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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nur breit und versuchte uns mit seinem starren Gefängnishofblick zu beeindrucken. Sein Blick hing irgendwie dort im Niemandsland zwischen kurzgeschorenen braunen Haaren und Stiernacken.
    Wir machten die vorgeschriebenen Anrufe bei den State Troopers. Sie würden eventuell vorhandene Unterlagen über frühere Festnahmen von und ausstehende Haftbefehle gegen Kurtz abfragen und die Fingerabdrücke, die Don Lee ihm abgenommen hatte, durch das automatisierte Fingerabdruckidentifizierungssystem laufen lassen. Sie würden sich außerdem bei den Feds nach den letzten Raubüberfällen und Anzeigen bezüglich verschwundener Gelder erkundigen. Commander Bailey von den State Troopers sicherte zu, er werde sich baldmöglichst bei uns melden. Dann holten wir Stew Daniels aus dem Bett, den Präsidenten der Bank, damit er das Geld in seinem Tresor deponieren konnte.
    »Soll ich noch bleiben?«, fragte ich Don Lee. Durch die Fenster sah man schon den Kuss der Morgenröte.
    »Nicht nötig. Geh nach Hause. Schlaf’ne Runde. Komm heute Nachmittag zurück.«
    »Bist du sicher?«

    »Zisch ab, Turner.«
    Es war noch kühl, als ich oben bei der Hütte eintraf, die frühe Morgensonne hüpfte wie eine glänzende Münze über den See. In der Nähe und aus der Ferne, von den Ästen der alten Eichen und Zypressen, riefen junge Tauben nacheinander. Nebel hing über dem Wasser. Ich war nicht der Schönheit wegen hergekommen, aber sie bestand darauf, sich hier breitzumachen. Vals gelber Volvo parkte unter dem Pekannussbaum vor dem Haus. Zwei Eichhörnchen saßen schnatternd auf einem niedrigen Ast und beäugten misstrauisch das Auto. Als ich ausstieg, trat Val mit zwei Tassen Kaffee auf die Veranda heraus.
    »Hab gehört, du bist wieder im Hafen, Matrose.«
    »Aye, Ma’am.«
    »Und? Wie ist der Fairlane?«
    »Nicht schlecht, wenn man mal von den Flugzeugen zur Schädlingsbekämpfung absieht, die ständig versuchen, auf der Motorhaube zu landen.«
    Ich hatte schließlich nachgegeben und mir ein Auto gekauft, von derselben alten Miss Shaugnessy, die ihre Garage an Jimmy Ray vermietete, der wiederum für Minderjährige Bier kaufen ging. Das Ding war ein Panzer: Man blickte nach vorn über eine Motorhaube, die erst zwei Countys weiter endete. Miss Shaugnessy hatte den Wagen vor knapp vierzig Jahren nagelneu gekauft, ihn bar bezahlt, aber nie richtig fahren gelernt. Seitdem war er auf Backsteinen aufgebockt gewesen, keine hundert Meilen auf dem Tacho. Lonnie hatte sie dazu
überredet, ihn mir zu verkaufen. Mit zwei Mittagessen aus dem Jay’s, die Teller mit Aluminiumfolie abgedeckt, dazu ein Liter Bier, war er zu ihr rübergegangen und mit den Schlüsseln zurückgekehrt.
    Davon abgesehen habe ich kaum noch Erinnerungen an diesen Morgen. Val und ich saßen nebeneinander auf der Veranda auf Küchenstühlen, die ich aus der städtischen Mülldeponie oben an der Straße gefischt hatte. Ich erzählte ihr von Don Lees neuestem Fang. Von dem Geld in der Sporttasche. Erzählte ihr, wie müde ich sei, wie unendlich müde und fertig, wie sterbensmüde. Beobachtete Spatzen, Rotkardinäle und Spechte, wie sie in den Bäumen landeten und wie die Blauhäher sie alle verfluchten. Ein Wachtelpärchen rannte in der Nähe von Gebüsch zu Gebüsch, die Köpfe und Schultern eingezogen wie Soldaten. Ein Eichhörnchen kam kurz auf die Veranda, hockte sich hin und betrachtete uns. Ich glaube, ich habe Val von dem Schweinekotelett erzählt.
    Als Nächstes erinnere ich mich, dass sie neben mir auf dem Bett sitzt, und ich bin plötzlich hellwach. Kein direktes Sonnenlicht dringt durch die Ost-oder Westfenster, also steht die Sonne höchstwahrscheinlich über uns.
    »Äh, warst du heute nicht bei der Arbeit?«
    »Neue Richtlinien. Mitarbeiter von Behörden werden gebeten, einen Tag pro Woche zu Hause zu arbeiten.«
    »Wozu, verdammt, soll das gut sein?«
    »Abgasgesetzgebung. Begrenzung von Emissionen.«
    »Ist hier jemand gerade leicht abgedriftet?«

    »Entschuldige. Dachte, du wärst wach, aber das bist du offensichtlich noch nicht. Ich spreche von der Regierung, was erwartest du?«
    »Okay, ich verstehe.«
    »Du hast gesagt, ich soll dich gegen Mittag wecken. Der Kaffee ist praktisch frisch, und das Café Val hat jetzt geöffnet. Kann ich Ihnen die Speisekarte bringen?«
    »Haferflocken.«
    »Haferflocken? Da angle ich mir einen älteren Mann und hoffe, von seiner Lebenserfahrung profitieren zu können - in die Tiefen der Weisheit einzutauchen und so weiter -, und alles,

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