TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
den Anschlägen auf dich und auf meine Wohnung steckt, aufgegeben hat? Sowie er oder sie erfährt, dass wir noch leben und noch dazu in den USA sind, wird es neue Mordversuche geben. Wenn sie uns finden.«
Das war ihr bewusst, aber sie konnte dennoch nicht verstehen, warum er das tat. »Was ist mit deinem Job? Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Vorgesetzten es gutheißen, wenn du einfach so ohne ein Wort verschwindest.«
Chris zuckte mit den Schultern. »Im Moment werden sie denken, dass ich tot bin. Ich werde mich irgendwann bei ihnen melden und die Sache erklären.«
»Und was ist, wenn sie dich deswegen entlassen?«
Sein Gesicht spannte sich an und ein merkwürdiger Ausdruck trat in seine Augen, den sie nicht deuten konnte. »Das werden sie nicht. Aber selbst wenn … es gibt wichtigere Dinge im Leben.«
Sie konnte ihm ansehen, dass er nicht weiter darüber reden wollte. Trotzdem hakte sie nach. »Und die wären?«
»Dafür zu sorgen, dass Khalawihiri wieder hinter Gitter kommt, zum Beispiel.« Sein Blick wurde intensiver. »Oder dass du am Leben bleibst.«
Unsicher sah sie ihn an. »Ich kann alleine auf mich aufpassen.«
Seine Mundwinkel hoben sich. »Das weiß ich, aber ich schlafe ruhiger, wenn ich mich jederzeit davon überzeugen kann.«
Ihr Herz klopfte schneller. »Warum?«
»Ich denke, die Antwort darauf kennst du, Shahla.«
12
Mühsam starrte Jade in die Dunkelheit. Schon vor mehreren Stunden war die Sonne untergegangen, und auf die schmalen Wege zwischen den hohen Bäumen drang kein Mondschein – wenn der Mond nicht sowieso hinter dicken Wolken versteckt gewesen wäre. Bisher hatten sie keine Spur von Khalawihiri oder dem Auto der Agenten gefunden. Aber wenn der Verbrecher den Wagen irgendwo in den Wald gefahren hatte, um ihn zu verstecken, würden sie ihn nachts sowieso nicht finden. Selbst am Tag wäre es vermutlich schwierig. Zudem konnte er das Gebiet schon längst verlassen haben. Zwar waren überall Straßensperren aufgebaut worden, aber das Wegenetz war zu weitläufig und zu verworren, um sämtliche Straßen abzudecken. Besonders, wenn Khalawihiri einen stattlichen Vorsprung hatte.
Verzweiflung drohte sie zu überwältigen. Zwar konnte sie sich nicht ganz erklären, warum es ihr so wichtig war, Khalawihiri eigenhändig ins Gefängnis zurückzubringen, schließlich hatte nicht er sie in Afghanistan eingesperrt und gefoltert, aber sie fühlte es in jeder Zelle ihres Körpers. Als könnte sie einen Weg zurück ins Leben finden, wenn sie etwas dazu beitrug, den Verbrecher zu fassen. Dabei war das lächerlich, nichts würde sie wieder zu dem Menschen machen, der sie vorher gewesen war. Mogadir hatte ihr etwas genommen, das nicht so leicht wieder aufzubauen war: den Glauben an sich selbst, das Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Sie warf Hawk einen kurzen Seitenblick zu. Und das Vertrauen in andere.
Etwas blitzte im Licht der Scheinwerfer auf. »Halt an!«
Hawk trat sofort auf die Bremse und der Wagen kam schlitternd zum Stehen. Nur wenige Meter vor ihnen ragte das Heck eines Geländewagens auf den Weg. »Ruf Chambers an, das sieht aus wie der gesuchte Wagen.«
»Kannst du das Nummernschild sehen?«
»Nein, aber ich will auch nicht näher dran, falls Khalawihiri in der Nähe ist. Es könnte eine Falle sein.«
Angst überfiel sie, doch Jade unterdrückte sie. Jetzt war keine Zeit für einen Zusammenbruch. Sie hatte Hawk versprochen, dass sie der Aufgabe gewachsen war, und sie würde eher sterben, als zuzugeben, wie nervös sie der Gedanke machte, sie könnte in einer gefährlichen Situation erstarren. Es hing nicht nur ihr Leben davon ab, sondern auch Hawks, solange sie hier unterwegs waren. Jade biss die Zähne zusammen und zog das Handy heraus. Rasch wählte sie die Nummer des FBI -Agenten und gab ihm ihre Position durch. Chambers bestand darauf, dass sie auf Verstärkung warteten, aber Jade wusste nicht, ob sie das tun konnten. Wenn Khalawihiri hier noch irgendwo in der Nähe war, durften sie sich die Chance nicht entgehen lassen, ihn zu fassen, bevor er weiteres Unheil anrichtete.
»Ist Verstärkung unterwegs?«
Jade drehte sich im Sitz zu Hawk um. »Ja. Es wird allerdings mindestens zwanzig Minuten dauern, bis sie hier sind.«
Ein Muskel zuckte in Hawks Wange, seine Hände krampften sich um das Lenkrad. Jade wusste, dass er sofort losgestürmt wäre, wenn sie nicht mit im Auto säße.
Jade löste ihren Gurt und legte die Hand auf den Türgriff. »Ich sehe nach, ob der Motor
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