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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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als ich in einem weißen Raum aufwachte, Pieptöne hörte und ein Rauschen wie von Pumpen ganz in meiner Nähe, weiter weg Gesprächsfetzen und klingelnde Telefone. Ich wollte mich aufsetzen, konnte aber nicht. Ein matronenhaftes Gesicht tauchte über mir auf.
    »Sie wurden angeschossen, Officer. Jetzt geht’s Ihnen wieder gut. Sie müssen sich allerdings ausruhen.«

    Ihre Hand langte an den Tropf neben mir und fingerte an dem kleinen Rädchen herum - und ich versank wieder.
    Als ich das nächste Mal wach wurde, tauchte ein anderes Gesicht über mir auf und spähte hinter einer konischen Lampe hervor in meine Augen.
    »Sie fühlen sich hoffentlich besser?«
    Männlich diesmal, britischer oder australischer Akzent.
    Als Nächstes ging er zum Fußende des Bettes und stocherte an meinen Füßen rum. Kontrollierte den Puls, wie ich später erfuhr. Er machte sich ein paar Notizen auf einem Klemmbrett, legte es beiseite und griff nach dem Tropf.
    Ich packte seine Hand und schüttelte den Kopf.
    »Anweisung des Arztes«, sagte er.
    »Ist der Arzt hier?«
    »Im Moment nicht, Kollege.«
    »Er ist nicht da, wir aber schon. Und trotzdem trifft er für uns beide Entscheidungen?«
    »Sie lehnen die Behandlung ab?«
    »Brauche ich sie?«
    »Sie müssen es mir sagen.«
    »Dass ich sie ablehne?«
    »Ja. Dann kann ich’s in die Krankenakte aufnehmen.«
    »Okay, ich lehne die Behandlung ab.«
    »Also schön.« Er nahm das Klemmbrett und machte eine weitere Notiz. »Die Chirurgen verpassen den Patienten die ersten vierundzwanzig bis sechsunddreißig
Stunden meistens eine ziemliche Dröhnung. Einige vom Pflegepersonal stellen das in Frage, und das zu Recht. Aber wer sind wir schon?«
    »Sie meinen, abgesehen davon, am Bett zu stehen und mit uns diese Scheiße durchzumachen.«
    »Genau das meine ich.«
    »Wie lange bin ich schon hier?«
    »Sie sind so gegen sechs Uhr nachmittags reingekommen, kurz vor Beginn meiner Schicht. Auf die Intensivstation, wohlgemerkt. Davor waren Sie im OP, ich schätze, so ungefähr eine Stunde, davor in der Notaufnahme. Mit einer Schussverletzung werden die Sie da unten nicht lange behalten haben, wo Sie doch Polizist sind und so.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Ion.«
    Die Abenddämmerung nagte am Fenster.
    »Wissen Sie, was mit mir passiert ist, Ion?«
    »Im Dienst angeschossen, entnehme ich dem Bericht, frisch aus dem OP, Standardanweisungen für den Aufenthalt auf der Intensivstation, keine Komplikationen. Billie kann’s immer kaum erwarten, zu ihrem jungen Ehemann nach Hause zu kommen. Momentchen mal. Ich hole die Krankenakte, dann klären wir das.«
    Er war gleich wieder zurück. Unaufhörlich bimmelten Telefone auf der Schwesternstation vor meinem Zimmer. Ganz in der Nähe musste sich ein Fahrstuhlschacht befinden. Ständig hörte ich das kehlige Jaulen des sich auf und ab bewegenden Aufzugs, den dumpfen Schlag, wenn er auf einer Etage andockte, die sich verändernde
Geräuschkulisse auf dem Gang, wenn die Fahrstuhltür aufglitt.
    Ion zog sich einen Plastik-Besucherstuhl an mein Bett und stöberte in den Krankenunterlagen.
    »Anscheinend wurden Sie von Nachbarn wegen eines Familienstreits angerufen. Bei Ihrem Eintreffen war ein Mann gerade damit beschäftigt, seine Frau mit einem Stück Gartenschlauch zu verprügeln. Sie haben ihn dann zurückgehalten …«
    »Von hinten, mit einem Würgegriff.«
    »Ach ja?«
    »Und die Frau hat auf mich geschossen.«
    »Sie erinnern sich also wieder?«
    »Noch nicht so ganz. Aber ich weiß, wie so was normalerweise abläuft.«
    Jemand klopfte der Form halber an die Tür, dann tauchte ein Gesicht im Rahmen auf. Eine junge Frau mit einer Frisur, die stark an einen militärischen Bürstenhaarschnitt erinnerte, und einem Diamantstecker in der Nase.
    »Schon wieder so spät?«, fragte Ion. »Okay, bin gleich bei dir, C.C. Gib mir noch eine Minute.«
    »Schichtwechsel«, erklärte er mir und warf einen Blick auf mein Krankenblatt. »Also, dann weiter … Die Kugel durchschlug glatt Ihren Oberschenkel, ohne irgendwelche wichtigen Gefäße zu verletzen. Ich vermute allerdings, dass es ziemlich stark geblutet hat. Mehrere wichtige Muskelgruppen wurden mehr oder weniger komplett durchtrennt. Alles wieder repariert, aber Muskeln verzeihen einem das nicht so schnell.«

    »Ist das der Grund, warum ich mich nicht bewegen kann?«
    »Das sind wohl eher die Gurte.’tschuldigung.« Ion löste mehrere herabhängende Nylonbänder von den Querstangen des Bettes und nahm die gepolsterten

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