinem Schlagstock einen Klaps in die Kniekehlen. Als er zu Boden geht, lege ich ihm Handschellen an.«
    »Und du erzählst mir, alles war ruhig.«
    »Nichts, was wir nicht schon hundert Mal erlebt haben.«
    »Auch wieder wahr … Hat er was zu beißen gekriegt?«
    Don Lee nickte. »Der Imbiss hatte natürlich schon
zu, der Grill war abgestellt. Gillie war noch da, hat aufgeräumt und geputzt. Er hat ein paar Sandwiches gemacht und sie rübergebracht.«
    »Hat der Kerl seinen Anruf bekommen?«
    »Ja, hat er.«
    »Ich nehme nicht an, dass du noch was zu essen da hast, oder?«
    »Doch, ich hab tatsächlich noch was. Ein Sandwich, das Patty Ann mir vor … tja, wann genau hat sie’s mir eingepackt? Vor zehn, zwölf Stunden? Kannst du haben, wenn du willst. Patty Ann macht den weltbesten Hackbraten.« Patty Ann war seine neue Frau. Lisa, die er Monate, bevor ich auf der Bildfläche erschien, geheiratet hatte, war schon längst abgehauen. Lonnie sagte immer, Don Lee könne zwar auf einen Blick unter Hunderten dasjenige Kind herauspicken, das draußen bei Hudson Field den Böller in die Toilette geworfen hat, schaffe es aber ums Verrecken nicht, sich eine gute Frau auszusuchen. Jetzt sah es allerdings so aus, als wär’s ihm doch noch gelungen.
    Don Lee fischte das Sandwich aus unserem kleinen Kühlschrank, reichte es mir und setzte dann frischen Kaffee auf. Das Sandwich war in Wachspapier gewickelt, kleine Scheiben süßsauer eingelegter Gurken schmiegten sich zwischen die Brothälften.
    »Wie geht’s mit der Arbeit an Vals Haus voran?«, erkundigte er sich.
    »Drei Räume hat sie inzwischen fertig. Drück dieser Frau einen Hobel, einen Meißel und einen Hammer in
die Hand, und sie renoviert dir alles. Gestern haben wir angefangen, in einem der hinteren Räume den Boden abzuschleifen. Haben uns durch vier oder fünf Schichten Farbe gearbeitet, nur um dann herauszufinden, dass darunter Linoleum verlegt ist. ›Irgendwo muss hier doch ein Fußboden sein!‹, brüllt Val und fängt an, das Zeug abzupulen. Manchmal kommt man sich so vor wie ein Archäologe bei Ausgrabungen. Übrigens ein super Sandwich.«
    »Sag ich doch.«
    »An manchen Tagen schaut Eldon Brown vorbei, um mit anzupacken, er sagt, das entspannt ihn. Bringt immer seine alte Gibson mit. Das Teil ist total verbeult. Er und Val machen gern mal Pause. Dann setzen sie sich raus auf die Veranda und spielen traditionellen Bluegrass.«
    Don Lee schenkte uns Kaffee ein.
    »Wo wir gerade davon reden«, sagte ich. »Als ich vorhin draußen im Auto saß, ist mir aufgefallen, dass dieses Haus auch mal einen neuen Anstrich gebrauchen könnte.«
    Don Lee schüttelte den Kopf in gespieltem Bedauern. »Nächtliche Weisheiten.«
    Eigentlich frühmorgendliche, aber er hatte nicht ganz Unrecht. Allemal besser, als sich anzuhören, was mir das Schweinekotelett zu sagen hatte.
    »Der Chariot müsste auch dringend mal wieder zur Inspektion.«
    Der Chariot war der Jeep, den wir beide benutzten, der für uns aber immer noch Lonnie Bates gehörte. Lonnie
war vor einer Weile angeschossen worden und seitdem krankgeschrieben. Als mich daraufhin der Stadtrat ansprach, ob ich seine Stelle übernehmen könnte, sagte ich ihnen, dass sie da bei mir an der falschen Adresse seien. Ihr Idioten habt den Falschen gefragt, genau das hab ich denen geantwortet. Liebenswürdigerweise entschieden sie sich, über meine schlagfertige Antwort hinwegzusehen, und ernannten Don Lee zum kommissarischen Sheriff. Er war ein Naturtalent - genau wie ich gesagt hatte. Ich bin noch nie einem Mann begegnet, der besser zum Gesetzeshüter geeignet gewesen wäre. Gegenüber den Mitgliedern des Stadtrats erklärte ich mich bereit, vorübergehend

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