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Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Stewart
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fielen. Dann blickte er nach oben und dort zeichnete sich für einen kurzen Augenblick ein Schattenriss vor dem blitzdurchzuckten Himmel ab …
    Twig stockte der Atem. »Ein Himmelsschiff«, flüsterte er. Der Himmel wurde wieder dunkel, das Schiff verschwand. Dann blitzte es erneut.
    »Aber jetzt fährt es ja in die andere Richtung«, rief Twig laut. Wieder blitzte es und der Himmel leuchtete noch heller. »Es dreht sich im Kreis«, überlegte Twig aufgeregt. »Vielleicht ist es in einem Wirbelwind gefangen.«
    Immer schneller drehte es sich, so schnell, dass es Twig ganz schwindlig wurde. Das Großsegel knatterte, die Takelage peitschte die Luft. Hilflos wurde das außer Kontrolle geratene Himmelsschiff in den Sturm hineingezogen. Plötzlich fuhr ein einzelner gezackter Blitz aus den Wolken direkt über dem kreiselnden Schiff und – traf. Der Rumpf legte sich auf die Seite. Ein kleiner, runder Gegenstand, der wie ein Stern strahlte, fiel heraus und stürzte nach unten. Das Himmelsschiff trudelte in einer abwärts führenden Spirale hinterher. Twig hielt die Luft an. Immer schneller fiel es vom Himmel.
    Wieder wurde es dunkel. Twig kaute auf seinen Haaren, auf seinem Halstuch, auf seinen Nägeln. Es blieb dunkel. »Ein einziger Blitz noch«, bettelte er. »Nur damit ich sehe, was …«
    Der Blitz kam und der ferne Horizont leuchtete in seiner ganzen Breite auf. Twig sah drei fledermausähnliche Wesen über dem abstürzenden Schiff schweben. Während er noch hinsah, kamen drei, nein vier weitere hinzu. Sie sprangen von den Decks herunter und entfernten sich flatternd. Die Himmelspiraten gaben ihr Schiff auf. Eine achte Gestalt brachte sich durch einen Sprung in Sicherheit, Sekunden später krachte das Schiff durch die Baumkronen.

    Twigs Herz raste. Hatte die ganze Besatzung das Schiff rechtzeitig verlassen können? War das Schiff zertrümmert worden? Waren die fliegenden Gestalten, die er gesehen hatte, wohlbehalten gelandet?
    Er flog förmlich den Baum hinunter und rannte durch den Wald, so schnell ihn seine Beine trugen. Der Mond flackerte durch das Laub, die Nacht war erfüllt von den Stimmen der Nachttiere. Die Bäume waren mit ihren eigenen Schatten überzogen und sahen aus wie in lange Netze eingewickelt. Hin und wieder lag ein abgebrochener Ast auf dem Boden oder es roch nach verbranntem Holz, ansonsten hatte das Gewitter keine Spuren hinterlassen. Twig rannte, bis er nicht mehr konnte.
    Keuchend und mit Seitenstechen blieb er stehen. Auf den Zweigen über ihm zwitscherten laut einige Mondvögel. Dann hörte er noch ein anderes Geräusch, ein Zischen und Spucken. Er ging weiter. Das Zischen kam aus einem Kammbusch direkt vor ihm. Er drückte die Äste zur Seite. Eine Hitzewelle schlug ihm entgegen.
    Vor ihm lag, zur Hälfte im Erdboden versunken, ein gewaltiger runder, weiß glühender Stein. Das Gras um ihn war verdorrt, die überhängenden Zweige des Busches verkohlt. Twig kniff die Augen vor der Hitze und dem grellen Licht zusammen. War das vielleicht der Stern, der aus dem Himmelsschiff gefallen war? Er sah sich um. Schiff und Mannschaft konnten nicht weit sein.
    Die Mondvögel begannen aus irgendeinem Grund verärgert zu kreischen. Twig klatschte in die Hände und sie flogen weg. In der anschließenden Stille hörte er leise Stimmen murmeln.
    Er schlich weiter und die Stimmen wurden lauter. Dann sah er einen großen, breitschultrigen Mann mit rotem Gesicht und einem dicken, verfilzten Bart. Er kauerte hinter einen heruntergefallenen Ast und vor ihm stand ein Himmelspirat.
    »Lass uns die anderen suchen«, sagte der Himmelspirat mit einer tiefen, voll tönenden Stimme. Dann kicherte er. »Slyvos Gesicht, als er sprang. Weiß wie ein Kabeljaufilet war er, mit einem grünlichen Schimmer.«

    »Er führt sicher etwas im Schilde«, sagte eine quäkende Stimme. »Und nichts Gutes.«
    Twig hob den Kopf um zu sehen, wer da sprach.
    »Da magst du Recht haben, Zacke«, brummte der bärtige Pirat. »Seit der Sache mit dem Eisenholz ist nicht mehr viel mit ihm los. Das Gewitter war, so gesehen, ein Glücksfall oder ich will nicht Tem Waterbork heißen.« Er machte eine Pause. »Ich hoffe nur, dem Captain ist nichts passiert.«
    »Der Himmel verhüte«, kam die Antwort.
    Twig streckte den Kopf noch höher, konnte aber immer noch nur den einen Piraten sehen. Er stieg auf den Ast um einen besseren Ausblick zu haben. Doch mit einem lauten Knacken gab der Ast unter seinen Füßen nach.
    »Was war das?«, brüllte Tem

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