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Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Titel: Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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eintreffen. Sabine hat alles auf einer Diskette gespeichert. «
    Hally runzelte verwirrt die Stirn. » Sie hat einen Computer? «
    » Sie benutzt einen vom College downtown « , erklärte Devon. » Offenbar treibt sie sich seit Jahren auf dem Campus rum. Sie hat sogar schon in ein paar der größeren Vorlesungen gesessen. Das fällt niemandem auf. «
    » Hast du Namen entdeckt? « , fragte Addie. » Von den Kindern, die dorthin geschickt werden? «
    Devon schüttelte den Kopf. Ich dachte an das Plakat von Jaime, das wir abgerissen hatten, als wir vom Platz geflohen waren. Jaime Cortae, stand darauf. Alter: 13. Haare: braun. Augen: braun. Größe: 1,52 m. Gewicht: 38 kg.
    Es erinnerte mich an Jaimes Patientenakte in Nornand. Ich hatte das Plakat zusammengefaltet und unter unsere Matratze geschoben. Wir ertrugen es nicht, uns davon zu trennen, aber wir ertrugen es auch kaum, es anzusehen.
    Zu hören, wie Jenson im öffentlichen Fernsehen die Suche nach Jaime ankündigte, war schlimm genug, aber es war dennoch nur ein Mann auf einem Bildschirm gewesen. Es hatte eine gewisse Distanz geherrscht, ein gewisser Glaube, dass ein kleiner Junge in diesem riesigen Land unmöglich gefunden werden konnte, dass die drohende Gefahr noch immer hoch über den Wolken blind ihre Kreise zog. Über dieses Plakat zu stolpern war gewesen, als hätten wir ein Paar Klauen aufblitzen sehen und gespürt, wie sie unsere Wange streiften.
    » Also « , sagte Addie, ein Wort und Seufzer zugleich. » Was jetzt? «
    Niemand gab darauf eine Antwort. Wir sahen uns an. Nun, da wir in der pastellfarbenen Behaglichkeit unseres nach Emalias Geschmack eingerichteten Zimmers saßen, schien es irrsinnig, dass wir wenige Stunden zuvor durch die Straßen gehetzt waren, starr vor Angst, geschnappt zu werden. Oder ins Gefängnis zu wandern oder Schlimmeres.
    Ich erinnerte mich an die Panik der Menge. Ich erinnerte mich daran, dass es geklungen hatte, als würden rings um den Platz Gewehrschüsse abgefeuert. Mir war nicht … Mir war nicht klar gewesen … Ich hätte nicht gedacht … Jede Erinnerung an die kreischende, trampelnde Menge war wie ein Faustschlag in unseren Magen, verursachte uns Übelkeit.
    Wir hatten das getan. Wir waren dafür verantwortlich. Mit nur vier kleinen Böllern und Plänen, die wir lachend auf einem versteckten, von Lichterketten erleuchteten Dachboden geschmiedet hatten, hatten wir Hunderte Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Das Gefühl der Macht war grauenerregend. Begannen Veränderungen auf diese Weise? Mit diesem Gefühl, als stünde man am Rand einer Klippe und wünschte sich zu fliegen, graute sich aber entsetzlich vor dem Fall?
    » Sabine hat vermutlich einen Plan « , sagte Devon. Er zuckte mit den Schultern.
    Hally blickte starr die Wand an. » Ich möchte jedenfalls nichts mehr mit Sabines Plänen zu schaffen haben. «
    Der Fernseher blieb den Rest des Abends auf den Sender mit den Lokalnachrichten eingestellt. Eine wechselnde Gruppe aus Moderatoren, Reportern, Augenzeugen und dann Polizisten und schließlich Regierungsbeamten meldete sich zu Wort.
    Wir wussten, dass die Möglichkeit feindlicher Hybridaktivitäten bestand, sagten sie. Vorsichtsmaßnahmen seien ergriffen worden, sagten sie. Die Situation sei schnell und wirkungsvoll unter Kontrolle gebracht worden, ohne dass es Verletzte gegeben habe. Ermittlungen, die Täter aufzuspüren, seien eingeleitet worden.
    Wir werden nicht zulassen, dass dieser Akt der Gewalt uns von dem Kurs abbringt, den wir für richtig erachten.
    Wir werden uns nicht einschüchtern lassen.
    Gewalt? Es hat keine Gewalt gegeben, wollte ich protestieren. Es waren bloß Flugblätter und Knallkörper gewesen. Das war alles. Aber niemand benutzte das Wort Böller. Sie sprachen von Explosionen. Sie benutzten das Wort detonieren.
    Niemand in den Nachrichten erwähnte etwas von einem Sicherheitsverstoß im Rathaus. Es erwähnte auch niemand die Zettel, die wir von den Dächern geworfen hatten. Die sechs Namen.
    Kurt F. (14)
    Viola R. (12)
    Anna H. (15)
    Blaise R. (16)
    Kendall F. (10)
    Max K. (14)
    Aber im Lauf der nächsten Tage verbreiteten sich die Namen dennoch. Emalia erzählte davon, während wir leise und bedrückt unsere Mahlzeiten einnahmen. Das Einzige, was sich schneller verbreitete als Angst, waren Gerüchte, und bald wollte jeder die Geschichten kennen, die sich hinter den Zeichnungen verbargen. Die Flugblätter wanderten von Hand zu Hand. Eine kleine, mutige Zeitung griff die

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