Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
saßen bei einer Tasse Kaffee zusammen. Don Lee nickte. Lonnie hob einladend seine Tasse.
    »Wer hat den gemacht?«, fragte ich.
    June lächelte.
    Also ungefährlich.
    »Mach dir keine Sorgen, Turner«, meinte Lonnie. »Geht uns allen so, wenn wir älter werden - man wird vorsichtiger. Anfangen tut’s mit dem Kaffee, weißt du, und eh du dich versiehst, trägst du an einem windigen Tag zwei Hemden übereinander und stopfst Zeitungspapier in die Ritzen deiner Tür.«
    »Vielleicht hast du sogar so eine alberne kleine Mütze, die du im Bett aufsetzt, wenn du nachmittags dein Nickerchen machst«, fügte June hinzu, und Lonnie reagierte mit seinem besten »Wer? Ich?«-Gesicht.
    Über das meiste, was oben beim Camp passiert war, wussten sie bereits Bescheid. Den Rest erzählte ich ihnen.
    »Und warum zum Teufel haben sie das Camp demoliert?«, fragte Lonnie.
    »Wer weiß? Jedenfalls ist es praktisch komplett zerstört.«
    »Wir sollten ein paar Leute zusammentrommeln«, schlug June vor. »Dann gehen wir da rauf und helfen ihnen beim Wiederaufbau.«
    Alle sahen sie an. Sie hatte völlig Recht. Seit der Beerdigung
des Jungen, den Nathans Hund totgebissen hatte, war in der Stadt eine gewisse Sympathie gewachsen. Die Verwüstung des Camps, gepaart mit Junes Drängen, ließ dieses Mitgefühl förmlich überfließen. In den folgenden Monaten sollten Möbel, Bauholz, Kleidung, Haushaltswaren und eine Menge Zeit und Arbeit diese Berge hinaufwandern, was uns allen gut tat.
    Lonnie schüttelte den Kopf. »Es sind nur Kids.«
    »Nur Kids.«
    »Ihr müsst gedacht haben …«
    »Natürlich haben wir.«
    »Gibt’s irgendwelche neuen Erkenntnisse?«
    »Nichts Handfestes, nein. Eldon und ich haben gerade darüber geredet und uns gefragt, wie lange das noch so weitergehen soll.«
    »Wenn’s erst mal angefangen hat …« Lonnie stand auf und schenkte sich noch einen Kaffee ein. »Einige dieser Familien liegen miteinander in Fehde, die bis in Zeiten zurückreicht, als der erste Höhlenmensch sagte: ›Hey, guck mal, ich kann aufrecht gehen!‹ Sie kennen nichts anderes.«
    »Man muss den Kopf abschneiden«, meinte Don Lee, der bis dahin noch nichts gesagt hatte. »Man schneidet den Kopf ab, und es stirbt.«

Kapitel Achtundzwanzig
    An dieser Stelle überspringe ich zwei Tage, den Montag und Dienstag, schildere zunächst, was danach kam.
    Der Anruf aus Memphis kam an einem sonnigen Mittwochmorgen.
    Ich konnte nicht schlafen und hatte seit drei Uhr nachts in Papieren gewühlt und überflüssige Akten angelegt. Ich warf gerade einen Blick aus dem Fenster und sah zu, wie Bill von der Gulf-Tankstelle seinem Kind mitten auf der Cherry Street das Fahrradfahren beibrachte, als das Telefon klingelte.
    Eine Spinne hatte in der Fensterecke ein eindrucksvolles Netz gewebt. Das Netz und die leuchtend bunten Gelenke der Spinnenbeine fingen die Morgensonne ein wie kleine Prismen.
    »Büro des Sheriffs.«
    »Turner?«
    »Am Apparat.«
    »Sam Hamill hier.«
    »Ist mir immer eine Freude.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Ich nehme nicht an, dass du nur anrufst, um mal Hallo zu sagen.«
    »Eher nicht.« Er legte für einen Moment die Hand auf den Hörer - anscheinend um irgendwem etwas zu
sagen. Dann war er wieder dran. »Die Sache ist die: Hier oben ist gerade etwas Eigenartiges passiert.«
    »Nicht so ungewöhnlich.«
    »Ich hab hier eine Leiche.«
    Ich wartete.
    »Genau genommen sind’s sogar zwei. Aber nur eine, die eine Rolle spielt. Ein Mann, der unter dem Namen Jorge Aleché bekannt ist. Sagt dir das was?«
    »Wann?«
    »Irgendwann gestern zwischen Mittag und vier Uhr nachmittags. Er und sein Bodyguard. Warum fragst du?«
    »Reine Neugier. Was genau kann ich für dich tun, Sam?«
    »Ich nehme nicht an, dass du zufällig wieder in der Stadt gewesen bist, oder?«
    »Nein, absolut nicht. Hier unten bei uns war in letzter Zeit auch ziemlich viel los.«
    »Hab davon gehört.« Nach einem Moment fügte er hinzu: »Ich habe mit Sheriff Bates gesprochen. Tut mir leid wegen der Schießerei. Aber er sagte, du hättest den Täter geschnappt.«
    »Zumindest den, der den Abzug gedrückt hat.«
    »Nun, es sieht jedenfalls so aus, als wäre jemand etwas tiefer ins Land vorgedrungen, falls du verstehst, was ich meine. Ungefähr so weit, wie man überhaupt kommen kann, um genau zu sein. Glaubst du, es ist so gewesen, Turner?«
    »Schon möglich.«
    »Ich hab versucht, euren derzeitigen Sheriff anzurufen,
einen gewissen J.T. Burke, und eine … Momentchen … eine

Weitere Kostenlose Bücher