Turrinis Bauch - Kriminalroman
Mordswut auf die Gucki hat.
Dass dann aber auch noch die allerletzten Spuren verwischt werden – da kann die Gucki wirklich nichts dafür. Weil auf einmal eine alte Frau in einem geblümelten Morgenmantel dahergeschlurft kommt. Die anscheinend einen ziemlich einen Putzfimmel hat. Weil sie den Blutfleck auf der Alena ihrem Arbeitsgewand unbedingt wegwischen will. Mit einem Taschentuch. Weil das aber natürlich nicht hinhaut, zieht sie wenigstens den Nordic-Walking-Stecken aus der Leiche und poliert den. Schaut ja gleich viel ordentlicher aus!
Da ist die Gucki aber sowieso schon dahin. Hat nur noch schnell die Mordwaffe fotografiert – tatsächlich: dieselbe Konstruktion wie beim Mord an der Milena – und sich dann beim Steidi nach der Wohnadresse von der Alena erkundigt. Besser könnt sie es gar nicht derwischen! Die Alena hat – wie alle Altenpflegerinnen aus der Tschechei und aus der Slowakei – gleich neben dem Heim gewohnt. Ein ziemlich ein heruntergekommenes Gebäude. Als Wohnheim für die Pflegerinnen aber immer noch gut genug.
Jetzt ist das so eine Sache mit einer Hausdurchsuchung. Genauer gesagt ist es ja eine Zimmerdurchsuchung . Weil die Alena in einem winzigen Zimmer mit einem winzigen Bad und einer winzigen Kochnische gewohnt hat. Trotzdem ist die Frage vom Pezi durchaus berechtigt: „Was suchen wir eigentlich?“
„Ja, was denn wirklich?“, kann die Gucki nicht gut sagen. Muss ja dem Pezi was lernen, wenn er schon ihr Praktikant ist. Sagt sie halt: „Alles, was eigentlich nicht hergehört!“ Ist leicht so hingesagt. Aber wer sagt dem Pezi, was hergehört – und was nicht? Gut, ein Klopapier gehört ins Klo, Suppenwürfel gehören ins Küchenkastl. Aber wie schaut es mit der Reizwäsche aus? Gehört die in einen Aktenkoffer? Ist das überhaupt eine Reizwäsche – oder eh nur eine normale Unterwäsche? Wie soll der Pezi das wissen?
Er studiert schließlich Publizistik – und nicht Unterwäschen-Wissenschaft! Und recht viel Erfahrung mit Frauen und ihrer Wäsche hat er auch nicht. Weil ihm das verlässliche Brummen von seiner Enfield tausendmal lieber ist als das schrille Kreischen seiner Studienkolleginnen.
Ist die Gucki aber auch überfordert. Unterwäschenmäßig. BH trägt sie keinen, und ihre Unterhosen sind aus weißem Feinripp. Eins ist ihr aber schon klar: So eine übertrieben winzige Unterwäsche – noch dazu in einem Kofferl – schaut ziemlich nach Nebenerwerbsnutten aus.
Aber dann findet der Pezi doch noch was anderes. Was die knallbunte Reizwäsche verblassen lässt. Unter dem Kopfpolster liegt nämlich kein durchsichtiges Spitzenunterhemd, sondern eine Pistole. Kyrillische Buchstaben. Also vermutlich ein russisches Fabrikat. Und geladen auch noch. Mit Schusswaffen kennt sich die Gucki schon wesentlich besser aus als wie mit Unterwäsche. Weil halt der Leo auch ein bisserl mit Waffen handelt.
„Warum hat eine Altenpflegerin eine geladene Puffen unter dem Kopfpolster?“, fragt sie den Pezi. Und gibt ihm auch schon die Antwort, bevor der mit dem Nachdenken überhaupt angefangen hat. Pädagogisch nicht so super – wenn du mich fragst! Wie soll der denn da was lernen? Trotzdem hat die Antwort was für sich: „Weil sie Angst gehabt hat. Angst vor ihrem Mörder!“
„Darf man das als Journalist?“, fragt jetzt der Pezi. Wie die Gucki die Pistole einfach in die Innentasche von ihrer Lederjacke steckt. Diese heikle Frage ist in den ersten vier Semestern Publizistik anscheinend nicht behandelt worden.
„Sowieso!“, belehrt ihn die Gucki. „Das fällt unter die journalistische Verschwiegenheits- und Pistolenunterschlagungspflicht!“ Hat er an seinem ersten Tag Praktikum schon eine ganze Menge gelernt, der Pezi.
Und jetzt lernt er gleich auch noch, wie man mit der Polizei umgeht. Eigentlich hätte die Gucki ja noch sämtliche Heimbewohner ausquetschen wollen. Muss sie aber verschieben. Weil jetzt ein schwarzer BMW mit Blaulicht, Folgetonhorn und quietschenden Reifen vor dem Altersheim hält. Das kann nur der Rammer sein!
„Servus, Herr Oberstleutnant! Na, haben sie dir eine Kindergartentante verpasst: damit du nicht immer gleich auszuckst?“
Aber der Herr Oberstleutnant hat sich im Griff: „Wenn ich vorstellen darf: Frau Magister Wurm, Mühlviertler Nachrichten – Frau Magister Punzenberger, Kriminalpolizei Oberösterreich .“
Das ist der Frau Magister Punzenberger aber viel zu formell: „Ich bin die Helli!“
„Hallo Helli! Bist du nicht noch ein bisserl zu
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