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Turrinis Bauch - Kriminalroman

Turrinis Bauch - Kriminalroman

Titel: Turrinis Bauch - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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alle Schwartel und Knorpel zusammengefressen, die die Gucki vom Seppenwirt mitgebracht hat, weiß der Pezi auch schon, wer die Alena kurz vor ihrem Tod angerufen hat.
    Da ist die Gucki aber wirklich baff. Nie und nimmer hätte sie dem einen Mord zugetraut! Den Europa­meister-Titel im G’scheit-Daherreden: je-der-zeit! Den Weltmeister-Titel in Gschaftlhuberei: je-der-zeit! Aber einen Doppelmord? Nie und nimmer!

VIII
    Funsn hat zwei völlig verschiedene Bedeutungen. Hängen aber trotzdem miteinander zusammen. Genau genommen spricht man in so einem Fall von einer übertragenen Bedeutung . Aber was red ich da lang herum? Erklär ich einfach, was gemeint ist!
    Also: Ursprünglich ist mit Funsn ein schwaches Licht gemeint. Also ein Zündhölzel oder eine Kerze oder von mir aus eine Taschenlampen, wo die Batterie schon am Gar-Werden ist. Übertragen auf den Menschen heißt Funsn dann, dass einer ein bisserl unterbelichtet ist. Geistig. Interessanterweise wird Funsn aber nur für Frauen verwendet. Wie wenn es keine geistig unterbelichteten Männer geben tät. Da kenn ich genug!
    Ist aber halt einmal so: Eine Funsn ist eine Frau. Wobei mit Funsn nicht nur gemeint ist, dass diese Frau deppert ist. Sie muss auch noch ungut und gemein sein, dass man von einer Funsn sprechen kann. Aber das fallt ja in der Regel eh zusammen: Wenn eine wirklich saudeppert ist, dann ist sie ja meistens auch noch ziemlich geschissen. Eine richtige Funsn halt!
    So wie die Frau Mayerhofer. Die Leiterin vom Bezirksaltenheim St. Johann ob der Aist. Stellt sich glatt hin und stoppt auf die Sekunde genau, wie lang die Vivi und die Gucki für die Morgenpflege brauchen. Und tragt dann die Zeit in eine von ihren berüchtigten Tabellen ein.
    Und dann auch noch: mit was für einem Gesichtsausdruck! So verbissen freundlich, wie wenn sie sagen möchte: „Euch faulen Sauen werd ich schon noch beibringen, was Arbeiten heißt!“ Sagt sie aber eh nicht. Sagt nur: „Das geht schon noch ein bisserl flotter, meine Damen!“
    Ist natürlich ein Schmarrn. Weil flotter – flotter geht es beim besten Willen nimmer. Außer du behandelst die alten Menschen nicht mehr wie Menschen, sondern wie ein Stückl Holz. Das kannst du dann schon in Rekordzeit waschen und umziehen, während du gleichzeitig die Bettwäsche wechselst.
    Hat die Gucki ziemlich schnell feststellen müssen, dass ihre neue Tätigkeit ziemlich wenig mit Altenbetreuung zu tun hat. Dafür aber umso mehr mit Fließbandarbeit. Nur dass man da nicht annähernd so gut verdient wie an einem richtigen Fließband. Kein Wunder, dass es dann in den Altersheimen zu wenig Personal gibt!
    Drum ist ja die Gucki auch gleich genommen worden. Wie sie ins Büro von der Mayerhofer hineinspaziert ist. Und gesagt hat, dass sie ein Praktikum machen möchte. Eine Woche lang. Zur Berufsorientierung. Weil ihr das Arbeitsamt eine Ausbildung zahlen tät: Fachschule für Altenfachbetreuung.
    Hat die Mayerhoferin sofort Ja gesagt. Obwohl die Gucki dazugesagt hat, dass sie ihren Hund ins Altersheim mitnehmen muss. War der Frau Heimleiterin auch recht. Hat gleich am nächsten Tag anfangen können, die Gucki. Am Donnerstag. Hauptsache, die Mayerhoferin hat wieder wen, den sie in den Dienstplan eintragen kann. Und der noch dazu nix kostet.
    Drum ist die Gucki, die eigentlich Urlaub hat, heute schon um halb fünf in der Früh aufgestanden und mit dem Turrini Gassi gegangen. Und hat dann um sechs ihren Dienst angetreten. Und macht seither mit der Vivi Morgenpflege am Fließband. Und ist heilfroh, wie die Mayerhoferin mit ihrer Stoppuhr abreißt, um an diesem sonnigen Sommermorgen auch noch die anderen Altenpflegerinnen zu schikanieren.
    „Musst nix denken, Altenpflege sein bleedes Orbeit! Altenpflege sein super Orbeit! Aber Chefin sein bleede Funsn!“, sagt die Vivi. Kaum dass die Mayerhoferin bei der Tür draußen ist. Braucht sich ja nix scheißen, die Vivi, wegen die Heimbewohner. Sind ja eh alle schwerhörig.
    Muss die Gucki natürlich lachen. Weil die Vivi, die eigentlich Viera Vecikerova heißt und wie die meisten Pflegerinnen aus der Slowakei kommt, so gut Mühlviertlerisch kann. Wär doch gelacht, wenn sie der heute nicht noch ein paar saftige Schimpfwörter beibringt! „Und ein schiacher Krampen ist sie auch, die Frau Chefin!“
    „Genau: schiach wie die Nacht schwarz! Der Krampen, der schiache!“ Das ist jetzt aber nicht die Vivi, die das gesagt hat. So schnell kann man den Mühlviertler Dialekt auch wieder nicht derlernen.

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