TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
seine Hand auf ihren Arm. »Alles in Ordnung, es ist nur die Verstärkung.«
»Und das hättest du mir nicht früher sagen können? Zum Beispiel als wir oben in der Wohnung waren? Ich hätte ihn erschießen können – oder dich, da du so unvorsichtig warst, dich vor eine geladene und entsicherte Waffe zu stellen.«
Sie war sich nicht sicher, glaubte aber seinen Mundwinkel zucken zu sehen. Einerseits schürte das ihren Ärger, aber es erinnerte sie auch daran, dass sein Humor bereits in Afghanistan in den merkwürdigsten Situationen hervorgeblitzt war.
»Ich wusste, dass du mich nicht erschießen würdest.«
Kyla widerstand heldenhaft dem Drang, ihre Haare zu raufen. Oder wahlweise Chris in den Hintern zu treten. »Ach ja, woher?«
»Nenn es Eingebung.« Er wurde wieder ernst. »Lass uns gehen.«
Der Fremde war inzwischen nähergekommen, und sie konnte ihn deutlicher sehen. Er nickte ihr zu, sagte aber nichts. Angestrengt starrte sie ihn an. Irgendwie kam er ihr bekannt vor, aber sie konnte ihn nicht zuordnen.
»Henning gibt uns ein wenig Rückendeckung, solange wir noch hier sind.«
Sowie Chris den Namen sagte, erkannte sie den Mann. Hätte er seine Uniform angehabt, wäre ihr das wahrscheinlich eher gelungen. Er war einer der Soldaten der deutschen Eliteeinheit KSK , in deren Lager Hamid sie in Afghanistan gebracht hatte. Durch ihre Verletzung hatte sie in der kurzen Zeit, die sie dort verbracht hatte, fast nur die Krankenstation gesehen, erinnerte sich aber noch gut daran, dass Henning Mahler die deutschen Soldaten angeführt hatte, als sie den SEAL s zu Hilfe gekommen waren. Allein dafür hatte er ihren Dank verdient.
»Hallo. Schön, Sie wiederzusehen, auch wenn die Gegebenheiten wieder alles andere als ideal sind.«
Kurz blitzten seine Zähne auf, als er sie angrinste. »Wir müssen uns wirklich mal unter normalen Bedingungen treffen.« Er antwortete ebenfalls auf Englisch.
Chris trat sofort dazwischen. »Nein, das müsst ihr nicht. Und jetzt raus hier.«
Wenn sie sich nicht täuschte, wollte er nicht, dass sie sich zu lange mit Henning unterhielt. Weil er es aus irgendeinem Grund für zu gefährlich hielt, oder weil er eifersüchtig war? Zu schade, dass ihr keine Zeit blieb, das genauer zu erkunden. Aber im Moment war nur wichtig, hier herauszukommen, ohne auf Verbrecher zu treffen. Jede Spur von Wärme verschwand in ihr, als sie sich an das in Flammen gehüllte Gebäude erinnerte und daran, dass zwei Menschen gestorben waren, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen waren.
Als könnte er ihre Gefühle spüren, schloss Chris seine Finger um ihre Hand und drückte beruhigend. »Gehen wir. Je eher du in Sicherheit bist, desto besser.«
Rasch verließen sie das Haus und gingen die Straße entlang zum Auto. Da es sich um eine reine Wohngegend handelte, war es auch hier völlig menschenleer. Obwohl sie wusste, dass Henning in der Nähe war, konnte sie ihn nicht mehr sehen, sobald sie das Haus verlassen hatten. Beeindruckt von seinen Fähigkeiten beschloss sie, sich noch ein paar Tricks von den SEAL s zeigen zu lassen, wenn sie erst wieder in Coronado war. Sie sah den KSK ler erst wieder, als er Chris Feuerschutz gab, während der rasch den Wagen untersuchte. Nachdem sicher schien, dass niemand einen Sprengsatz angebracht oder das Auto auf andere Weise manipuliert hatte, warf Chris Koffer und Tasche auf die Rückbank und hielt Kyla die Beifahrertür auf. Dankbar ließ sie sich hineinsinken und stellte die Aktentasche zwischen ihre Beine. Auch wenn ein Auto nicht wirklich sicher war, sollte jemand auf sie schießen, kam sie sich darin doch wesentlich geschützter vor als auf der Straße. Chris schien es auch so zu gehen, denn er wechselte nur ein paar Worte mit Henning, bevor er ebenfalls einstieg und sofort losfuhr.
Kyla drehte sich nach dem Soldaten um, doch er war bereits wieder mit der Dunkelheit verschmolzen. »Kommt er nicht mit?« Es kam ihr unhöflich vor, dass sie sich noch nicht einmal von ihm verabschiedet hatte.
Chris warf ihr einen kurzen Blick zu. »Er hat einen eigenen Wagen und sorgt dafür, dass uns niemand folgt.«
Beruhigt lehnte sie sich im Sitz zurück, auch wenn sie es immer noch nicht über sich brachte, die Waffe aus der Hand zu legen. Während Kyla angestrengt aus dem Fenster starrte und nach einem Verfolger Ausschau hielt, fuhr Chris sie auf zahllosen Umwegen zum Flughafen. Als sie endlich dort ankamen und in das Parkhaus fuhren, lagen ihre Nerven blank. Sie
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