Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Du warst in deinem Zimmer « , sagte Emalia. » Ich dachte, Addie würde zeichnen. Ich habe nicht … «
Das Telefon klingelte, schrillte in meinen Ohren. Emalia wandte den Blick nicht von mir ab, aber sie wich ein paar Schritte zurück und nahm das schnurlose Telefon von ihrem Nachttisch. » Hallo? «
Eine Pause. Sie ließ das Telefon sinken. Ihr Blick ruhte nicht länger auf meinem Gesicht. Er wanderte über meinen Körper, registrierte das hellgelbe T-Shirt, das ich anhatte. Die Jeansshorts. Als ob sie hoffte, an meiner Kleidung etwas ablesen zu können. » Es ist für Addie « , sagte sie langsam. » Es ist Dr. Lyanne. «
Ich streckte die Hand aus, während ich mich gleichzeitig darum bemühte, lockerer zu wirken. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Emalia mitbekam, wie ich ausflippte. Jetzt war sie misstrauisch, reichte mir aber dennoch das Telefon.
» Hallo? « , sagte ich.
Dr. Lyanne verschwendete keine Zeit mit Nettigkeiten. » Was zur Hölle habt ihr vor, du und Devon, Addie? «
Ich korrigierte sie nicht. Seit meinem Besuch bei Sabine vor zwei Tagen hatte ich das Gebäude nicht verlassen. Ich hatte kaum die Wohnung verlassen. Soweit ich wusste, war auch Addie drinnen geblieben.
Ich sah Emalia an. Sie war wieder mit ihrer Wäsche beschäftigt und versuchte vergebens so zu tun, als würde sie mein Gespräch nicht belauschen.
Leise schlüpfte ich in den Flur hinaus. » Ich habe nichts vor. «
» Von wegen. « Dr. Lyannes Stimme war ein leises Fauchen. » Begreifst du eigentlich, wie gefährlich es für diesen Jungen ist, in mein Büro zu kommen? Dann drehe ich mich um und ihr beide seid verschwunden. Wenn er Zugang zu einem Computer gebraucht hat, hätte er mich fragen können, anstatt mich zu hintergehen. «
Devon und Addie waren in Dr. Lyannes Büro gewesen? Wenn Devon einen Computer gebraucht hatte – nun, es ergab einen Sinn, dass er dann Dr. Lyanne aufsuchen würde. Ihre Klinik verfügte über Computer und Dr. Lyanne zu kennen hätte Devon unter Umständen Zugang verschafft.
Aber warum brauchte er Zugang?
» Addie « , fuhr Dr. Lyanne mich an. » Hörst du mir überhaupt zu? «
» Ich höre zu « , flüsterte ich.
» Nein, tust du nicht. Ich habe dich gefragt, wofür Devon so dringend einen Computer brauchte. «
Wenn ich das nur gewusst hätte. Dr. Lyanne seufzte. Ich biss mir auf die Zunge und wartete, bis sie wieder das Wort ergriff. Endlich sagte sie: » Ich frage dich jetzt noch ein letztes Mal: Was habt Devon und du vor? «
» Wir haben gar nichts vor « , sagte ich.
Ich sah Dr. Lyanne beinah am anderen Ende der Leitung vor mir, den Hörer ans Ohr gepresst, die eckigen Schultern starr vor Zorn, mit einem Blick, der ein Loch in die Wand brannte. » Stell nichts Dummes an, Addie. Und lass nicht zu, dass Devon etwas Dummes macht. «
In meinem Kopf wirbelten unzählige Fragen umher, die ich nicht stellen durfte.
» Ist gut « , sagte ich.
» Nein « , erwiderte Dr. Lyanne. » Nein, nichts ist gut, Addie. Versprich es mir. «
Ich zögerte. Ich gab gerade so viele Versprechen und dieses würde ich noch nicht einmal in meinem Namen geben.
» Addie « , forderte Dr. Lyanne mich auf.
» Ich verspreche es « , sagte ich. Ich war in meinem Zimmer angekommen und schloss die Tür hinter mir.
Dr. Lyanne schwieg eine lange Zeit. » Also schön « , sagte sie dann und legte auf. Sie war niemand, der sich in langen Abschieden erging. Ich setzte mich aufs Bett, das Telefon umklammerte ich nach wie vor eisern.
Addie war mit Devon zu Dr. Lyanne gegangen und ich hatte nichts davon geahnt.
Ich versuchte immer noch, diese Information zu verarbeiten, als Nina ins Zimmer stürmte. » Eva! Emalia baut den Projektor auf, damit wir meine Filme angucken können. «
Ich kann grad nicht, hätte ich fast gesagt, aber Nina sah so aufgeregt aus, dass ich es nicht übers Herz brachte. Emalia hatte ihr offensichtlich nicht erzählt, wie merkwürdig ich mich benommen hatte. Ich wollte auf gar keinen Fall das Fitzelchen Normalität kaputtmachen, das Nina und Kitty sich bewahrt hatten. Also nickte ich nur und folgte Nina hinaus ins Wohnzimmer.
Emalia warf mir einen prüfenden Blick zu, stellte aber keine Fragen. Ich hatte das Gefühl, das würde sie auch nicht – jedenfalls nicht, solange Nina zugegen war. Sie würde auch nicht Dr. Lyanne anrufen und sie fragen, was los gewesen war. Die zwei standen sich nicht besonders nahe und Emalias Misstrauen war nicht groß genug. Genau wie Dr. Lyanne nicht
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