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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Manschetten von meinen Hand-und Fußgelenken ab. »Anscheinend hat bei Ihnen eines der Beruhigungsmittel nicht ausreichend gewirkt, was nicht weiter ungewöhnlich ist. Inzwischen sollte das Zeug jedoch aus Ihrem Körper raus sein.«
    Das Gesicht mit dem Nasenpiercing tauchte erneut im Türrahmen auf.
    »C.C.! Was ist denn, musst du irgendeinen verdammten Bus erwischen? Du bist zwölf Stunden hier. Geh bei ein paar Patienten die Vitalfunktionen überprüfen und tu einfach so, als wärst du’ne Krankenschwester. Wie gesagt, ich bin gleich bei dir.«
    Ich bedankte mich bei ihm.
    Im Stehen zog er ein Hosenbein hoch und klopfte mit den Knöcheln auf das blassrosa Bein darunter, das ein hohles Geräusch von sich gab. »Ich hab auch mal so dagelegen, Officer, ich weiß, wie das ist. Mit freundlichen Grüßen von Miss Thatcher.«
    Er tauchte nie wieder an meinem Bett auf. Auf meine Nachfrage hin erfuhr ich, dass er auf eine andere Station versetzt worden war und das Pflegepersonal offenbar durch die verschiedenen Intensivstationen rotierte.
    »Wie viele Intensivstationen gibt’s hier denn?«
    »Gibt es sechs.«

    »Eine Menge Arbeit?«
    »Ist harte Welt.«
    Angie war erst … wie alt, vierundzwanzig? Andererseits war sie Koreanerin - also wusste sie vielleicht nur zu gut aus eigener Erfahrung, wie hart die Welt sein konnte.
    Natürlich glaubte ich, es zu wissen. Wochenlange Krankengymnastik, Tage um Tage, in denen ich wie wild Nachrichten das Rückenmark hinunter zu einem Bein sandte, das die Signale anfangs ignorierte und sie dann kaum zur Kenntnis nahm, Wochen, in denen ich die Menschen in meiner Umgebung beobachtete … MS-Patienten, Menschen mit Geburtsfehlern, Schwerverletzte und Schlaganfallpatienten; sie alle lehrten mich etwas anderes. Meine Welt war einfach.
    Vier Monate später, wieder bei der Arbeit, aber immer noch im Innendienst, hatte ich mich persönlich bei allen bedankt, die an meiner medizinischen Pflege beteiligt gewesen waren. Als ich jedoch versuchte, Ion ausfindig zu machen, erfuhr ich, dass er nicht nur auf eine andere Station versetzt worden war, wie man mir gesagt hatte, sondern nicht länger im Krankenhaus angestellt war.
    Zwei, drei angeblich offizielle Anrufe von Officer Turner, Memphis Police Departement, und ich bog auf den Parkplatz eines Wohnblocks in Süd-Memphis ein. Weit und breit nicht die Spur einer Klimaanlage; bei Temperaturen von deutlich über dreißig Grad Celsius standen die Türen und Fenster der meisten Wohnungen weit offen, um die nicht vorhandene Brise einzuladen.
Der Parkplatz war voller Pick-ups, die Öl verloren, und Kistenlimousinen weit über ihrem Verfallsdatum. Der ehemalige Swimmingpool war mit Zement aufgefüllt worden, den man dann blau angemalt hatte.
    Ich klopfte an die Tür von 1-C. In der Hand eine Tüte Leckereien mit einer Schleife, die um die Papierhenkel gebunden war - Süßigkeiten, Kekse, Käse und Cracker, dünne Mini-Salamis und Dauerwurst.
    »Wa?«, sagte er, als er die Tür öffnete. Verquollenes Gesicht, rote Augen. Shorts und ein T-Shirt. Sein gutes Bein war barfuß, an dem anderen ein Schuh. Aus den Tiefen der Wohnung drang Van Morrison. »Tupelo Honey.«
    »Wa?«, sagte er wieder.
    »Sie erinnern sich nicht an mich?«
    »Sollte ich?«
    »Officer Turner. Wurde im August mit einer Schussverletzung eingeliefert. Sie haben sich um mich gekümmert.«
    »Tut mir leid, Kollege. Ist für mich alles wie im Nebel.«
    Eine Bewegung hinter ihm verdichtete sich zu einem Körper, der auf uns zukam. Blonder Bürstenhaarschnitt, Diamantstecker in der Nase, ansonsten keine Verkleidung. Und auch keine Klamotten.
    »Ich wollte mich nur bedanken«, sagte ich und reichte ihm die Tüte. »Entschuldigen Sie die Störung.«
    Er nahm die Tüte und zog die Henkel auseinander, um einen Blick hineinzuwerfen. Die Schleife riss ab und fiel zu Boden.

    »Hey! Danke, Mann.« Einen Moment starrte er auf die Schleife am Boden neben meinem Fuß. »Passen Sie auf sich auf, okay?«
    Keiner ist ausgenommen , dachte ich später zu Hause, als ich mich an seine Freundlichkeit und seine Anteilnahme erinnerte, während ich bereits dreißig Scheren mit gestrecktem Bein aus meinem einstündigen Training absolviert hatte; die Wand-Kniebeugen und Step-ups fehlten noch, die Muskeln waren allmählich so gnädig, mir zu verzeihen - keiner von uns ist ausgenommen .

Kapitel Drei
    Judd Kurtz, der Mann hinten in unserer Arrestzelle, sagte nichts. Wenn wir ihn fragten, woher das Geld kam, grinste er

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