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Turrinis Bauch - Kriminalroman

Turrinis Bauch - Kriminalroman

Titel: Turrinis Bauch - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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warm!“, hat sie der Gucki einmal erklärt.
    Woher hat die Erni aber das viele Geld? Leicht erklärt. War mit einem Tierarzt verheiratet, die Erni. Da brauchst du nur einmal einen Bauern nach seiner Tierarztrechnung fragen – dann weißt du, dass sich ein Tierarzt bei uns krumm und blöd verdient. Hat der Gucki sofort eingeleuchtet. Hat sie nur an ihre eigenen Tierarzt-Rechnungen denken müssen. Was sie ihr kleiner Turrini schon gekostet hat! Jedes Mal Raufen eine eitrige Schnauze oder ein geschwollenes Haxl. Heißt: siebzig Euro. Heißt aber nichts anderes als tausend Schilling! Für fünf Minuten Arbeit! Da kannst du dir dann den Stundenlohn ausrechnen!
    Die Gucki denkt nämlich schon noch in Schilling. Ich mein: Wenn sie in Frankys Bar schnell einmal zehn Bier trinkt, dann rechnet sie ihre Zeche natürlich nicht in Schilling um. Bei größeren Beträgen aber schon. Und dann schreckt sie sich.
    Dabei tät sie sich noch viel mehr schrecken, wenn sie die kleinen, die tagtäglichen Ausgaben umrechnen tät. Nehmen wir nur einmal ihre Zigaretten! Die Gucki raucht Gauloises filterlos . Kostet das Packerl vier Euro zwanzig. Schaut nicht arg aus. Aber wehe, du rechnest es um: achtundfünfzig Schilling! Oder eine Halbe Bier am Freistädter Volksfest : nicht vier Euro, sondern fünfundfünfzig Schilling!
    Ja, ist mir schon klar, dass das nicht da hergehört. Aber weil’s wahr ist! Weil es geheißen hat, in der EU wird alles billiger. Gar nix ist billiger geworden! Es kommt den Leuten nur so vor. Weil sie nicht rechnen können. Drum ist ja auch die Schuldnerberatung seit Jahren die größte Wachstumsbranche.
    Jetzt hab ich mich aber wirklich verrannt. Wo waren wir gleich noch? Bei der Erni! Und bei ihrem vielen Geld. Jetzt aber die Tragödie. Hat die Erni ein Kind gehabt. Ein einziges. Den Horsti. Eh klar, dass sie ihn Horst getauft haben. Wie der Papa. Hat auch auf Tierarzt studiert. Wie der Papa. Brav hat er studiert. In Rekordzeit. Hat ihm der Papa zur Promotion einen Porsche geschenkt. Vorher VW Käfer 1200 : 34 PS . Jetzt Porsche 911 : 220 PS . Hat sich der Horsti derstessen. Drei Tage nach der Promotion! Auf der Kurvenstrecke zwischen Gutau und St. Anton. War sofort tot.
    Hat den Papa das Leben nimmer recht gefreut. Hat er sich halt ein bisserl versoffen. Hat die Erni sogar verstanden. Ist aber dann doch froh gewesen, wie er den Herzinfarkt gekriegt hat. Leider mitten im Puff. In Freistadt. Hat die Erni nicht einmal mit viel Geld ganz vertuschen können. War aber trotzdem ein schönes Begräbnis. Mit Jagdhornbläser und allem Drum und Dran.
    Da sieht man schon, was für ein einsamer Mensch die Erni sein muss. Wenn sie ihr das alles erzählt, obwohl sie die Gucki grad einmal vierzehn Tag kennt. Weil so eine schöne Geschichte, dass man das gleich einem wildfremden Menschen derzählt, ist das auch wieder nicht!
    Auf jeden Fall ist dann die Erni mutterseelenallein dagestanden. Sind natürlich die Depressionen dahergekommen und haben sich auf die Erni gestürzt wie die Fleischfliegen auf ein stinkertes Geselchtes. Ist der Erni nichts anderes übriggeblieben, als dass sie sich alle möglichen Krankheiten zugelegt hat. Von der Herzrhythmusstörung bis hin zum Oberschenkelhalsbruch.
    Und wer pflegt dich, wenn du keine Verwandtschaft hast? Richtig: die braven slowakischen Pflegerinnen von der Agentur Abendrot ! Wobei die Erni mit den allermeisten nicht zufrieden war. Hat die Pflegerinnen gewechselt wie – na, grad halt nicht wie die Windeln. Aber fast. Halt nicht ein paar Mal am Tag, aber schon ein paar Mal im Monat. Hat beim Günther Maria Sprinzenstein angerufen und einen solchen Wirbel gemacht, bis er wieder eine neue Pflegerin geliefert hat. Die astronomischen Bearbeitungsgebühren, die er dafür verrechnet hat, waren ihr sowieso wurscht.
    „Und was war mit der Milena und mit der Alena?“, hat die Gucki die Erni gefragt. Hat ja aus der Kartei vom Sprinzenstein gewusst, dass die beiden fast zwei Jahre lang die Erni gepflegt haben. Nicht im Altersheim in St. Hans, sondern in ihrem Haus in Blumenthal.
    „Die Milli war wie eine Tochter zu mir!“, ist es aus der Erni herausgesprudelt. Aber schon mit so viel Tränen, dass die Gucki ein paar Mal nachfragen hat müssen, bis sie es verstanden hat. „Und die Leni war auch brav. Aber halt mehr wie eine Nichte.“
    „Ja, fesch! Alles in Butter!“, könnte man meinen. „Warum ist die Erni aber zum Schluss doch noch im Heim gelandet?“, muss man sich dann aber doch

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