Turrinis Bauch - Kriminalroman
Dann befördert er den schiachen alten VW dorthin, wo er hingehört: auf den Schrotthaufen! Dann wird sie abgestochen, die Sau!
Jetzt sollte man meinen, dass sechs Uhr am Abend eine ungünstige Zeit für Alkoholkontrollen ist. Weil da die Leute von der Arbeit heimfahren. Sprich: nix getrunken haben. Der Herr Bezirksinspektor Raffl aber weiß es besser. Erstens wird immer Alkohol getrunken: zu jeder Tages- und Nachtzeit! Und zweitens wird in der Arbeit erst recht Alkohol getrunken!
Nur ist halt die Straße zwischen St. Moritz und St. Hans nicht recht befahren. Jetzt hat der Raffl seinen Skoda schon vor zehn Minuten in einem Waldweg versteckt – und noch immer kein einziges Auto! Nur das, was man Waldesstille nennt: Blätterrauschen und Vogelgezwitscher. Öd!
Aber Geduld wird belohnt! Motorengeheul vom Feinsten! Macht der Raffl gleich einmal einen Schritt auf die Fahrbahn und hebt seine Kelle: Stopp! Blöd ist halt nur, dass so gar keiner stehenbleibt. Zuerst schießt ein roter Sportwagen im Höllentempo vorbei – dann ein schwarzer Golf . Wie wenn er gar nicht da wär, der Herr Bezirksinspektor! Ob er die mit seinem Skoda Fabia derwischt?
Die Gucki hat den Raffl sehr wohl gesehen. Hat auch einen Moment daran gedacht stehenzubleiben. Und den Horsti der Polizei zu überlassen. Den Mordversuch an der Milena kann sie ihm jetzt auf jeden Fall nachweisen. Wenn der Spengler aus Liebenau aussagt. Aber was ist mit den zwei Morden, die er begangen hat? So saublöd wie die Kripo halt einmal ist, kommt er zum Schluss noch davon?
Nein, da nimmt sie die ganze Sache lieber selber in die Hand: er – oder sie! Da ist sie ja schon, die lange Gerade. Immer näher und näher schiebt sich der GTI . Obwohl die Gucki das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten hat.
Der Horsti hat den Polizisten natürlich auch gesehen. Muss er seinen Plan ändern. Muss er diese Erbschleicher-Hur so glatt erwischen, dass das Auto-Anzünden gar nicht mehr notwendig ist. Dass sie sofort hin ist, die Fut, die elendige!
Werden sich die Rehe und Hasen schon was gedacht haben. Wie da die wilde Jagd daherkommen ist. Vorn ein Karmann Ghia , gleich dahinter ein GTI – und weit abgeschlagen ein Skoda . „Eine Jänner-Rallye mitten im Sommer?“, werden sie sich gedacht haben. „Wenn das so weitergeht, dann können wir auswandern und im Waldviertel um Asyl ansuchen!“
Obwohl: Wahrscheinlich denken Tiere gar nicht so viel. Genauso wenig wie die Gucki. Denkt kein bisserl! Weil das, was sie jetzt tut, ganz ohne Denken abrennt. Im Kopf durchgespielt hat sie die ganze Situation sowieso schon hundertmal. Jetzt braucht sie nimmer denken – jetzt braucht sie nur mehr Glück!
Kurz vor der Linkskurve vom Gas weg, ein kleiner Schlenker nach rechts, Lenkrad voll nach links einschlagen und gleichzeitig die Handbremse anreißen. Funktioniert auch genau so, wie sich die Gucki das vorgestellt hat. Ihr Karli dreht sich um die eigene Achse und schlittert mit dem Heck voraus in die Kurve. Auf der linken Fahrspur. Gegenverkehr darf jetzt keiner kommen!
Beim Horsti rennt es nicht ganz so rund. Überhaupt nicht so, wie er sich das vorgestellt hat! Vorgestellt hat er sich, dass er den schiachen alten VW mitten in der Kurve auf der Fahrerseite rammt und über die Gstetten hinunterkatapultiert. Weil aber genau in dem Moment, wo er ihn rammen will, kein VW mehr da ist, schießt der GTI über den Straßenrand – wie wenn er einen neuen Weitsprung-Rekord für Autos aufstellen möcht!
Beim Raffl hingegen läuft es viel besser als wie erwartet. Einen hat er auf jeden Fall! Weil so, wie der da im Straßengraben drinnen hängt, fahrt ihm der nimmer davon. Der rennt auch nimmer davon. Weil die ganze Karosserie so verzogen ist, dass da mit Sicherheit keine Tür mehr aufgeht.
Muss die Gucki einen Moment lang weggetreten sein. Wird einen Schlag gekriegt haben, wie der Karmann über den Straßengraben gerumpelt ist. Wie es dann die Böschung hinaufgegangen ist – an das kann sich die Gucki nämlich nicht mehr erinnern. Genauso wenig wie an den Überschlag. Wie es dann wieder bergab gegangen ist. Das Erste, was sie wieder weiß, ist, wie ihr der Turrini das Gesicht abgeschleckt hat.
Der Horsti hingegen kein bisserl weggetreten. Kriegt alles voll mit. Leider – muss man da sagen! Zuerst der endlose Flug – dann eine Landung, dass die Fetzen nur so fliegen. Will der Horsti gar nicht so genau wissen, was es da alles geputzt hat. Die Achsen – oder gleich ein Totalschaden? Und
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