Turrinis Bauch - Kriminalroman
die Erektion in seiner Jägerleinen-Hose so weit nach, dass er aufstehen kann.
Das darauf folgende Schreiduell zwischen dem Sprinzenstein und dem Pezi sparen wir uns aber. Weil ich doch schon ein älteres Leut bin. Und mit dem Alter immer lärmempfindlicher werd. Viel wichtiger ist ja eh, was die Gucki – jetzt ist sie ja wieder die Gucki – und nicht mehr die Vivi – was also die Gucki jetzt macht.
Seelenruhig durchsucht sie dem Sprinzenstein seinen Aktenschrank. Hat ja genau zugeschaut, wo er die Karteikarte, die er für die Frau Vecikerova angelegt hat, hingetan hat. Alles fein säuberlich nach dem Alphabet geordnet.
Und wirklich: Butsek, Alena unter B und Syrowatka, Milena unter S. Kann die Gucki ruhig in die Tasche stecken. Mit denen verdient der Sprinzenstein so oder so kein Geld mehr. Mit der Vecikerova, Viera allerdings auch nicht. Weil sich die jetzt ziemlich überhastet von ihm verabschiedet.
„Auf frehliches Wiedersehen! Missen schnell zu die Haus, weil haben finf Kinder, wos schreien firchterlich!“
Und weg ist sie. Dabei hätt sie der Sprinzenstein auf ein Mittagessen eingeladen. Wenn nicht sogar auf ein Hotel. Weil er schon ein Herz für seine Pflegerinnen hat.
Die Gucki hat aber auch ein Herz. Für ihre Praktikanten. Ist ja so stolz auf ihren kleinen Pezi! Muss sie ihn wirklich einladen. Aber nicht in ein Gasthaus. Der hat sich was Besseres verdient: eine Vinothek! Gleich am Retzer Stadtplatz.
Mit einem Schlag kann sich die Gucki wieder an alles erinnern. Gut, vielleicht nicht an alle Weine, die sie gekostet haben. Zumindest aber daran, dass es doch ein paar zu viel gewesen sein müssen. Weil das Autofahren dann nimmer so hingehaut hat.
Sind sie halt eingekehrt. Praktisch zur Ausnüchterung. Das war aber nicht mehr im Weinviertel, sondern schon im Waldviertel. War da so ein Schild:
METAL HEAVEN
Und am Parkplatz noch einmal ein Schild:
Just for Harleys
Hat man sie aber trotzdem hineingelassen. Weil der Pezi seinen Motorrad-Zulassungsschein hergezeigt hat. Und die Royal Enfield kurzerhand zur Harley Davidson von Indien erklärt hat. Und weil die Gucki in ihrem Super-Minirock halt schon eine Augenweide war. Wobei ich mir beim besten Willen keinen Harley -Fahrer vorstellen kann, der das Wort Augenweide in den Mund nimmt. Sagen wir also lieber: Weil die Gucki schon eine heiße Braut war.
Wird der Gucki auf einmal auch ziemlich heiß. Weil jetzt die Erinnerung über sie drüberschwappt. Aber schon wie ein Hundert-Liter-Schaffel siedend heißes Wasser! Wenn sie sich nicht ganz täuscht, haben jetzt dreizehn Harley -Fahrer aus der schönen Steiermark ein schönes Foto auf ihrem Handy. Und auf jedem Foto sitzt die Gucki wieder auf einer anderen Harley . Aber auf jedem Foto hat sie dasselbe an: Stöckelschuhe, Strümpfe, Strapse, eine Unterhose, die so winzig ist, dass sie den Namen gar nicht verdient – und sonst gar nix!
Gut, dass sie gestern wenigstens mit dem Karmann Ghia unterwegs waren. Sonst hätt sie womöglich auch noch auf der Enfield vom Pezi oben ohne posiert. Und das wär ihr dann doch ein bisserl peinlich.
Wenn du mich fragst: auch nicht viel peinlicher, als wie wenn du von deinem Praktikanten schwanger wirst!
XII
Lowalat ist ein wirklich ein schönes Beispiel. Ein Musterbeispiel sozusagen. Dafür, dass ein Wort im Dialekt das genaue Gegenteil von dem heißen kann, was es auf Hochdeutsch bedeutet.
Lowalat kommt vom hochdeutschen lau . Besser gesagt: Lau kommt von lowalat : weil ja zuerst der Dialekt da war – und dann lang nix – und dann erst ist irgendwann einmal das Hochdeutsche gekommen. Hat ja erst erfunden werden müssen. Von einem gewissen Martin Luther. Der war angeblich so wampert, dass ein Tischler bei dem seinen Schreibtisch so einen Halbkreis ausschneiden hat müssen. Sonst wär er mit den Händen gar nicht bis zum Papier gekommen. Wird sich der Tischler heut noch im Grab umdrehen. Praktisch mitschuldig an der Erfindung von dem depperten Hochdeutsch.
Das aber nur so nebenbei. Wo waren wir gleich noch? Richtig: beim Gegensatz zwischen lau und lowalat ! Obwohl: Eigentlich handelt es sich ja genau genommen nicht um einen Gegensatz, sondern um einen Widerspruch. Die zwei Wörter bedeuten ja genau das Gleiche – nur dass der Wortinhalt anders bewertet wird. Aber schon ganz anders!
Lau ist grundsätzlich was Positives – vom lau warmen Wasser bis hin zum lauen Mailüfterl –, während lowalat eindeutig was Negatives ist. So einen lowalaten Händedruck, dass du
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