Turrinis Bauch - Kriminalroman
büßen! Büßen muss es aber vorläufig einmal sein armer BMW . Der einen neuen Streckenrekord Linz–Freistadt aufstellt. Wobei der Rammer zugeben muss, dass seine neue Kollegin gute Nerven hat. Weil die Helli nicht einmal mit der Wimper zuckt, wie er im Neumarkter Tunnel – praktisch im schönsten Überholverbot – gleich drei LKW hintereinander überholt.
Überhaupt: Die Helli hat er anscheinend unterschätzt. Weil die Watschen, die sie diesem Journalisten-Lehrbuben jetzt verpasst, ist wirklich nicht ohne. Und weil sie ihm dann auch noch ihre Dienstpistole an die Schläfe hält, rückt er tatsächlich die eine Mordwaffe heraus. Und gesteht, dass der andere Nordic-Walking-Stecken im Altersheim ist. Wirklich tüchtig, die Helli!
Und geschickt auch. Weil sie dann in St. Johann die alten Leute nicht mit gezogener Dienstwaffe verhört, sondern mit einer ganzen Schachtel Pralinen. Hat sie extra in Freistadt gekauft. Und wirklich: Die machen sofort den Mund auf! Ist die zweite Mordwaffe schnell gefunden. Nur hat so eine alte Schachtel den Stecken leider so gut geputzt, dass es keine verwertbaren Spuren mehr gibt.
Aber dann haben sie in kürzester Zeit auch schon einen dringend Tatverdächtigen. Weil ein gewisser Strauß Wilhelm mit der Milena kurz vor ihrem Tod eine lautstarke Auseinandersetzung gehabt hat. Mitten im Altersheim. Kommt direkt ein Tempo hinein in ihre Ermittlungen!
Weil sie den Strauß auf der Stelle in seinem Friseurgeschäft festnehmen und in Handschellen nach Linz schleppen. Zum Verhör. Da steht aber dann auch die Helli an. Weil wenn einer so ein wasserdichtes Alibi hat wie der Strauß, da nutzen auch Pralinen und eine Dienstwaffe nix!
Wobei der Rammer zugeben muss, dass die Helli wirklich eine ausgefeilte Verhörtechnik hat. Zuerst hat die dem Strauß einen Kaffee serviert – und gleich drauf hat er auch schon eine Watschen gehabt. Dann hat er ein nasses Taschentuch für sein geschwollenes Aug gekriegt – und im nächsten Moment hat ihm die Helli auch schon ihre Glock in den Mund gesteckt.
Trotzdem stellt sich nach vierstündigem Verhör heraus, dass alles vergebliche Liebesmüh war. Das Alibi von dieser warmen Drecksau ist halt einmal hieb- und stichfest. Und wenn er sich wegen der paar Watschen beschweren sollte, dann hängen sie ihm ein Widerstand gegen die Staatsgewalt an, dass es nur so tuscht. Und eine Schwere Körperverletzung . Immerhin ist der Helli beim Zuhauen ein Fingernagel abgebrochen.
Viel blöder ist da, dass sie diese Journalisten-Tussi nicht und nicht erwischen. Jeden Tag – Donnerstag, Freitag, Samstag – jeden Tag stehen sie schon um sechs in der Früh vor ihrer Haustür. Wer aber nicht da ist, ist diese verfickte Wurm!
Eh klar! Weil ja die Gucki ihr Praktikum macht. Jeden Tag Frühdienst. Kräult eh schon am Zahnfleisch daher. Weil sie das frühe Aufstehen nicht gewohnt ist. Genauso wenig wie der Turrini. Nur hat es der leichter. Weil er nicht arbeiten muss. Weil keiner von den alten Leuten „Pfui!“ sagt, wenn er ins Bett springt. Ganz im Gegenteil! Da wird er noch zugedeckt! Und Gutenachtgeschichten kriegt er auch erzählt!
Trotzdem hat sich das Praktikum für die Gucki ausgezahlt. Erstens einmal weiß sie jetzt hundertpro, dass sie nicht alt werden will. So nicht! Nicht in so einem Altersheim! Wo du weniger Privatsphäre hast als wie ein Hendl in einem Hühnermastbetrieb.
Ich will jetzt gar nicht hinpecken auf die Tierschützer. Weil was die sagen, stimmt ja eh: dass die Viecher unmenschlich behandelt werden. Aber die alten Menschen werden bei uns genauso unmenschlich behandelt. Nur reißt da keiner die Goschen auf! Von wegen nicht artgerechte Seniorenhaltung. Darf die Gucki gar nicht lang nachdenken. Sonst vergisst sie noch ganz, warum sie überhaupt da ist. Also: Was hat sie bis jetzt herausgefunden?
Parallelen. Zwischen den Mordopfern. Beide, die Milena und die Alena, kommen aus derselben Kleinstadt in der Slowakei. Beide alleinerziehende Mütter. Beide gelernte Krankenschwestern. Beide jahrelang Hauskrankenpflegerinnen im Mühlviertel. Vierundzwanzig Stunden am Tag. Wirst du natürlich auch zum Kochen und zum Putzen und zum Stallgehen eingeteilt. Und manchmal sogar zum Sexuell-belästigt-Werden. Weil so viel Arbeit macht ein alter Mensch auch wieder nicht, dass du da die ganzen vierundzwanzig Stunden brauchst. Weiß die Gucki alles von der Vivi. Die auch Jahre als Hauskrankenpflegerin gearbeitet hat.
Jetzt kommt aber auch schon die entscheidende
Weitere Kostenlose Bücher