TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
war es nicht gewöhnt, sich so hilflos zu fühlen. Das wurde noch durch die fremde Umgebung verstärkt – und den mysteriösen Mann neben ihr. Auch wenn sie jetzt wusste, dass er ein deutscher Agent und nicht etwa ein afghanischer Verbrecher war, kannte sie ihn nicht genug, um nachvollziehen zu können, warum er in Afghanistan so gehandelt hatte. Oder warum er jetzt dafür sorgte, dass sie zum Flughafen kam, anstatt sich um seine abgebrannte Wohnung zu kümmern. Vielleicht wollte er sie einfach nur so schnell wie möglich loswerden.
Kyla seufzte laut und erntete dafür von Chris einen fragenden Blick, den sie aber ignorierte. Stattdessen stieg sie nach einem weiteren Rundblick aus. Noch immer war der Himmel pechschwarz, und das würde er noch einige Stunden bleiben. Der bei ihrer Ankunft extrem geschäftige Flughafen war in der Nacht deutlich ruhiger, was es ihr leichter machte, darauf zu achten, ob ihnen jemand auflauerte. Trotzdem konnte sie Henning wieder nicht entdecken, so sehr sie auch nach ihm Ausschau hielt. War er ihnen doch nicht gefolgt oder vielleicht aufgehalten worden? Besorgnis breitete sich in ihr aus. Eine Berührung an ihrem Arm ließ sie erschreckt herumwirbeln.
Besorgt blickte Chris sie an. »Was hast du?«
»Ich kann Henning nirgends entdecken. Glaubst du, es geht ihm gut?«
Seine Miene entspannte sich. »Ja, ich habe ihn schon gesehen. Er hält sich außer Sichtweite und beobachtet, ob wir ungewollte Aufmerksamkeit erregen.«
Noch einmal sah Kyla sich um. »Wie auch immer er das macht, ich will das auch können.«
Chris lächelte sie an. »Komm, wir besorgen ein Ticket und setzen uns dann in ein Café.«
»Ich habe bereits ein Ticket, ich muss nur noch angeben, wann ich fliegen will.« Sie setzte sich in Bewegung, um die Sache schnell hinter sich zu bringen. Glücklicherweise war ein Schalter der Fluggesellschaft besetzt, und sie kam sofort dran. Ohne sich umzudrehen wusste sie, dass Chris hinter ihr stand. Es war wie in Afghanistan, seine Nähe ließ ihre Haut prickeln. Mit Mühe konzentrierte sie sich auf die Angestellte der Fluggesellschaft und legte ihr Blankoticket auf den Tresen.
»Guten Tag, ich möchte gerne das Ticket gegen eines nach Washington, D . C. umtauschen. Wann geht der nächste Flug?«
Die Frau lächelte sie müde an. »Kleinen Moment, ich sehe nach.«
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. »Kann ich dich kurz sprechen?«
Mit einem stillen Seufzer drehte sich Kyla zu Chris um und ging ein paar Schritte zurück, damit sie ungestört waren. »Ja?«
»Ich dachte, du kehrst nach San Diego zurück.«
Kyla zuckte mit den Schultern und schnitt eine Grimasse, als die Bewegung an ihrer Halswunde zerrte. »Das hatte ich auch ursprünglich vor, aber nachdem ich jetzt weiß, dass nicht nur Khalawihiri entkommen ist, sondern sich auch Jade dort aufhält, halte ich es für wichtiger, an die Ostküste zu fliegen.«
»Hast du das mit deinen Vorgesetzten abgesprochen?«
Schweigend starrte Kyla ihn an. Es hatte ihn gar nicht zu interessieren, was sie Hawk und Matt sagte und was nicht! Natürlich würden die beiden alles andere als erfreut sein, wenn sie in Quantico auftauchte, aber sie konnten nichts dagegen tun. Sie würde Jade nicht noch einmal im Stich lassen.
Chris blickte sie durchdringend an. »Du lässt dich nicht umstimmen, oder?«
»Nein.« Sie verschränkte ihre Arme über der Brust. »Ich muss das machen.«
Kopfschüttelnd ging Chris zum Schalter und lächelte die Frau freundlich an. »Wir nehmen zwei Plätze für den Flug nach Washington. Wäre es möglich, dass wir am Notausgang sitzen? Sie wissen schon, wegen der langen Beine.«
Sprachlos starrte Kyla ihn an. Was tat er da? Da sie ihn im Moment nicht darauf ansprechen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen, während die Angestellte die Flüge buchte, ihnen ihre Tickets aushändigte und eine angenehme Reise wünschte.
Sowie sie außer Hörweite waren, wandte sie sich zu Chris um. »Was soll das? Es war nie die Rede davon, dass du mit in die USA fliegst!«
»Bisher dachte ich ja auch, dass du nach Kalifornien zurückkehrst und dort auf dem Navystützpunkt in Sicherheit bist. Da du aber nach Washington fliegst und dich – wie ich dich kenne – in die Suche nach Khalawihiri einmischst, halte ich es für besser, wenn ich mitfliege.« Als sie den Mund öffnete, um dagegen zu protestieren, redete er schnell weiter. »Du glaubst doch nicht, dass wer auch immer hinter
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