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Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Stewart
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geraten«, knurrte Haudrauf.
    »Trotzdem. Wer bin ich um mit dem Schicksal zu hadern? Wenn das Schicksal mich zum Befehlshaber des Sturmpfeils auserkoren hat, muss ich mich der Verantwortung stellen, und zwar mit …« Er suchte nach einem passenden Wort.
    »Und zwar mit …«, sagte Haudrauf in das Schweigen.
    »So unterbrich mich doch nicht dauernd!«, schimpfte Slyvo. »Du bist ein tapferer Krieger, Haudrauf, versteh mich nicht falsch. Du machst deinem Stamm alle Ehre, aber dir fehlt jedes Gespür für das richtige Wort zur rechten Zeit.«
    »Zur rechten Zeit«, wiederholte Haudrauf.
    Slyvo stöhnte ungeduldig. »Kommt mit«, sagte er. »Lasst uns den anderen die frohe Botschaft überbringen.«
    Tem Waterbork konnte nicht länger stillhalten. »Elender Verräter«, brüllte er und brach durch das Gebüsch auf die Lichtung. Der Steinpilot, Haudrauf und Slyvo fuhren herum.
    Slyvo verbarg seine Enttäuschung sofort hinter einem verkniffenen Lächeln. »Mein lieber Tem«, sagte er. »Und Zacke! Ihr beide habt also auch überlebt.«
    Twig blieb an seinem Platz und sah zu.
    » Der sollte doch eigentlich gefesselt sein«, sagte Tem und zeigte auf den Flachkopf. »Befehl des Captains.«
    Slyvo senkte in falscher Demut den Kopf und spielte mit einem der Knoten in seinem Schnurrbart. »Es ist nur so«, sagte er und sah betrübt über den Rand seiner Brille. »Wie ich eben schon Haudrauf hier erklärte, ist unser erlauchter Kapitän Quintinius Verginix …« Er blickte sich theatralisch um. »Nicht anwesend.« Er lächelte gequält. »Und Haudrauf tut sich mit den Fesseln so schwer.«
    Tem brummte etwas. Vorerst konnte er nichts tun. »In welchem Zustand ist der Sturmpfeil ?«, fragte er.
    Slyvo sah nach oben. »Wie steht’s, Klotzkinn?«, rief er.
    »So einigermaßen«, sagte eine quietschende Stimme. »Die meisten Schäden sind nicht weiter tragisch, nur das Ruder hat es ziemlich schlimm erwischt. Aber das kriege ich wieder hin.«
    »Ist der Kahn bald wieder flott?«, fragte Slyvo ungeduldig.

    Aus dem Laub über ihnen tauchte ein grimmig aussehender Kopf auf. Der Schädel steckte in einem eng anliegenden Metallgestell, an dem mit Bolzen der Unterkiefer befestigt war.
    »Er ist erst dann wieder flott, wenn wir den Flugstein an seinen Platz gebracht haben«, sagte der Kopf.
    Slyvo machte eine Grimasse und stampfte schlecht gelaunt mit den Füßen auf. »Kannst du nicht improvisieren? Luftholz, Bluteiche – die haben doch auch Auftrieb. Verbrenn einfach mehr …«
    Klotzkinn schüttelte missbilligend den Kopf. »Ausgeschlossen«, sagte er. »Das Feuer, das wir für den Auftrieb benötigten, hätte auf dem Schiff keinen Platz. Außerdem …«
    »Dann lass dir was einfallen!«, schrie Slyvo. »Ich verstehe immer noch nicht, wie der blöde Stein über Bord gehen konnte.«
    »Weil er vom Blitz getroffen wurde«, erwiderte Klotzkinn.
    »Das weiß ich, du Idiot!«, schimpfte Slyvo. »Aber …«
    »Kalter Stein steigt, heißer Stein sinkt«, fuhr Klotzkinn unbeirrt fort. »Das ist ein Naturgesetz. Und hier gleich noch eins: Was heiß ist, kühlt wieder ab. Wenn ihr den Flugstein nicht bald findet, fliegt er für immer weg. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss die Halterung des Steins reparieren für den Fall, dass ihr ihn doch noch findet.« Der Kopf verschwand wieder hinter den Blättern.
    Slyvo biss sich auf die Lippen. Alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen. »Ihr habt ihn gehört«, fauchte er. »SUCHT DEN FLUGSTEIN.«
    Zacke und Haudrauf machten sich sofort auf die Suche, der Steinpilot stolperte ihnen hinterher. Nur Tem Waterbork blieb.
    »Was ist?«, wollte Slyvo wissen.
    »Vielleicht kann ich dir sagen, wo der Stein ist. Unter einer Bedingung: Wenn er wieder an seinem Platz vertäut ist, warten wir auf den Captain.«
    »Aber natürlich«, sagte Slyvo. »Du hast mein Wort.« Er streckte die Hand aus und schüttelte die von Tem.
    Twig sah von seinem Platz in den Büschen, dass der Maat den anderen Arm hinter dem Rücken hielt. An der Hand fehlten zwei Finger. Die Narben sahen frisch aus. Die zwei noch vorhandenen Finger waren gekreuzt.
    Tem nickte. »Aber ich will ganz sicher sein, dass du Wort hältst«, sagte er. Er drehte sich um. »Twig«, rief er, »bist du da? Komm raus, damit ich dich sehen kann.«
    Twig stand auf und trat auf die Lichtung.
    »Ein Spion?«, zischte Slyvo.
    »Ein Zeuge«, erwiderte Tem. »Damit du auch wirklich dein Versprechen hältst.« Er sah Twig an. »Weißt du, wo der Flugstein

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