Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
wenn er seine Hirnmuskeln trainiert, sei das gut fürs Geschäft oder so was in der Art.)
»Ein Grundnahrungsmittel mit vier Buchstaben?«, fragte er.
»Bier«, sagte ich. Wie will Milo eigentlich sein Hirn trainieren, wenn ich ihm die Lösungen liefere?
»Red keinen Quark. Muss was Essbares sein.«
»Käse.«
»Käse ist doch kein Grundnahrungsmittel.«
»Ich bin sicher, dass Käse gemeint ist.«
» BROT !«, brüllte Milo, als brüllte er eine Beleidigung.
»Gratuliere«, sagte ich, froh, dass er wenigstens eine Frage aus eigener Kraft hatte beantworten können. Daraufhin herrschte eine Minute lang himmlische Ruhe. Klar, dass das nicht lange vorhalten würde.
»Hab vor ein paar Tagen mit einem Freund gesprochen«, sagte Milo, während er seine Jacke an einen Garderobenhaken hinter der Bar aufhängte.
»Sag bloß.«
»Pass auf, gleich wird’s richtig spannend.«
»Und was geschah dann?«, fragte ich mit mühsam gezügeltem Desinteresse.
»Er erzählte mir von einem Barbesuch und wie er mit der Barfrau einen freundlichen Plausch hielt, bis sie ihn aus heiterem Himmel am Schlafittchen packte und ohne ersichtlichen Grund versuchte, ihn mit seinem eigenen Schlips zu erdrosseln, während sie ihn beschuldigte, mit ihrer Mutter unter irgendeiner Decke zu stecken.«
»Inzwischen müsste er sich von dieser traumatischen Erfahrung erholt haben.«
»Nicht ganz. Ein paar Nebenwirkungen halten noch an.«
»Und welche wären das?«, fragte ich mit geheuchelter Anteilnahme.
»Er hat einen ganzen Schrank voller Schlipse – der Kerl ist ein echter Dandy –, aber jetzt traut er sich nicht mehr, einen dieser Schlipse zu tragen. Dabei war das immer sein Markenzeichen. Jetzt muss er sich was Neues einfallen lassen.«
»Was für eine tragische Geschichte.«
»Izz, er kennt deine Mutter doch gar nicht. Wir haben uns vor ein paar Tagen unterhalten, er hat ein Problem, er braucht einen Detektiv, der möglichst nicht so teuer ist wie deine Eltern, und da habe ich ihm von dir erzählt.«
»Ich hab einen Job, Milo.«
»Aber das ist keine richtige Arbeit, Izzy.«
»Für dich schon.«
Milo schleuderte die Zeitung auf die Theke und seufzte theatralisch. »Ich lasse dich jetzt nur noch drei Tage die Woche hier arbeiten. Du musst allmählich in deinen alten Beruf zurückfinden, oder du suchst dir eine ganz neue Beschäftigung. Hauptsache, du servierst dabei keinen Alk.«
»Was zahlen dir meine Eltern?«
»Nada.«
»Glaub ja nicht, dass du mich mit Fremdsprachen beeindrucken kannst.«
»Ernie kommt heute noch mal vorbei. Er wird dir sein Problem erklären. Du wirst ihm deine Dienste anbieten. Ihr werdet beide einen fairen Preis aushandeln. Du wirst dein Bestes geben, um meinem Freund zu helfen.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Kürze ich dir noch ein paar Stunden mehr.«
18.00 Uhr
Wie angekündigt, tauchte Ernie Black wieder auf.
Sein Problem war das banalste der Welt, zumindest von meiner beruflichen Warte aus gesehen – oder meiner früheren beruflichen Warte. Falsch. Das galt auch für die jetzigeWarte. Ob als Privatdetektivin oder Barfrau: Ständig muss man sich Klagen über einen möglicherweise untreuen Ehepartner anhören.
Mit fünfzig war Ernie seiner Traumfrau begegnet. Sie hatte sich in der Autoreparaturwerkstatt, die er mit seinem Bruder betrieb, als Bürokraft beworben. Nachdem Ernie und sie sechs Monate lang miteinander ausgegangen waren, wollten sie ihre Beziehung während eines Viertagetrips nach Reno, Nevada, testen. Schon am zweiten Tag beschlossen sie zu heiraten. Ihr Vorname war (und ist sicher immer noch) Linda, ihr Mädchenname Truesdale. Eine Rothaarige mit braunen Augen und unzähligen Sommersprossen. Das hatte ich mir als Erstes gemerkt, weil Rothaarige leicht zu beschatten sind. Ich nahm mir vor, das mit Rücksicht auf Ernies finanzielle Lage bei der Preisfindung einzukalkulieren.
Es war Ernies erste Ehe, und er wollte unbedingt, dass sie hielt. Allerdings waren Frauen für ihn schon immer ein Buch mit sieben Siegeln gewesen, darum versuchte er, die Siegel mit Hilfe billiger Ratgeber zu brechen. Als ich Ernie das erste – oder besser, das zweite – Mal traf, hatte er ein zerfleddertes Taschenbuch mit dem Titel Alles, was Sie schon immer über Frauen wissen wollten – und mehr dabei. Zuletzt hatte er das Kapitel über Geheimnisse gelesen, dabei war ihm aufgefallen, dass seine Frau offenbar etliche hatte.
Ich bat ihn, sich strikt an die Fakten zu halten, um mich nicht von seinen
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