TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
sie war. Kopfschüttelnd verließ sie das Bad. Als hätten sie nicht gerade ganz andere Probleme.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, blieb sie ruckartig stehen. Chris wartete bereits mit ihrem Koffer und seiner Tasche auf sie, doch irgendetwas an ihm war anders. Er hatte im Gegensatz zu vorher einen Anzug an, aber das allein war es nicht. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem Gesicht. Sie trat näher heran und starrte ihn an. Seine Wangen wirkten irgendwie … runder, die Lippen voller. Zögernd legte sie einen Finger an seine Wange und zog ihn sofort wieder weg, als er einsank.
»Wie hast du das gemacht?«
»Gelpolster. Sehr praktisch, wenn man sein Aussehen dezent verändern will.«
Erst jetzt bemerkte sie, dass seine Augen grün waren und er die Haare in einem Seitenscheitel trug. Als Letztes setzte er noch eine Brille auf. Jetzt hätte sie ihn vermutlich nicht mehr als Hamid wiedererkannt. Zumindest, bis sich sein Mundwinkel hob und er sie angrinste.
»Du solltest deinen Gesichtsausdruck sehen.«
Kyla schnitt eine Grimasse. »Kriege ich auch eine Verkleidung?«
Chris schüttelte den Kopf. »Dafür fehlt die Zeit, da du ja deine Papiere benutzen musst, um nach Hause zu fliegen. Oder hast du einen falschen Pass dabei?«
»Leider nicht. Eigentlich wollte ich mich hier nur kurz mit dir treffen und dann ganz normal wieder zurückkehren. Woher sollte ich wissen, dass nicht nur Khalawihiri fliehen, sondern auch noch jemand versuchen würde, mich zu töten?« Vielleicht taugte sie tatsächlich nicht als Agentin. Vorsichtig blickte sie ihn an, konnte aber keine Geringschätzung in seinen Augen erkennen.
»Du konntest es nicht wissen, und ich habe es auch nicht erwartet, sonst hätte ich dich gar nicht erst herkommen lassen.«
Als hätte er sie daran hindern können. Gott, wie schaffte er es nur immer, sie ständig wütend zu machen! »Lass uns endlich gehen, bevor noch jemand auf die Idee kommt, auch diese Wohnung anzuzünden.«
Sofort verschwand der Humor aus Chris’ Augen und ihr tat die Bemerkung beinahe leid. »Du hast recht.« Er trat zur Tür, blickte durch den Spion und öffnete sie schließlich. In der Hand hielt er eine Pistole.
»Hast du noch eine Waffe?« Kyla wollte ungern ohne jede Möglichkeit zur Verteidigung von den Verbrechern überrascht werden.
»Ich habe schon eine, aber du dürftest sie nicht mit dir führen. Wenn du dabei erwischt wirst, gibt es gewaltige Komplikationen.« Er drückte kurz ihre Hand, als er ihr Zögern bemerkte. »Warum machen wir es nicht so: Die Ersatzwaffe ist seitlich in meiner Tasche. Wenn du die Tasche trägst, kommst du jederzeit dran, aber es kann dir keiner einen Strick draus drehen, wenn du die Pistole nicht in der Hand oder am Körper hast.«
Erleichtert lächelte Kyla ihn an. »Danke.« Sie nahm die Tasche entgegen und tastete die Seitentasche ab. Tatsächlich, da war eine eindeutige Beule im Stoff.
Wortlos nahm Chris ihren Koffer und trat auf den Hausflur hinaus. Seine Waffe war nicht mehr zu sehen. Kyla folgte ihm rasch und sah sich unruhig um. Mitten in der Nacht herrschte im Haus Totenstille, trotzdem hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden, als sie an den anderen Wohnungstüren vorbeigingen. Das war sicher nur Einbildung, Chris schien zwar wachsam zu sein, aber es sah nicht so aus, als erwartete er hier wirklich Ärger. Vermutlich kannte er alle Nachbarn persönlich oder hatte sie erst einmal durchleuchtet, bevor er hier eingezogen war.
Aus ihren Augenwinkeln sah sie eine Bewegung in einer dunklen Ecke des Hausflurs und wirbelte herum. Automatisch schob sich ihre Hand in die Tasche und zog die Pistole heraus. Bevor sie entscheiden konnte, ob ihnen Gefahr drohte, hatte Chris sich bereits vor sie geschoben, womit ihre Waffe direkt auf seinen Rücken deutete. Vorsichtig löste sie ihren Zeigefinger vom Abzug, damit sie den Idioten nicht versehentlich erschoss. Mit der anderen Hand stupste sie ihn an, doch er rührte sich nicht. Genervt überlegte sie, sich an ihm vorbeizuschieben, aber sie wollte seine Konzentration nicht stören, wenn er einen Angreifer im Visier hatte.
»Du kommst spät.«
Irritiert lauschte sie seinen deutschen Worten und erkannte, dass die Anspannung seinen Körper verlassen hatte. Er war immer noch wachsam, aber offensichtlich kannte er denjenigen, der in der Dunkelheit des Gangs auf sie lauerte.
Der Mann antwortete ihm leise, aber zu schnell, als dass sie ihn hätte verstehen können. Chris drehte sich zu ihr um und legte
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