TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
dass ein Schaden in Millionenhöhe entstanden ist. Hunderte Menschen haben ihre Unterkunft und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Die Feuerwehr geht davon aus, dass es noch bis in die Morgenstunden dauern wird, bis der Brand vollständig gelöscht ist. Nach ersten Zeugenberichten scheint das Feuer in einer Wohnung des Dachgeschosses ausgebrochen zu sein, aber das muss erst noch verifiziert werden.«
Chris drehte seinen Kopf zu ihr und blickte sie durchdringend an. »Jetzt überzeugt?«
Kyla nickte und starrte weiter auf das Video. Die Feuerwehr versuchte mit mehreren Löschzügen, den Brand unter Kontrolle zu bringen, aber es sah nicht so aus, als würden sie große Fortschritte machen. Ein Schnitt erfolgte und auf den neuen Bildern sah sie, dass das Feuer deutlich an Kraft verloren hatte.
Wieder erschien die Reporterin vor der Kamera. »Unbestätigten Meldungen zufolge sind im Dachgeschoss die Leichen von zwei Menschen gefunden worden. Ob es sich dabei um den Wohnungseigentümer Christoph N. handelt, ist nicht geklärt. Bei der anderen Leiche soll es sich um eine Frau handeln. Mehr dazu live in unserer nächsten Sondersendung.« Das Video endete und einen Moment lang blieben sie wie erstarrt stehen.
»Oh Gott!« Kylas Hand spannte sich unwillkürlich an. »Aber wie kann das sein? Es lebt doch sonst niemand in deiner Wohnung, oder?«
Harte Falten durchzogen Chris’ Gesicht. »Nein. Aber egal wer es ist, solange die Verbrecher denken, dass wir tot sind, haben wir die Gelegenheit, hier zu verschwinden, ohne dass uns jemand sucht.«
»Aber …«
Er ließ sie nicht ausreden. »Möchtest du sterben?«
Wütend funkelte sie ihn an. »Natürlich nicht!«
Seine Stimme wurde sanfter. »Gut, denn das möchte ich auch nicht. Und deshalb ist es wichtig, dass die Verbrecher noch ein wenig länger glauben, dass sie Erfolg hatten. Sowie du in Sicherheit bist, werde ich den Irrtum aufklären.«
Kyla sagte nichts mehr, denn sie wusste, dass es die einzig vernünftige Vorgehensweise war. Trotzdem taten ihr die Angehörigen der beiden Opfer leid, die auf ihre Liebsten warteten, die doch nie wieder nach Hause kommen würden. Irgendwie verstand sie auch immer noch nicht, wie die beiden überhaupt in Chris’ Wohnung gekommen waren und was sie dort taten, aber er hatte recht: im Moment war nicht die richtige Zeit dafür. Wenn sie ungesehen verschwinden wollten, dann mussten sie es jetzt tun.
»Wohin gehen wir jetzt? Hast du noch eine geheime Wohnung, vielleicht irgendwo auf dem Land?«
Chris reagierte mit einem schwachen Lächeln. »Nein. Wir fahren zum Flughafen, ich sorge dafür, dass du sicher wieder nach Hause kommst.«
Seine Antwort versetzte ihr einen Stich. »Und was ist mit dir? Wenn sie sogar bereit sind, deine Wohnung in Brand zu setzen und damit den Tod von unbeteiligten Menschen zu riskieren, was glaubst du, machen sie mit dir, wenn sie merken, dass du noch lebst?«
»Sie werden versuchen, mich so schnell wie möglich umzubringen. Aber das können sie nur, wenn sie mich auch finden.« Er legte seine Hand um ihren Arm. »Keine Angst, ich kann damit umgehen.«
Vermutlich stimmte das, aber sie machte sich trotzdem Sorgen um ihn. Wenn diese Mistkerle halbwegs kompetent waren – und bisher sah es so aus –, dann würde es für Chris schwer werden. Sie beobachtete ihn, während er sich rasch anzog. »Kann dir dein Arbeitgeber helfen?«
Chris schnitt eine Grimasse. »Sie würden mich in eine vermeintlich sichere Wohnung stecken, bewacht von anderen Agenten oder Polizisten. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mir dabei eingesperrt vorkommen würde, je mehr Leute wissen, wo ich bin, desto wahrscheinlicher ist ein Leck. Die Verbrecher wären innerhalb kürzester Zeit dort.«
Damit hatte er wahrscheinlich recht, aber der Gedanke, dass er alleine möglichen Mordversuchen ausgesetzt sein würde, gefiel ihr noch viel weniger.
»Wenn du noch ins Bad musst, mach das jetzt, am Flughafen ist es zu gefährlich.«
Kyla folgte seinem Vorschlag und versuchte, sich so gut wie möglich herzurichten. Viel konnte sie nicht tun, denn für ein ausgiebiges Make-up war keine Zeit – mal ganz davon abgesehen, dass sie auch keine Lust dazu hatte. Ihre Haare band sie in Ermangelung eines Lockenstabs zu einem schlichten Zopf zusammen. Mit einem tiefen Seufzer gab sie schließlich auf. Wieder traf sie Chris in einer Situation, in der sie nicht in Bestform war, aber das war nicht zu ändern. Er würde sie einfach so akzeptieren müssen, wie
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