TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
Augen, damit er die Tränen nicht sah, die sich darin bildeten. »Doch, das weiß ich. Aber warum denkst du, dass es mir anders geht, wenn du dich in Gefahr begibst?« Es war ihr egal, dass sie damit zugab, noch etwas für ihn zu empfinden. Wenn Khalawihiri wirklich dort auf sie lauerte, dann konnte es gut sein, dass einer von ihnen nicht zurückkommen würde, und sie wollte Hawk nicht im Ungewissen über ihre Gefühle lassen. Sein Griff spannte sich um ihren Arm an, unter ihrer Hand konnte sie sein Herz heftig pochen spüren. Wann hatte sie ihre Hand auf seine Brust gelegt? Egal, es fühlte sich zu gut an, um sie wegzuziehen.
Da ihre Augen geschlossen waren, kam die leichte Berührung seiner Lippen an ihren unerwartet. Ihre Lider hoben sich, aber sie rückte nicht von ihm ab. Offenbar durch ihre fehlende Reaktion ermutigt, vertiefte Hawk den Kuss, seine Zungenspitze strich über ihre Unterlippe. Auch wenn sie wusste, dass es keine gute Idee war, ihn noch näher heranzulassen, öffnete sich ihr Mund und sie hieß seine Zunge willkommen. Für einen winzigen Moment war es wie früher, die vertraute Art, wie er sie küsste, seine Nähe, sein Geruch, sein Geschmack, und sie vergaß alles um sich herum. Erst als er sich zögernd von ihr löste, erinnerte sie sich wieder daran, wo sie waren.
Bedauernd schob sie ihn von sich, blieb aber weiterhin in Deckung hinter dem Wagen. Wegen der Dunkelheit war es unmöglich, Hawks Gedanken in seinem Gesicht abzulesen, aber das war vielleicht auch besser so. Auch wenn sie den Kuss genossen hatte, musste sie Hawk klarmachen, dass sie deshalb nicht ihre Beziehung wieder aufnehmen konnten, als wäre nichts geschehen. Aber das würde warten müssen, zuerst mussten sie sich um Khalawihiri kümmern, dessen Vorsprung immer größer wurde, während sie hier herumtändelten.
Hawk schien ihren letzten Gedanken zu erahnen, denn er drehte sich um und schob sich langsam vorwärts. »Bleib dicht hinter mir. Sowie du etwas hörst, wirf dich zu Boden.«
Jade verdrehte ihre Augen, drückte aber nur kurz seinen Arm, damit er wusste, dass sie ihn verstanden hatte. Auch wenn sie ein halbes Jahr nicht gearbeitet hatte und die Geschehnisse in Afghanistan sie immer noch belasteten, hatte sie nicht alles vergessen, was sie in ihrem Training als FBI -Agentin und bei den TURT / LE s gelernt hatte.
Gemeinsam schlichen sie so leise wie möglich durch die dicht stehenden Bäume, was wegen der Dunkelheit recht schwierig war. Wie sollte man all die Äste und Stolperfallen umgehen, wenn man sie nicht rechtzeitig sah? Immerhin hatte es geregnet und die Zweige unter ihren Füßen gaben nur einen dumpfen Laut von sich, wenn sie unter ihrem Gewicht brachen. Immer wieder blieben sie stehen und lauschten, doch außer den Geräuschen, die der Wind im Geäst verursachte, war nichts zu hören. Entweder weil Khalawihiri schon außer Reichweite war, oder weil er sich irgendwo verkrochen hatte und sich ruhig verhielt.
Schließlich hielt Hawk an und drehte sich zu ihr um. »Das bringt so nichts. Wir können nicht sicher sein, dass er überhaupt in diese Richtung gegangen ist. Er könnte auf der anderen Seite der Straße sein oder sonst wo. Es ist besser, wir kehren zum Auto zurück und warten dort auf die anderen. Mit Spürhunden und Wärmebildkameras können sie ihn sicher finden.«
So gern sie auch dagegen protestieren wollte, sie wusste, dass Hawk recht hatte. Es brachte nichts, blind durch den Wald zu stolpern, wenn sie nicht einmal wussten, wo Khalawihiri war. »Okay.«
Aufmunternd drückte Hawk ihre Hand. »Wir kriegen ihn, Jade.«
Sie erwiderte den Druck, bevor sie ihre Hand rasch wegzog. »Hoffentlich kommen die anderen bald.«
In einiger Entfernung ertönte ein lauter Knall und Jade zuckte zusammen. Sie blickten sich an, bevor sie losrannten. Jades rauer Atem klang laut in ihren Ohren, nur übertönt vom Knacken und Rascheln, das jeden ihrer Schritte begleitete. Sie machten etwa so viel Lärm wie eine Herde Elefanten, Khalawihiri würde keine Mühe haben, sie kommen zu hören. Vor allem konnten sie direkt in eine Falle laufen. Automatisch wurde sie langsamer und versuchte, den Umgebungsgeräuschen zu lauschen. Ein Prickeln lief über ihren Nacken, sie hatte das Gefühl als wären von allen Seiten Augen auf sie gerichtet. Dabei war das gar nicht möglich, der Schuss war deutlich weiter entfernt gewesen.
Oder? Sie konnte es nicht mit Gewissheit sagen, und das machte sie nervös. Hawk war auch langsamer geworden
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