Turrinis Bauch - Kriminalroman
Doppelmord – ja, womöglich um einen Serienkiller – und dann erzählt uns der saublöde Geschichten über saublöde Hunde-Kunststücke?“
„Moment!“, sag ich da aber. „Moment einmal! Erstens ist das ein Eins-a-Kunststück, zehnmal schwieriger wie das Wurstsemmel-Stehlen beim Kommissar Rex , und zweitens ist der Turrini halt einmal die Hauptfigur in der ganzen Geschichte. Heißt es jetzt Der Serienkiller – oder heißt es Turrinis Bauch ? Eben!“
Weil ein bisserl einen Bierbauch hat er ja schon, der Turrini. Macht aber eh nix bei einem Mann! Finden manche Frauen sogar männlich, ein so ein bisserl einen Bauch.
Ein Bauch – das tät der Gucki grad noch fehlen! Drum sucht sie jetzt doch ziemlich verzweifelt nach einem Präservativ. Nach einem gebrauchten – wohlgemerkt! Nicht nach einem gebrauchsfertigen. Hat ja nicht vor, ihren Praktikanten zu vernaschen. Sondern Angst, dass sie das bereits in der Nacht erledigt hat.
Nimmt ja schon seit Monaten nicht mehr die Pille. Für was denn? Wenn ihr sowieso keine brauchbaren Männer über den Weg rennen. Und für den Fall der Fälle hat sie eh immer eine Dreierpackung Blausiegel in ihrer Lederjacke. Nur hat die leider nicht mitfahren dürfen ins Weinviertel.
Hätte dem Herrn Sprinzenstein gar nicht gefallen. Wie der daherkommt – Jägerleinen-Anzug mit Trachtenmascherl –, steht er nicht auf strenge Herrinnen in schwarzem Leder, sondern auf arme Hascherl in Zuckerlrosa. Genau das hat ihm die Gucki auch vorgespielt. Das Hascherl nämlich.
„Grieß Gott, der Herr! Hob ich die Ehre mit die Herr Cheff von die Obendrot?“, hat sie ihn angeredet. Und dabei scheu den Kopf gesenkt und verlegen mit der Handtasche herumgetan.
Gell, schon eine gute Schauspielerin, unsere Gucki? Hat ihr der Sprinzenstein die slowakische Krankenschwester doch glatt abgekauft.
„Viera Vecikerova sein Nome. Ober Leitte sogen: Vivi!“
Hat ihr der Sprinzenstein gleich Platz angeboten. Aber nicht auf dem armseligen Sessel vor seinem Schreibtisch, sondern auf einer waschechten Biedermeier-Sitzgarnitur. Damit er auch was sieht von die Haxen. Weil die Gucki – oder sagen wir besser: die Vivi – weil die Vivi zwar verzweifelt versucht, den winzigen Minirock ein bisserl weiter nach unten zu zupfen, damit aber so gar keinen Erfolg hat.
Hält sich der Sprinzenstein gar nicht lang mit arbeitsrechtlichen Details auf: dreiundzwanzig Stunden Dienst, eine Stunde Freizeit – muss aber mit dem Arbeitgeber vereinbart werden –, eigenes Zimmer, Verköstigung, dreißig Euro am Tag. Dreißig Prozent davon kriegt die Agentur für Verwaltungs- und Transportaufwand. Weil die Hauskrankenpflegerinnen von der Agentur zum Arbeitsort gebracht und nach vierzehn Tagen wieder abgeholt werden.
Das ist es aber auch schon. Keine Rede von einer Krankenversicherung oder von einer Unfallversicherung oder gar von einem Urlaub! Nicht einmal ihre Zeugnisse will er sehen. Dabei hat die Gucki die allerschönsten Zeugnisse in ihrer Handtasche. Die von der Vivi nämlich.
Dafür bietet ihr der Sprinzenstein einen Cognac an. „Auf die gute Zusammenarbeit!“ – wie er das nennt.
Während er aber einschenkt, malt sich die Gucki schnell ihre Lippen nach. Weil: Geschminkt ist sie heute für ihren Auftritt natürlich auch. Und schickt so nebenbei dem Pezi ein SMS : Hopp ! Das ist auch schon der ganze Text.
Der Pezi kennt sich aber trotzdem aus. Weil sie das Ganze schon durchgespielt haben. Im Auto. Auf der Fahrt nach Retz. Da hat die Gucki die Sekretärin vom Sprinzenstein gespielt – und er den jungen dynamischen Redakteur der Mühlviertler Nachrichten .
Den spielt er jetzt auch. Aber wirklich überzeugend! Knallt der Sekretärin seinen Presseausweis hin und überschüttet sie gleich mit einem ganzen Wasserfall von unangenehmen Fragen, die alle darauf hinauslaufen, dass die Agentur Abendrot nicht nur Hauskrankenpflegerinnen, sondern auch illegale Prostituierte vermittelt. Kein Wunder, dass die arme Sekretärin da um Hilfe schreit. Hilfe! Da muss der Herr Chef her!
Eh schon höchste Zeit! Weil der Herr Chef seiner neuer Dienstnehmerin schon ziemlich nahe gekommen ist. Weil er schon höchst interessiert die Karo-Muster auf den Oberschenkeln seiner lieben Vivi untersucht. Mit feuchten Händen noch dazu!
Kann er sich natürlich nur schwer losreißen. Erst wie der Wirbel in seinem Vorzimmer langsam, aber sicher die Ausmaße einer kleinen Orgie annimmt – Männergebrüll, dazwischen spitze Schreie einer Frau –, lässt
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