Turrinis Bauch - Kriminalroman
glaubst, du hast einen warmen Leberkas in der Hand – den kann die Gucki überhaupt nicht verputzen. Noch weniger aber einen Menschen, der als ein Ganzer lowalat ist: nicht ja – nicht nein, nicht Fisch – nicht Fleisch! Brr!
Noch ärger ist da nur mehr ein lowalates Fußballspiel. So wie jetzt. Freitag, 25. Juni: Brasilien–Portugal . Für so ein Spiel ist ja das Wort lowalat noch eine Untertreibung!
Hat der Turrini wirklich recht gehabt, dass er daheimgeblieben ist. Schlafen kann er daheim auch. Letzten Sonntag, wie Brasilien gegen Elfenbeinküste gespielt hat, hat ihn die Gucki ja mitgenommen. In Mandi’s Saustall . Hat aber auch nix genutzt, dass er immer aufmunternd gebellt hat, wenn die Brasilianer am Ball waren. Haben trotzdem lowalat gespielt.
Weil aber das heutige Spiel – eigentlich ist es ja kein Spiel , sondern ein einziger Krampf – weil also das heutige Gegenteil von einem Spiel genauso öd ist, kann sich die Gucki ein bisserl Sorgen um ihren kleinen Turrini machen. Muss sie ja sogar.
Aber nicht weil ihm der Leo bei ihrer letzten Wirtshaustour beigebracht hat, dass er beim Horst-Wessel-Lied mitwinselt. Die politische Einstellung von ihrem Hund ist der Gucki völlig wurscht. Nicht wurscht kann ihr allerdings sein, dass sich ihr Turrini-Burli langsam, aber sicher versauft. Wie lang wird das seine kleine Leber noch aushalten?
„Ob sie in der Trinkerheilanstalt Kalksburg auch Hunde nehmen?“, fragt sich die Gucki jetzt. Und bestellt schnell noch ein Bier. Bevor die erste Halbzeit um ist. Eh erst das vierte! Und gestern hat sie sowieso keinen Tropfen getrunken. Wenn man von den sechs Halben zum Frühstück absieht. Aber sie hat sich ja von den steirischen Harley -Fahrern standesgemäß verabschieden müssen.
Und mit dem Leo hat sie dann sowieso nur mehr vier Bier getrunken. Und vielleicht den einen oder den anderen Whiskey. Wie sie den Turrini abgeholt hat. In Frankys Bar . Ist ja schließlich ihr Stammwirtshaus. Und außerdem ist das bei ihr was anderes. Weil sie kein kleiner Hund ist, sondern eine große Frau!
Weil aber die Gucki wirklich keine Lust hat, noch länger an das Thema Alkohol zu denken, denkt sie wieder einmal über ihren Mörder nach. Praktisch die ganze zweite Halbzeit. Die genauso fad ist wie die erste.
Irgendwie auch ziemlich lowalat , der ganze Fall. Damit mein ich jetzt natürlich nicht die Morde an sich – die sind eh spektakulär. Damit mein ich die Ermittlungen von der Gucki. Ziehen sich dahin wie ein Strudelteig. Da brauchst du schon eine ziemlich eine Geduld.
Hat sie aber nicht, die Gucki. Ist bei ihr einfach nicht drin, Geduld! Dafür hat sie einen Dickschädel, dass es die Hälfte auch tät. Sprich: Hartnäckigkeit, wenn nicht sogar Sturheit. Kommt aber eh aufs selbe hinaus – wenn du mich fragst. Weil Sturheit ja nichts anderes ist als eine ziemlich aggressive Form von Geduld.
Dass wir uns da nicht falsch verstehen: Bei ihrer Arbeit als Altenbetreuerin – die Gucki hat ja ihr Praktikum um fünf Wochen verlängert – bei ihrer Arbeit im Altersheim also ist die Gucki kein bisserl aggressiv. Ganz im Gegenteil: Liebevoller geht es gar nimmer!
Aber so nebenbei hat sie heute wieder von sechs bis sechzehn Uhr etliche Heimbewohner ausgequetscht wie eine Zitrone. Nur halt nicht mit Daumenschrauben, sondern mit Freundlichkeit und Witz. Wenn sie die jungen Männer auch so gut behandeln tät wie die alten, wär sie schon längst dreimal verheiratet und hätte mindestens fünf Kinder. Aber das ist eine andere Geschichte!
In St. Hans sind wir grad! Liebevolle Verhörtechnik hin, liebevolle Verhörtechnik her – trotzdem hat die Gucki so gut wie nichts herausgekriegt. Zumindest nichts über den Mörder. Über die Abgründe der Altenpflege sehr wohl!
Ist der Gucki schon vom allerersten Tag an aufgefallen, dass die Hungerbauer Erni in St. Hans eine Sonderbehandlung genießt. Um die hat sich die Mayerhoferin höchstpersönlich gekümmert. Ich mein: nicht dass ihr die Frau Heimleiterin persönlich den Arsch ausgewischt hätt – das dann auch wieder nicht. Aber bei der Erni hat das Arschauswischen nicht nach der Stoppuhr gehen müssen. Und auch sonst: Die Erni ist einfach bevorzugt behandelt worden.
Hat die Gucki ziemlich schnell herausgefunden: warum? Weil die Erni Geld hat – nicht nur ein Taschengeld wie alle anderen. Das muss man jetzt vielleicht ein bisserl erklären. Wenn du ins Heim gesteckt wirst, kostet das natürlich ein Geld. Viel Geld sogar! Wird dir deine
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