Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
fragt nun: ›Was passiert gerade?‹ Wir erwarten nicht, dass sich dadurch die Art und Weise verändert, wie irgendjemand Twitter nutzt, aber vielleicht wird es dadurch leichter, es deinem Vater zu erklären.« Jack war mit der Veränderung natürlich nicht einverstanden und fuhr in Interviews fort, »Statusmitteilungen« als Grundlage der Tweets zu bezeichnen.
Intern war bei Twitter allen klar, dass Ev das Unternehmen führte. Extern glaubten einige Leute, dass es von Jack aus seiner »Verwaltungsratsposition« heraus geleitet wurde.
Die Medien waren vielfach schlecht informiert, und so wurde Jack nicht selten als Kopf der Firma bezeichnet. Ein Bericht auf CBS von Ende 2009 trug den Titel »Twitters Mastermind«. In seiner Einleitung sagte der Moderator über das Unternehmen: »Die Wall Street hat kürzlich den Preis für das soziale Netzwerk Twitter mit 1 Milliarde Dollar angesetzt, obwohl die Firma ihren ersten Cent erst noch verdienen muss.« Zu einem eingeblendeten Porträt von Jack fuhr der Moderator fort: »Jack Dorsey war erst 29 Jahre alt, alser Twitter erfand, und jetzt, mit 32, ist klar, dass er dazu beigetragen hat, die Art zu verändern, wie wir kommunizieren.«
Die Beitrag, in dem Jack beim Spaziergang interviewt wurde, erwähnte an keiner Stelle die Leistung von Ev, Biz oder Noah. »Dorsey ist ein Superstar geworden«, verkündete der CBS-Moderator. »Er wurde letzten Monat in seiner Heimatstadt St. Louis geehrt, wo er eine Rede an der Webster University hielt, vom Bürgermeister den Stadtschlüssel überreicht bekam und das Spiel der St. Louis Cardinals mit dem ersten Wurf eröffnete.«
Als Ev von dem Bericht hörte, schüttelte er nur den Kopf.
Jeden Morgen entdeckten die Twitter-Mitarbeiter neue Medienberichte über Jack: Artikel, Vorträge und Interviews von überall auf der Welt. Die großen Blätter wie Los Angeles Times , New York Times und Wall Street Journal berichteten über ihn, ebenso Fachpublikationen wie GigaOM , TechCrunch und Mashable oder esoterische Erzeugnisse wie AskMen und Alive . Auch einige Reden von ihm wurden abgedruckt. Einmal hielt Jack sogar einen Vortrag an einer Grundschule in New Jersey.
Während er Pressetermine anhäufte wie ein Hollywoodstar auf Promotiontour, war man bei Twitter darüber immer verärgerter und manchmal auch peinlich berührt.
Auch bei den Investoren des Unternehmens wuchs die Frustration über die vielen Pressemeldungen. In einer Reihe von Meetings in der Twitter-Zentrale wurde die Situation angesprochen. Mehr als einmal überlegte Ev, Jack aus dem Verwaltungsrat zu entfernen, aber er war überzeugt, dass der schlechte Eindruck in der Öffentlichkeit und die Beschädigung von Jacks Ruf Twitter mehr schaden würden als das, was Jack gegenwärtig tat.
Dabei waren es nicht nur Jacks Medieneskapaden, die den Zorn der Mitgründer und der Twitter-Investoren auf sich zogen. Während er die Entwicklung seines neuen Unternehmens, Square, vorantrieb, nutzte er seine E-Mail-Adresse bei Twitter, um Treffen mit Risikofinanziers und den Medien zu arrangieren, wobei er häufig in Aussicht stellte, sich gerne zu Twitter zu äußern, während es ihmin Wirklichkeit nur um die Präsentation seiner neuen Firma ging. Es fing an, auf Ev, Biz, Fred, Bijan und andere im Unternehmen zurückzufallen, und so wurden weitere Besprechungen anberaumt, um über eine Reaktion zu beraten.
Ebenso wenig war man darüber begeistert, dass Jack seine Twitter-Biografie geändert hatte, in der er sich nun als »Erfinder« und »Gründer« von Twitter hinstellte.
Jack wurde einige Male abgemahnt, seine E-Mail-Adresse bei Twitter nicht mehr als Köder für andere Zwecke zu missbrauchen. Als er jedoch damit fortfuhr, war für das Management, insbesondere für Ev, die rote Linie überschritten.
In einer internen Sitzung beschlossen Ev, Dick, Twitters Justiziar Amac, Sean Garett und andere Manager, Jacks E-Mail-Adresse bei Twitter zu deaktivieren.
Am Nachmittag rief Amac bei Jack an, um ihm darzulegen, dass seine E-Mail-Adresse gesperrt werde, weil er sie für Dinge verwende, die dem Image des Unternehmens schaden könnten. Er nannte Jack einen Katalog rechtlicher und wirtschaftlicher Folgen, die an diese Maßnahme gekoppelt waren.
Jack war außer sich und rief Biz und andere Leute an, um die Abschaltung seiner E-Mail-Adresse zu verhindern. Dann klingelte Jacks Telefon erneut. Dieses Mal war Dick in der Leitung, zu dieser Zeit kein Fan von Jack. Dick legte Jack noch einmal dar, dass
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