Turrinis Jagd: Kriminalroman

Mühlviertler Nachrichten den Erpresserbrief gelesen hat, da hat er dann umgesattelt, auf Euro. Eine Überraschung ist es trotzdem geworden.
    Gelandet ist er übrigens auf einer Wiesen in Kal­tenberg. Und dann zu Fuß zurück nach St. Anton. Drei Stunden ist er gehatscht, der Fuzzi, bis er sich endlich auch am allgemeinen Leonhardi-Suff beteiligen hat können. Dass er den Vorsprung von den anderen aber locker wieder aufgeholt hat, das glaubt ihm die Gucki aufs Wort.
    Muss sie schon wieder lachen, die Gucki, mitten in der Totenmesse! Wie sie sich jetzt an den Maskenball in Blumenthal erinnert, wo der Fuzzi als Wojtyła gegangen ist. Und ununterbrochen den Boden geküsst hat, bis er dann mitten beim Bodenküssen in einem Winkerl der Schnapsbar eingeschlafen ist. Ist aber halb so wild, dass die Gucki ein bisserl lacht, weil die Messe eh schon fast aus ist. Weil sich der hochwürdige Herr Pfarrer nur mehr umziehen muss – dann geht das Begräbnis auch schon los.
    So gach aber auch wieder nicht! Weil auf einmal die Kirchentür aufgerissen wird und hart gegen die Wand knallt. Wenn die vom Denkmalschutz das mitansehen müssten, die täten glatt einen Herzinfarkt kriegen. Und wer haut da so auf den Putz? Der Irndorfer Stefan! Den kennt die Gucki, gut sogar! Von einem Tarock-Turnier: Da hat der Herr Raika-Filial­leiter von St. Johann die Gucki bescheißen wollen. Beim Zählen! Wie wenn die Gucki nicht zählen könnt! Und ob sie das kann! Hat der Irndorfer damals einen ganz einen roten Schädel gekriegt, wie die Gucki nachgezählt hat. Praktisch aufgeblattelt.
    So wie jetzt. Schädel röter als je zuvor! Nur dass der Irndorfer jetzt auch noch schnauft wie ein altes Ross und im Zickzack durch die Kirchen taumelt. Bis nach vorn. Bis zum Altar.
    Und beschwert sich lautstark beim hochwürdigen Herrn Pfarrer: „Ang’schossen ham s’ mi’! Wie ein Reh!“ Dabei hat der Irndorfer wirklich keine Ähnlichkeit mit einem Reh, nicht ein bisserl. Zeig mir einmal ein Reh, das 120 Kilo hat!

XVIII
„Eier sind nicht Eier!“
    Eh klar, dass ihr schon wieder an was Ordinäres denkt’s! Ich denk bei Eier nur an Eier. Von die Hendln. Von mir aus auch von den Hühnern , wenn es wer Hochdeutsch will. Aber dass mir das Hochdeutsche ziemlich wurscht ist, das wisst’s ihr ja schon.
    Der Gucki ist momentan auch alles wurscht, vor allem ihre Figur. Schaufelt mit dem Hausfreund eine Portion auf ihren Teller, die für eine fünfköpfige Familie reichen tät. Eier, genauer gesagt: eine Eierspeis. Nicht unbedingt gesund, wenn du mich fragst. Weil es doch schon viere in der Früh ist.
    Ist aber wirklich auch schon wurscht! Wenn du so an die 20 Bier gesoffen hast und dann auch noch hübsch einen Schnaps, bringen dich ein paar Eier auch nimmer um. Im Gegenteil! Die renken dir vielleicht sogar den Magen wieder ein. Dann kannst du vielleicht sogar auf deinen Hendlstauber steigen, ohne dass es dich auf der anderen Seiten gleich wieder hinunterschmeißt.
    Muss ich doch wieder einmal erklären, was ein Hendlstauber ist. Hab ich eh schon öfter erklärt, weiß aber trotzdem keiner, außer er ist ein Mühlviertler. Der weiß natürlich schon, dass ein Hendlstauber ein Moped ist. Ein altes, eine Puch MS 50. Was heißt da ein Moped ? Das Moped schlechthin!
    Ist nach dem 2. Weltkrieg gebaut worden. In Steyr. Von 1950 bis 1970, so ungefähr. Auf jeden Fall ist die Puch MS 50 ziemlich lang gebaut worden und ziemlich oft im Mühlviertel gelandet. Wegen Armut. Weil sich die Mühlviertler nur einen Hendlstauber leisten haben können, wie die Linzer schon längst einen VW Käfer gefahren sind.
    Hat die Mühlviertler aber trotzdem gefreut wie narrisch, ihr Hendlstauber. Sind Tag und Nacht damit herumgefahren, bis der Auspuff geglüht hat. Bis in die hintersten Bauerndörfer und haben dort Hendl gestaubt. Wer das nicht weiß: stauben heißt aufscheuchen . Drum auch der Name Hendlstauber . Ich mein, sagen tut man natürlich Heastauba . Sag ich aber eh nicht, sonst heißt es ja gleich: „Wenn man kein Mühlviertler ist, versteht man den sowieso nicht!“
    So weit, so gut. Irgendwann einmal war es trotzdem vorbei mit der Puch MS 50. Erstens haben sich die Leute ein Auto leisten können, zweitens aber hat es bessere Mopeds gegeben. Was heißt da bessere ?! Richtige Mopeds! Die Puch MS 50 ist ja eigentlich nur