TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
verstärkte die Benommenheit. Schwach drückte sie mit den Händen gegen seinen Rücken, doch er bewegte sich nicht. Punkte flimmerten vor ihren Augen, ihre Sicht verschwamm. Der Druck auf ihre Lunge verstärkte sich, Panik kam in ihr auf. Erneut versuchte sie, Hamid von sich zu schieben, doch ohne Erfolg. Es schien, als wäre er mit dem Boden verwachsen und bemerkte ihre Befreiungsversuche überhaupt nicht. Ihre Beine gaben nach.
Erst als sie in sich zusammensackte und an der Wand nach unten rutschte, bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. In Erwartung eines Fluchtversuchs wirbelte er herum, doch Shahla griff ihn nicht an, sondern fiel lautlos zu Boden. Zwar konnte das ein Trick sein, aber er bezweifelte es. So echt konnten es nur die wenigsten aussehen lassen. Er griff nach ihrem Arm und prüfte ihren Puls am Handgelenk. Normal, wenn auch ein wenig unregelmäßig. Ein vages Gefühl der Erleichterung überkam ihn. Für einen Moment hatte er befürchtet, ihre Wunde wäre doch schwerwiegender gewesen und er hätte sie durch seine amateurhafte Behandlung umgebracht. Doch was fehlte ihr?
Nachdem er sich überzeugt hatte, dass die Soldaten in eine andere Straße eingebogen waren, hob er vorsichtig den Schleier der Burka an. Ihr rotes Gesicht war schweißnass, unter ihren Augen waren dunkle Ringe, die Wangen wirkten eingefallen. Es war deutlich zu sehen, dass sie dringend Ruhe und anständiges Essen brauchte. Atmete sie überhaupt? Ein Strahl der Furcht lief über sein Rückgrat. Hamid hielt den Handrücken vor ihre Nase und ihren Mund – kein Hauch regte sich.
Hastig beugte er sich über sie, überprüfte, ob ihre Atemwege frei waren, und begann dann, sie zu beatmen. Die Hand auf ihren Brustkorb gelegt, blies er Sauerstoff in sie, hielt inne, atmete, blies erneut, so lange, bis sie sich leise stöhnend regte. Er ignorierte die Erleichterung, die er verspürte, hockte sich neben sie und hob ihren Kopf auf seinen Oberschenkel. Mit dem Saum des Schleiers wischte er den Schweiß aus ihrem Gesicht, bevor er die Wasserflasche aus seiner Tasche nahm und an ihre Lippen hielt.
»Trink.«
Shahla schlug die Augen auf und blickte ihn verwirrt an. Im Dämmerlicht des ehemaligen Hausflurs konnte er erkennen, wie sie zu verstehen versuchte, was passiert war. Er tropfte ein wenig Wasser auf ihre Lippen, das sie automatisch mit der Zunge auffing. Ihre Finger umklammerten sein Handgelenk, damit mehr Wasser aus der Flasche herauskam, und sie trank gierig. Schließlich ließ sie ihren Kopf wieder zurücksinken und atmete tief durch. »Was … ?«
Hamid legte einen Finger auf ihre Lippen. »Du hast nicht mehr geatmet. Wie geht es dir jetzt?«
»Besser.« Sie versuchte sich aufzusetzen und verzog schmerzlich das Gesicht.
»Was tut dir weh?«
»Die Schulter.«
Wie schon zuvor im Keller schob er seine Hand unter ihre Burka und prüfte, ob die Wunde wieder blutete. Feuchtigkeit überzog ihren Körper, aber er vermutete, dass es sich um Schweiß handelte. Seine Finger zeigten jedenfalls keine Spuren von Blut. »Die Naht ist nicht aufgegangen.«
Im Haus war es dunkler geworden, die Nacht hatte eingesetzt. Hamid unterdrückte den irritierenden Impuls, Shahla in ein Hotel zu bringen und ihr eine ruhige Nacht in einem bequemen Bett zu gönnen. Sie mussten endlich aus dieser Gegend verschwinden, es war nicht sicher hier. Mogadirs Schergen suchten garantiert weiter nach der Amerikanerin, der Rebellenführer gab nicht so leicht auf. Hamid konnte nicht zulassen, dass jemand anders Shahla fand, er musste sie selbst abliefern, wenn er sein Ziel erreichen wollte. Mitleid für seine Gefangene konnte er sich nicht leisten, es konnte ihrer beider Tod bedeuten. Allerdings durfte er sie in diesem Zustand auch nicht ihren Feinden überlassen, denn sie würde keinen Tag in der Gefangenschaft überstehen. Er erhob sich. »Wir müssen weiter.«
Abgrundtiefe Erschöpfung zeichnete sich für einen Sekundenbruchteil auf ihren Zügen ab, bevor sie sich wieder im Griff hatte. Das Kinn vorgereckt, den Kopf hoch erhoben, nickte sie. »Ich bin bereit.«
Er half ihr auf die Füße und zog ihren Schleier wieder herunter. Sofort atmete sie wieder schneller. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Ich … hasse dieses … Teil.«
»Du hast es dir selbst so ausgesucht.« Hamid spürte, wie sich ihr ganzer Körper versteifte.
»Wie meinst du das?«
»So wie ich es gesagt habe. Komm jetzt.«
Er nahm ihre Hand und führte sie aus dem schützenden Hauseingang. Da er wusste,
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