Turrinis Bauch - Kriminalroman
Das ist die Frau Ledermüller. Die gerade von der Vivi und von der Gucki gewaschen wird. Und weil sie seit gestern ein neues Hörgerät hat, beteiligt sie sich halt auch ein bisserl an der Unterhaltung.
Wird die Morgenpflege direkt eine Gaudi! Weil die Frau Ledermüller früher einmal Wirtin war und eine Goschen wie ein Schwert hat. Die kennt so viele Schimpfwörter, dass nicht nur die Vivi, sondern auch die Gucki noch was lernen kann. Nur die Frau Raab, die mit der Frau Ledermüller im selben Zimmer liegt, hat Lernprobleme. Mitsamt Hörgerät stocktaub.
Spielen sie halt Stille Post. Die Rosi – die Frau Ledermüller heißt Rosi – die Rosi also sagt: „Blöde Blunzen!“ Die Vivi wiederholt es, so gut es halt geht: „Bleede Blu-znn!“ Die Gucki schreit es der Frau Raab ins Ohr. Und die fragt dann: „Was tut hunzen?“ Und dann lachen alle vier, dass es sie fast zerreißt. Und dann kommt auch schon das nächste Schimpfwort. Kurzum: eine Morgenpflege für die Seele!
Dabei tun sie aber alle miteinander der Mayerhoferin ein bisserl unrecht. Weil es ja nicht die Frau Heimleiterin ist, die die Geschichte mit der Stoppuhr erfunden hat. Sondern irgendwelche Beamten. In der Sozialabteilung des Landes Oberösterreich. Weil das Land halt kein Geld mehr hat für die alten Leute.
Für einen Geschenkskorb zum Hunderter reicht es schon noch – für das Pflegepersonal in den Altersheimen aber reicht es hint und vorn nimmer. Auch wenn sie die Pflegerinnen noch so schlecht zahlen! Die Vivi – zum Beispiel – ist eine gelernte Krankenschwester, ist aber nur als Hilfskraft angestellt und dementsprechend schlecht bezahlt. Weil das Diplom aus der Slowakei bei uns nicht gilt. Bei der Milena und bei der Alena war das was anderes. Die haben in Österreich die Fachschule für Altenfachbetreuung gemacht. Die haben sie schon besser zahlen müssen.
„Meglicherweise Milena und Alena nur abgestecht mit die Nordic Walking, weil zu teier fir St. Hans?“, vermutet die Vivi. Und zieht dabei so die Augenbrauen hoch, wie wenn sie das ganz im Ernst meinen tät.
Spielt die Gucki natürlich mit: „Und wer ist dann der Mörder? Die Mayerhoferin – oder der Herr Soziallandesrat höchstpersönlich?“
Und dann müssen sie auch schon wieder so lachen, dass ihnen der Herr Haunschmid, der grad mit der Morgenpflege dran ist, fast aus dem Bett gefallen wär. Trotzdem lacht er mit. Nicht, weil er irgendetwas von dem versteht, was die Ganserl da daherschnattern. Einfach nur, weil der Tag heut mit zwei quietschvergnügten Mädeln beginnt – und nicht mit einem verbissenen Pflegeroboter!
„He, was soll denn das? Diese ganze Altersheim-Geschichte?“, wird man sich schon die längste Zeit fragen. „Da hat die Gucki den Mörder praktisch schon am Krawattl – den, der die Alena kurz vor ihrem Tod angerufen hat. Aber statt dass sie ihn nach Strich und Faden verhört, verplempert sie ihre Zeit im Altersheim?“
„Nur keine Angst!“, sag ich da. Die Gucki wird den Holzinger Bertl schon noch verhören. Aber zum richtigen Zeitpunkt! Weil einer, der schon mit neunundzwanzig Bürgermeister geworden ist, der weiß auf alles eine Antwort. Oder zumindest eine gute Ausrede. Muss ihn die Gucki im richtigen Moment derwischen. Nämlich am Samstag.
Aber nicht dass jetzt wer glaubt: weil am Samstag der Mondkalender günstig für Verhöre ist! Nein, weil da das Trillinger Feuerwehrfest ist. Sprich: Pflichttermin für den Holzinger. Weil er natürlich bei jedem Blumenthaler Verein ist. Praktisch Voraussetzung, wenn du Bürgermeister werden willst. Ist er natürlich auch bei der Feuerwehr. Muss er sich natürlich bei jedem Feuerwehrfest im Bezirk sehen lassen, wenn er einmal Landtagsabgeordneter werden will. Und das hat er fest vor, der Bertl.
Hat die Gucki also am Montag das Holzinger-Verhör verschoben. Und sich lieber ausgeschlafen. Am Dienstag hat sie dann mit dem Pezi eine Mühlviertler Nachrichten zusammengebastelt, dass die Kriminalpolizei Oberösterreich und sämtliche anderen Zeitungen in ganz Österreich der Neid gefressen hat. Acht Seiten über den Doppelmord! Mit den allerschönsten Fotos! Genau genommen waren es ja eher die allerschiachsten Fotos. Nordic-Walking-Stecken, die aus Brustkörben ragen, sind halt einmal keine Werbung für diesen Sport!
Hat der Rammer komplett durchgedreht. Wie er am Mittwoch die Mühlviertler Nachrichten gesehen hat. Diese Wurm hat ihn schon wieder verarscht! Aber komplett auch noch! Na, warte! Das wirst du mir
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