Turrinis Bauch - Kriminalroman
tät sagen: Selbstüberschätzung.
Weil bis der Rauchmelder am Klo angeschlagen hat und bis die Krankenschwester dann endlich kommt, haben die Gucki und die Ilse ihre Zigaretten schon in aller Ruhe ausgeraucht. Und dass sie der Ilse ihr Feuerzeug abnehmen, macht auch nix. Fladert sie halt bei der nächsten Visite wieder ein neues. Hoffentlich hat er schon wieder eines, der fesche Herr Oberarzt!
Jetzt muss ich aber vielleicht doch einmal erklären, wen die Gucki mit gfeazta Hund gemeint hat. Weil dann ist auch klar, was sie im Wagner-Jauregg macht. Also: Mit dem gfeaztn Hund ist kein anderer als der Herr Bezirksinspektor Raffl gemeint. Vor zwei Jahren hat ihn die Gucki ins Narrenhaus gebracht – jetzt er sie. Rache ist süß!
Und dann noch: wie er es angegangen ist! Gfeazt ! Mit der Sprache nämlich. Obwohl ich die Geschichte am liebsten gar nicht erzählen tät. Weil sie nicht mit meiner Theorie zusammenpasst: dass man nur im Dialekt gfeazt sein kann. Weil der Raffl auf Hochdeutsch gfeazt war. Wie der Notarzt gesagt hat: „Die hat’s am Kopf erwischt!“, hat der Raffl nämlich gesagt: „Nein, die hat’s im Kopf erwischt!“ Ist die Gucki also nicht ins Landeskrankenhaus Freistadt eingeliefert worden, sondern in die Landesnervenklinik Wagner-Jauregg .
Hat sich dann aber letzten Endes nicht wirklich freuen können, der Raffl. Über seine sprachliche Meisterleistung. Weil er sich doch mehr für Führerscheine interessiert als wie für die Sprache. Und der Gucki ihren Führerschein hat er nicht gekriegt. Weil die Magister Wurm bei der Blutabnahme im Spital nur 0,4 Promille gehabt hat. Leider!
Das hätt ich ihm gleich sagen können! Dass die Gucki an dem Tag ausnahmsweise einmal nix getrunken hat. Besser gesagt wenig . Aber für der Gucki ihre Verhältnisse kann man wirklich sagen: nix. Nur zwei Stamperl Weichsellikör. Mit der Erni. Wie sie ihr eingeredet hat, dass sie die Diana als Universalerbin einsetzen soll.
Trotzdem fühlt sich die Gucki momentan nicht so besonders. Irgendwie nicht klar im Kopf. Hat sie leicht gar Entzugserscheinungen? Wär ja kein Wunder: bei dem, was sie in letzter Zeit so zusammengesoffen hat. Besser gesagt: bei dem, was sie in den letzten zehn Jahren zusammengesoffen hat. Seit sie im Mühlviertel ist.
Nein, da tut man ihr unrecht! Ist nur die Gehirnerschütterung. Wie sie mit dem Schädel gegen die Windschutzscheibe geknallt ist. Wie der Sicherheitsgurt gerissen ist. Den noch der Opa eingebaut hat. In den siebziger Jahren. Praktisch voriges Jahrhundert! Von dem wird auch das Cut über dem linken Aug kommen. Ist aber eh schon fachmännisch genäht.
Sonst fehlt der Gucki nicht viel. Ein paar Rippen geprellt – das muss das Lenkrad gewesen sein – und beide Hände mit Heftpflaster verpickt. Wird sie sich halt ein bisserl geschnitten haben, wie sie durch die Windschutzscheibe aus dem Auto gekraxelt ist. Aber sonst ist die Gucki praktisch wie neu!
Sieht sie natürlich nicht ein, warum sie wegen solcherne Kleinigkeiten im Spital liegen soll. Noch dazu in der Geschlossenen. Verlangt sofort einen Arzt. Gerät aber an den falschen. An den Dr. Hochleitner nämlich. Da schaffst du es eher, aus einem Hochsicherheitsgefängnis auszubrechen, als dass dich der Herr Oberarzt vorzeitig aus dem Narrenhaus auslasst. Weil er grundsätzlich davon ausgeht, dass sowieso neunzig Prozent der Bevölkerung in psychiatrische Behandlung gehören.
Sekkiert er also die Gucki mit seinen Fragen bis aufs Blut. Nur ein Beispiel – damit klar ist, wie der Dr. Hochleitner tickt. „Wenn wir von einem inzestuösen Nahverhältnis zu Ihrem Großvater ausgehen: Wann haben Sie angefangen, diese Beziehung auf das Auto zu übertragen, das Sie von ihm gekriegt haben? Wann haben Sie eine quasi libidinöse Beziehung zu Ihrem Auto entwickelt?“, fragt er die Gucki ganz ernsthaft.
„Sie meinen: Zuerst hab ich mit dem Opa geschnackselt – und dann mit dem VW ?“, fragt die Gucki zurück.
„Immerhin haben Sie diesen VW mehrfach Karli genannt!“
„Aber wie hab ich mit dem Karli geschnackselt? Denken Sie da an den Ganghebel?“
Den Rest von dieser schwachsinnigen Unterhaltung spar ich mir lieber! Sonst haut es mir womöglich noch selber den Vogel heraus. Auf jeden Fall hat der Herr Oberarzt dann ein Gutachten verfasst, in dem die Patientin als hochgradig suizidgefährdet eingestuft wird. Wegen Verlust des geliebten Partners. In diesem Fall halt ein Auto. Ist gleich: kein Hindenken an eine Verlegung auf eine offene
Weitere Kostenlose Bücher