Turrinis Jagd: Kriminalroman
gegangen sein.
âMeingott, die Helli: ein so ein brunzdummes Weib!â, fallt der Gucki jetzt ein und muss auch schon lachen. Obwohl sich das in einer Kirchen nicht gehört, schon gar nicht bei einer Leich! Aber weil sich die Helli wirklich saudeppert aufgeführt hat. Am Leonharditag. Beim Leonhardiritt.
Die Gucki hat nach dem tollkühnen Flug vom falschen Pfarrer und der planlosen Herumknallerei der Kripo das einzig Richtige getan: Sie hat die Nona auf dem schnellsten Weg aus der Schusslinie gelotst. In die Sonnenhang-Siedlung hinunter und dann zu einem Forstweg, ein so genannter Schleichweg . Auf dem ist die Gucki schon öfter heimgefahren, wenn sie im Gasthaus Weià zehn Bier getrunken hat und dem Herrn Bezirksinspektor Raffl nicht begegnen wollte. Und wirklich, die Nona war bei diesem Leonhardiritt so ziemlich die einzige Kutschen-Fahrerin, die ihr Gespann heil heimgebracht hat!
Das hätt die Helli auch machen sollen: ihre 300 Beamten auf Schleichwegen aus St. Anton hinauslotsen. Hat aber das Gegenteil gemacht. Hat den Befehl gegeben, sämtliche Leonhardiritt-Besucher, die nicht auf einem Pferd oder in einer Kutschen sitzen, am Sportplatz einzukesseln. Zwecks DNA -Probe.
Hat aber damit das Fass zum Ãberlaufen gebracht, die Helli. Weil sich der Mühlviertler von der Obrigkeit schon hübsch was gefallen lasst, aber nicht, wenn er in einem nigelnagelneuen Wilderer-Kostüm steckt und schon ein bisserl was getrunken hat. Und wenn er sich dann auch noch ärgert, weil er nix von dem schönen Geld derwischt hat, das da so lustig durch die Luft geflattert ist, dann hat der Mühlviertler schon einen Grant. Wenn aber dann auch noch so ein paar depperte Polizisten daherkommen und ungut werden, dann wird der Mühlviertler extrem ungemütlich. Weil es ja wirklich nur ein paar Polizisten sind â die Streitmacht der Wilderer aber ein paar Tausend.
Die Gucki ist in der Zwischenzeit wieder im Ort zurück â das tägliche Lauftraining mit dem Turrini zahlt sich wirklich aus â und hat oben am Kirchturm Stellung bezogen. Hat schon wieder eine viel eine bessere Aussicht als wie die Helli, die den ungleichen Kampf hinter den Häusern nicht sehen kann. Da helfen auch mehrere Warnschüsse nix, die Polizei wird einfach überrennt. Glücklicherweise ist keiner so deppert, dass er wirklich auf einen Menschen schieÃt. Sonst wären die meisten Polizisten nicht bei einem Unfallchirurgen, sondern gleich bei einem Leichenbestatter gelandet.
Die Frau Oberstleutnant Punzenberger ist aber wie gesagt nicht im Bild und schickt jetzt ihre Elitetruppen von der Staatspolizei in die Schlacht. Hat übrigens die Kronen Zeitung am nächsten Tag als Schlagzeile gebracht:
Horrorschlacht von St. Anton
Die Staatspolizei rückt also von zwei Seiten ins Ortszentrum vor. Schwer gerüstet wie ein Ritterheer. Helm mit geschlossenem Visier, Schild aus Plexiglas, nur statt einem Schwert hat ein jeder einen Schlagstock in der Hand. Und mit dem trommeln die Polizisten dann auch noch so aufreizend auf ihre Schilde. Praktisch: âKommtâs her, wennâs euch trautâs!â
Na, mehr hat es nicht gebraucht! Ist auch schon ein ganzer Hagelsturm von Wurfgeschossen auf die armen Polizisten niedergegangen. Biergläser waren da noch das Harmloseste! Die Steine haben da schon mehr wehgetan. Aber der Zellner Hubsi, der Steinmetzmeister von St. Anton, der in drei Minuten seinen gesamten Jahresvorrat an Pflastersteinen eingebüÃt hat, der hat nur gesagt: âDas ist es mir wert!â Weil der Hubsi seit voriger Wochen nicht gut auf die Polizei zu sprechen ist. Da hat ihm nämlich der Bezirksinspektor Raffl den Führerschein gezupft.
Weil es in St. Anton aber leidergottes nur einen einzigen Steinmetzbetrieb gibt, haben sich die Wilderer auf der anderen Seite des Ortes was anderes einfallen lassen müssen. Hat man kurzerhand bei einer Kutschen die Pferde ausgespannt und ist mit dieser Kutschen verkehrt herum auf die Polizisten losgefahren. Weil es aber eh ein bisserl bergab gegangen ist, hat man hübsch einen Schwung zusammengebracht. Sind die Polizisten mitsamt ihren Plexiglasschildern nur so durch die Luft geflogen. Direkt lustig zum anschauen!
War die Schlacht von St. Anton eigentlich schon vorbei, bevor sie noch richtig begonnen hat. Die siegreichen Wilderer haben zwar den einen oder den andeÂren Schlagstock oder auch einen Polizeihelm oder einen Schild als
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