er mit seinen Presseeskapaden und dem Missbrauch seiner E-Mail-Adresse zur Verabredung von Konferenzen für sein neues Unternehmen langsam Twitters Ruf Schaden zufüge. Schlimmer noch, Jacks Alleingänge drohten einen Geschäftsbereich zu beschädigen, der sich endlich wie durch ein Wunder im Aufschwung befand.
Zum ersten Mal in der Firmengeschichte zeigte eine Kennziffer, die seit dem ersten Tag null betragen hatte, eine steigende Tendenz: der Ertrag. Im Dezember 2009 war mit Dicks Hilfe ein Deal mit Google und Microsofts Suchmaschine Bing zustande gekommen, um die beinahe 40 Millionen Tweets, die jeden Tag über die Webseite gesendet wurden, auf den jeweiligen Suchmaschinen sichtbar zumachen. Im Gegenzug zahlte Google 15 Millionen Dollar an Twitter, Microsoft reichte 10 Millionen über die Theke. Twitter generiert somit Einnahmen von insgesamt 25 Millionen Dollar.
Jack kochte vor Wut, dass man ihm seine E-Mail-Adresse weggenommen hatte, und pochte darauf, sie sofort wieder zu aktivieren.
Doch zu spät:
[email protected] war futsch. Ein Rückschlag – und es gab nichts, was Jack daran ändern konnte.
»Sie haben mir meine verdammte E-Mail-Adresse weggenommen!«, klagte er Fenton, zu dieser Zeit sein einziger Verbündeter im Verwaltungsrat, sein Leid.
Auch Fenton war aufgebracht. »Wir werden das in Ordnung bringen, Jack«, versicherte er.
Der Versuch, Jack zum Schweigen zu bringen, sollte sich für Ev als Bumerang erweisen, denn nun begann Jack gemeinsam mit Fenton einen Plan auszubrüten, mit dem er weit mehr als nur seine E-Mail-Adresse zurückerlangen würde – ein Plan, der Jack zurück zu Twitter bringen sollte.
Steve Jobs 2.0
Für die meisten Menschen war es nur einer von unzähligen Tweets, die am späten Abend des 9. September 2009 gesendet wurden: »Höre die Beatles.«
Der nächste flatterte Anfang Dezember vorüber. »Höre die Beatles und arbeite.« Im Januar 2010 folgten drei weitere Tweets mit Erwähnung der britischen Popband. »Höre die Beatles und arbeite mich durch meine E-Mails.« Im März waren es vier. »Arbeite im Büro und höre die Beatles.« Und so weiter.
Niemand bemerkte sie, als sie, verloren unter Abermillionen anderer Mitteilungen, im Twitter-Strom vorbeirauschten.
Aber für Jack, der in all diesen Tweets seine Freude an der Musik der Beatles kundgetan hatte, waren sie der Anfang einer langen Reise, einer Neuerfindung seiner selbst, einer Metamorphose, die den Mann, der ein paar Jahre zuvor mit seiner Telefonnummer auf dem T-Shirt bei Odeo angekommen war, in einen zugeknöpften, Anzug tragenden, auf perfekten Stil bedachten Firmenlenker verwandelte, bei dem alle Welt eine Ähnlichkeit zum größten Geschäftsmann Amerikas erkannte: Steve Jobs.
Genau wie die meisten anderen Jungunternehmer im Silicon Valley hatte Jack Jobs immer bewundert, hatte Zitate des verehrungswürdigen Apple-Bosses gesammelt, seine bevorzugten Designer recherchiert und versucht, seinen Geschäftsstil zu begreifen. Aber anders als die (meisten) anderen Firmenvorstände trieb Jack seine Bewunderung noch einen Schritt weiter.
Als Jack 2009 mit dem Aufbau von Square begann, schaute ernicht einfach mit Bewunderung zu Jobs auf; er ahmte ihn nach. Das fing ganz schlicht damit an, alle Welt wissen zu lassen, dass er die Beatles hörte, die Lieblingsband des Apple-Chefs – Jobs hatte einmal dem TV-Magazin 60 Minutes gesagt, sein Geschäftsmodell seien die Beatles. Mit der Zeit fing Jack an, auch Jobs’ äußere Erscheinung nachzuahmen. Er experimentierte mit den runden Brillengläsern seines Gurus und legte sich eine ähnliche Alltagsuniform zu: Eines Tages erschien er in Blue Jeans, einem zugeknöpften weißen Hemd und einem schwarzen Blazer, und von diesem Augenblick an trug er in der Öffentlichkeit nur selten etwas anderes.
Jack begann, von Mahatma Gandhi zu sprechen, dem gewaltlosen Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, nachdem er entdeckt hatte, dass Jobs 1974 auf der Suche nach Erleuchtung mehrere Monate durch Indien gereist war. Jack machte ein Porträt Gandhis zu seinem Bildschirmschoner und twitterte es. Er machte es sich zur Gewohnheit, neue Mitarbeiter seines Bezahldienstes Square auf einem Pfad durch San Francisco zu führen, der bei einer Statue von Ghandi seinen Anfang nahm.
Er kopierte viele von Jobs’ Eigenarten. Er sprach in Design-Besprechungen davon, »die Ecken zu runden«, ein Ausdruck, den Jobs ab 1981 benutzt hatte, als er das Macintosh-Betriebssystem entwickelte. Wie