Turrinis Bauch - Kriminalroman
so? Was hat er denn angestellt? Gell, allein schon der ausländische Name! Und dann die dunklen Haare und die dunkle Haut! Angeblich kommt der Großvater aus Italien. Aber wer garantiert mir denn, dass es kein Jud war? Und dann ist er ja auch noch geschieden. Ist eh mit so einer tüchtigen Handarbeitslehrerin verheiratet – und dann lasst er sich einfach scheiden! Wegen Weibergeschichten – heißt es. Mehrere! Dafür kann er aber jetzt fest zahlen. Für den Buben. Weil der in Wien unten studiert. Auf Tierarzt. Und das zieht sich – wie man so hört. Wird halt auch so ein Hallodri sein wie der Vater.“
„Musst du unbedingt Tag und Nacht im Sexualleben deiner Mitbürger herumstierln – nur weil du selber keines hast, du frustrierte alte Jungfer, du?“, kann die Gucki leider nicht fragen. Braucht ja noch Informationen. Fragt sie halt: „Gewohnheiten, Hobbys?“
Aber das Fräulein Aistleitner gibt nicht so schnell auf und zählt gleich einmal sämtliche Frauengeschichten vom Dr. Canetti auf. Das wird für sie unter Gewohnheiten – wenn nicht sogar Hobbys – fallen. Aber schon sämtliche Frauengeschichten der letzten zwanzig Jahre! Seit der Dr. Canetti geschieden ist. Dauert eine halbe Ewigkeit, bis das Fräulein Aistleitner in der Gegenwart angekommen ist.
Zurzeit hat der Herr Notar laut dem Fräulein Aistleitner ein Verhältnis mit seiner Putzfrau, einer gewissen Heider Inge, die eh schon zwei uneheliche Kinder hat, und gleichzeitig mit einer blutjungen Religionslehrerin, der Haunschmid Magdalena, was aber nicht hundertprozentig sicher ist, weil der auch ein Gspusi zum Hochwürdigen Herrn Pfarrer von Weißenbach nachgesagt wird. Der aber wirklich ein fescher Mann ist. Dafür ist es ganz gewiss, dass der Canetti mit der Knoll Dorli was hat. Weil sie eine ausgesprochene Schlampen von Kellnerin ist und weil der Herr Doktor schon seit Jahren jeden Sonntag den ganzen Vormittag im Weißen Kreuz sitzt und tarockiert und dabei sicher öfter die Dorli anschaut.
Hätte sich die Gucki schon fast für den Sonntagvormittag entschieden. Hat aber dann im letzten Moment doch noch umdisponiert. Auf Samstagabend. Weil ihr das Fräulein Aistleitner dann auch noch vertraulich mitgeteilt hat, dass der Herr Doktor nur deswegen in der Weißenbacher Musikkapelle mitspielt, damit sein Verhältnis mit allen drei Querflötistinnen nicht so auffallt.
Also Samstagabend. Da ist nämlich der Dämmerschoppen der Marktmusikkapelle Weißenbach . Sprich: Da spielt der Dr. Canetti von sieben bis neun Posaune. Und wird auch dann nicht gleich heimgehen. Weil ja Musikanten nach einem Konzert bekanntlich einen ziemlich einen Durst haben. Hat die Gucki dank dem Fräulein Aistleitner auch schon einen Termin für die Hausdurchsuchung beim Herrn Notar.
Und da sind wir jetzt. In der Kanzlei vom Dr. Canetti. Direkt vor dem altmodischen Tresor, der sperrangelweit offen steht. War für den Maxi ein Kinderspiel. Genauso wie die Haustür und die Bürotür. Muss man wirklich sagen: Wenn der nicht so ein tüchtiger Schlosser und Nebenerwerbsbauer wär – der könnte eine steile Karriere als Einbrecher machen.
Aber jetzt muss sich der Maxi von der Gucki verabschieden. Weil er zum Bergfest nach St. Anton muss. Weil er mit der Schmalzinger Vroni tanzen muss. Die zwar schiach wie die Nacht ist, aber recht eine Freude mit der Landwirtschaft hat. Und was der Maxi sucht, ist ja keine schöne Frau fürs Herz und auch keine geile Frau fürs Bett – was der Maxi sucht, ist halt einmal eine tüchtige Frau für die Landwirtschaft!
Aber den Rest schafft die Gucki auch allein. Braucht ja nur mehr das Testament von der Erni finden. Und wenn da die Mayerhoferin als Begünstigte aufscheint, dann ist die Frau Heimleiterin nicht nur eine gemeine Erbschleicherin – dann ist sie auch eine hundsgemeine Doppelmörderin. Die ihre Konkurrentinnen einfach aus dem Weg geräumt hat. Wie sie mitgekriegt hat, dass die Erni alles der Milena beziehungsweise der Alena vererben will. Wenn das nicht logisch ist, dann weiß die Gucki auch nimmer!
Weil auszahlen tut es sich wirklich! Muss ja ziemlich ein Vermögen sein, was die Erni so erzählt. Ein Haus in Blumenthal, außerdem ein Wald und gleich ein paar Zinshäuser in Freistadt. Und noch dazu ein Haufen Bargeld. Weil so verwirrt die Erni manchmal auch ist – mit Geld kennt sie sich trotzdem immer noch aus. „Bevor ich Meindl -Aktien kauf, nimm ich lieber das Geld und steck es in den Ofen. Wird es wenigstens ein bisserl
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