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Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Stewart
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und das Ruderblatt einsetzen …«
    »Und der Steinpilot?«
    »Ist im Maschinenraum und bohrt neue Leitungen.«
    »Ausgezeichnet«, sagte der Captain. Er drehte sich um und sah auf Twig hinunter.
    Und in diesem Augenblick war Twig sich auf einmal ganz sicher, dass er dem Captain schon einmal begegnet war. Er hatte ihn nur wegen der Augenklappe nicht gleich wieder erkannt. Tuntum und er hatten ihn damals im Wald getroffen, als sein Vater versucht hatte ihn mit den Arbeiten eines Waldtrolls vertraut zu machen. Der hoch gewachsene, stolze Himmelspirat mit dem juwelenbesetzten Säbel und der Scharte in der Klinge … wie hatte er ihn nur vergessen können?
    »Was stehst du hier herum und gaffst?«, sagte der Captain barsch. »Hilf den anderen beim Feuermachen.«
    Twig ging sofort an die Arbeit. Er rannte in den Wald um Reisig zum Anfachen zu sammeln. Bei seiner Rückkehr brannte freilich bereits ein kräftiges Feuer. Immer wenn Zacke und Tem Waterbork ein Scheit in die Glut warfen, stieg eine Fontäne orangefarbener Funken auf. Die verschiedenen Hölzer sangen und zischten. Gelegentlich hob ein brennendes Stück Luftholz ab und stieg wie eine Leuchtkugel zum Himmel auf.
    Twig erschauerte. Die Waldtrolle hatten ihn gelehrt im Umgang mit Feuer größte Vorsicht walten zu lassen – für die Waldbewohner war das Feuer von allen lebensnotwendigen Dingen das gefährlichste. Deshalb wurde Holz mit Auftrieb nur in Öfen verbrannt. Die Sorglosigkeit der Himmelspiraten entsetzte ihn.
    Twig war gerade damit beschäftigt, mit dem Fuß brennende Äste in das Hauptfeuer zurückzuschieben, da kehrte Hubble zurück, der kurz zuvor Haudrauf fest an einen Baum angekettet hatte. Der Banderbär suchte den Captain, doch als er an Twig vorbeikam, blieb er stehen.
    »Wu!«, bellte er und zeigte auf den Zahn um Twigs Hals.
    »Ich an deiner Stelle würde Hubble nicht zu nahe kommen«, rief Tem. »Bei dem weiß man nie, was er als Nächstes tut.«
    Twig hörte nicht auf ihn. Der weiße Banderbär mochte wild aussehen, doch seine kummervollen Augen kamen ihm bekannt vor. Der Bär streckte eine Klaue aus und berührte den Zahn vorsichtig.
    »T-wu-g«, brummte er.
    Twig starrte ihn verblüfft an. Hubble wusste, wie er hieß! Ihm fielen die Abende ein, an denen sein Freund den mondbeschienenen Himmel angeheult und ein anderer Bär aus der Ferne geantwortet hatte. War es etwa Hubbles klagender Ruf gewesen, den Twig an jenem Abend gehört hatte, an dem der Banderbär gestorben war?
    Hubble zeigte auf sich und dann auf Twig. »Fr-u-nde«, sagte er.
    Twig lächelte. »Freunde.«
    In diesem Augenblick ertönte die wütende Stimme des Captains. Er brauchte Hubble, und zwar sofort. Hubble drehte sich um und trottete gehorsam zu ihm. Twig bemerkte, dass Tem ihn ungläubig anstarrte.
    »So was habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen«, rief er, »das schwöre ich. Mit einem Banderbär befreundet! Was bist du eigentlich sonst noch alles?« Er schüttelte den Kopf. »Komm her, Kleiner, und hilf mir.«

    Tem stand am Feuer. Er hatte das Hammelhorn sachkundig gehäutet, der Länge nach auf einen Stock aus Eisenholz gespießt und über die Flammen gehängt. Jetzt duftete es intensiv nach gebratenem Fleisch. Twig trat neben ihn und zusammen drehten sie den Spieß immer wieder herum.
    Nach einer Weile erklärte Klotzkinn, er sei mit den Reparaturen fertig, und kam vom Baum herunter. Auch das Hammelhorn war fertig. Tem schlug an einen Gong.
    »Essen!«, rief er.
    Twig setzte sich zwischen Tem und Zacke. Der Captain und Hubble saßen ihnen gegenüber, Slyvo saß etwas abseits im Schatten. Der Steinpilot war nicht erschienen und Flachkopf Haudrauf, der immer noch am Baum angekettet war, musste sich mit den Bissen begnügen, die ihm zugeworfen wurden.
    Die Himmelspiraten füllten ihre leeren Mägen mit Schwarzbrot und dampfenden Stücken Hammelhornfleisch und spülten das Essen mit Waldbräu hinunter. Allmählich hob sich ihre Laune.
    »Wir haben schon Schlimmeres durchgemacht«, lachte Tem Waterbork. »Stimmt’s, Captain?«
    Der Captain brummte etwas. Ihm schien nicht nach Reden zumute.
    »Zum Beispiel damals, als wir die Schiffe der Liga über Sanktaphrax überfallen haben. Niemand hätte gedacht, dass wir lebend da rauskommen. Wir waren in die Enge getrieben, konnten nirgendwohin entkommen und aus den Frachträumen der dicken Ligaschiffe kommen lauter mordlustige Flachköpfe und wollen uns entern. Ich habe Slyvo noch nie so zittern sehen – und auch

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