Turrinis Bauch - Kriminalroman
sondern um zehn Halbe. Erstens hat der Mandi dann auch als Wirt was davon. Und zweitens sind zehn Bier genau die Menge, die man während einem Fußballspiel kommod trinken kann. Mehr wäre übertrieben. Weil man es dann mit dem Klogehen nicht bis zur Halbzeit beziehungsweise bis zum Schlusspfiff schafft.
Während jetzt alle Gäste von Mandi’s Saustall und natürlich auch der Mandi selber wie gebannt in den Fernseher glotzen, schaut die Gucki zwar auch hin, aber halt nur hin – und nicht hinein . Weil sie wieder einmal ins Narrenkastl schaut. Weil ihr noch immer der heutige Vormittag durch den Kopf geht.
Meingott, war das peinlich! Was hat sie sich dabei nur gedacht? Wie sie den Notar bei seinem Jaguar abgepasst hat. Wie sie hingebungsvoll seine Windschutzscheibe geputzt hat. Wie sie gleich zwei Knöpfe von ihrer Arbeitsbluse aufgemacht hat. Wie sie ihn gefragt hat: „No, ist der Herr Doktor praktisch schon Stommgost bei die Frau Hungerbauer? Muss hoben jede Menge zu die vererben? Wer wird denn sein der Glickliche?“
„Wie Sie wissen, bin ich leider an die Amtsverschwiegenheit gebunden. Leider!“, hat der Herr Doktor geantwortet. Und beim zweiten leider schon ziemlich vielsagend in ihren Ausschnitt geschaut. Weil die Gucki wieder einmal trotz Dienstvorschrift so gar keinen BH angehabt hat. Hat sie sich direkt schon Hoffnungen gemacht, die Gucki. Und die Windschutzscheibe noch zärtlicher gestreichelt. Hat ihre Hoffnungen aber jäh begraben müssen.
„So wunderschön Ihr slawischer Akzent auch ist, Gnädige Frau – Sie müssen mich jetzt leider entschuldigen! Die Pflicht ruft!“, hat der Herr Doktor dann nämlich gesagt. Bevor er sich mit einem Lächeln verabschiedet hat: „Übrigens, Danke fürs Scheiben-Putzen, Frau Magister Wurm! Beim nächsten Mal bleib ich länger – dann können sie sich über den Rest vom Jaguar hermachen!“
Pah! Das war kein Lächeln – das war ein Grinser ! Der grinst ja noch immer übers ganze Gesicht, dieser arrogante Saubeutel von einem Notar!
Und jetzt wendet er seinen blöden Jaguar , schaltet die Scheinwerfer ein, lässt den Motor ein paar Mal am Stand aufheulen und rast auf die Gucki los. Sie will wegrennen, steht aber da wie angewurzelt. Geduckt kommt der Jaguar auf sie zugeschossen. Wirklich wie eine Raubkatze! Im nächsten Moment wird er sie auch schon in der Luft zerfetzen.
Es ist aber nur der Mandi, der die Gucki hin und her beutelt. Weil Sperrstund ist. Weil sie mitten im schönsten Fußballspiel eingeschlafen ist.
XIII
Zitzerlweis ist auch so ein Wort, das früher oder später unwiderruflich aussterben wird. Weil ja schon die längste Zeit praktisch nur mehr mit der Melkmaschine gemolken wird. Und nimmer Zitze für Zitze mit der Hand. Eben zitzerlweis .
Zitzerlweis heißt grundsätzlich einmal, dass was langsam geht. Mit der Hand melken braucht halt seine Zeit. Und dass es mühselig ist, heißt es natürlich auch. So weit die negative Bedeutung von zitzerlweis .
Gibt aber auch eine positive. Beim händischen Melken bist du natürlich viel genauer und sorgfältiger als wie die allerbeste Melkmaschine. Und kriegst auch mehr Milch heraus. Sprich: Wenn du was zitzerlweis machst, dauert es zwar länger, ist aber effizienter.
Trotzdem fällt jetzt der Gucki nur die negative Bedeutung von zitzerlweis ein. Aber schon sowas von zitzerlweis , ihre Ermittlungen! So ein Haufen Arbeit – und keine nennenswerten Ergebnisse!
Wenigstens ist es jetzt mit der zitzerlweisen Taktik der Brasilianer vorbei. Haben gestern gegen die Holländer verloren. 1:2. Und das nach einer 1:0-Halbzeit-Führung! Aber recht geschieht ihnen! Wer so zitzerlweis herumtut, hat bei einer WM nichts verloren!
Hat die Gucki vier Fassl Bier gezahlt – hat ja mit dem Fuzzi, dem Maxi, dem Johnny und dem Gerri gewettet – und hat dann ihre Fußballdress zur Schmutzwäsche geschmissen. Damit ist die Fußball- WM 2010 für sie erledigt. Kann sie sich voll und ganz auf ihre Ermittlungen konzentrieren. An dem sieht man übrigens, dass sich die Gucki eigentlich längst für eine Kriminalistin hält. Und nicht für eine Journalistin . Sonst tät es statt Ermittlungen ja Recherchen heißen.
Dabei hat sie wirklich sorgfältig recherchiert. Über den Herrn Notar nämlich. Hat sie nur das Fräulein Aistleitner anrufen müssen. Die Dorftratschen von St. Anton. Die weiß über einen jeden im ganzen Bezirk Bescheid. Gegen die sind das FBI und der KGB alle miteinander Armutschkerl.
„Der Dr. Canetti? So,
Weitere Kostenlose Bücher