TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
sie.
»Ja?« Das tiefe Grollen von Bulls Stimme drang durch den Hörer.
»Hier ist Clint. Ich hoffe, ich störe nicht.«
»Nein. Kleinen Moment.« Ein merkwürdiges Rauschen ertönte, wahrscheinlich hielt Bull das Telefon zu. »Tut mir leid, Mom, es ist mein Boss, ich gehe kurz raus.« Im Hintergrund war ein dumpfes Knallen zu hören, dann das Geräusch von Regen, der auf ein Dach prasselte. »So, bin wieder da. Was gibt’s?«
In knappen Worten erzählte Clint ihm von Khalawihiris Flucht, die Bull mit einem heftigen Fluch kommentierte. »Offiziell haben wir mit der Suche nach Khalawihiri nichts zu tun, FBI und Marines wollen uns dort nicht sehen.«
Bull schnaubte. »Seit wann lassen wir uns davon abhalten?«
Clint musste grinsen. »Bisher noch nie. Aber das Oberkommando hat den eindeutigen Befehl gegeben, dass wir uns dort nicht einmischen.«
»Mist. Als könnten sie nicht alle Hilfe gebrauchen, die sie bekommen können. Was passiert jetzt?«
»Red und ich werden uns die Sache ansehen, ganz privat natürlich.«
»Ich nehme den nächsten Flieger. Wo treffen wir uns?«
»Flieg am besten nach Stafford. Bist du sicher, dass du deinen Urlaub unterbrechen willst?«
Bull senkte die Stimme. »Ihr rettet mir hier das Leben, ich langweile mich zu Tode. Ich liebe meine Eltern, aber wenn ich noch eine Minute länger mit ihnen Bridge spielen muss, stürze ich mich von der Klippe. Wie komme ich zu euch?«
Die Vorstellung, dass der große und kräftig gebaute SEAL mit seinen Eltern Karten spielte, war zu witzig. Hastig unterdrückte Clint ein Lachen und räusperte sich. »Wir holen dich am Flughafen ab. Sag uns Bescheid, wann du ankommst.«
»Alles klar. Bis dann.«
Clint beendete das Gespräch, steckte das Handy in seine Hosentasche und wandte sich zu Red um. »Bull ist dabei.«
Red nickte. »Gut. Wie gehen wir weiter vor?«
Clint rieb über seine kurzen Haare. »Zuerst muss ich mich beurlauben lassen, und dann müssen wir die Ausrüstung zusammensuchen, die wir und Bull benötigen.«
Red ging zur Tür. »Okay, dann los. Je länger wir warten, desto mehr Vorsprung hat der Verbrecher.«
Clint folgte ihm aus dem Büro und spürte, wie die altbekannte Anspannung vor einer Mission von ihm Besitz ergriff. So ernst der Anlass auch war, er freute sich, endlich wieder mehr tun zu können, als im Büro zu sitzen oder die jungen SEAL s auszubilden. Vor der Tür legte er seine Hand auf Reds Schulter. »Gehen wir.«
Ernst blickte Red ihn an. »Danke.«
Clint konnte sich vorstellen, wie es für seinen Freund gewesen sein musste, nicht den Beruf ausüben zu können, den er liebte. Nicht zu wissen, ob er mit seinem verletzten Bein jemals wieder als SEAL auf eine Mission gehen konnte. Zwar war er selbst damals nach Ghosts Tod freiwillig aus dem Dienst ausgeschieden, aber er hatte sein Leben als SEAL und seine Kameraden trotzdem jeden Tag vermisst. Es war beinahe, als würde einem die Luft zum Atmen genommen und man würde jeden Tag ein Stück mehr verkümmern. Und er kannte noch jemanden, dem es so gehen musste. »Vielleicht sollten wir I-Mac fragen, ob er mitmacht.«
Ensign John MacPhearson von SEAL -Team 11 war bei der Explosion in Mogadirs Festung schwer an der Wirbelsäule verletzt worden, für eine Weile hatte es so ausgesehen, als wäre er dauerhaft gelähmt. Das war glücklicherweise nicht eingetreten, aber noch immer machten ihm die geschädigten Nerven Probleme, und er hatte bisher den aktiven Dienst in Coronado nicht wieder aufnehmen können.
»Sicher, dass er schon bereit dafür ist?« Zweifel war in Reds Stimme zu hören.
»Er soll nicht mit uns durch den Wald laufen, aber wenn er uns technisch unterstützen würde, wäre das eine große Hilfe.« I-Macs Spitzname kam nicht von ungefähr. Er war ein Zauberer, wenn es um Computer und die Beschaffung geheimer Informationen ging.
»Kann er denn schon gehen?«
»Ja, zumindest über kürzere Strecken. Aber wenn er nicht reisen kann, ist es sicher auch möglich, dass er uns von Kalifornien aus unterstützt. Wenn er uns überhaupt helfen will.«
Zehn Minuten später und mit I-Macs ungläubigem ›Da fragst du noch?‹ im Kopf bereitete Clint ihre unerlaubte Aktion vor. Da er wusste, dass sein eigenmächtiges Handeln Auswirkungen auf seinen Job haben konnte, hatte er auch mit seiner Lebensgefährtin Karen gesprochen, die ihn wie erwartet sofort unterstützte. Aber er hatte an ihrer Stimme auch gehört, dass sie sich um ihn sorgte. Er liebte sie fast noch mehr dafür,
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