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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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lehnte sich gegen die Wand und erzählte Goldman, was gerade passiert war. Es war sofort offenkundig, dass Goldman nicht Teil der Rebellion war.
    »Du willst mich wohl verarschen«, rief Goldman entgeistert. »Was haben die gesagt?«
    Ev schilderte ihm die Unterredung mit Campbell und die Anrufe bei Fred und Bijan und rekapitulierte in groben Zügen den Stand der Dinge.
    Goldman war schockiert.
    *
    Draußen war es dunkel, während der Regen unablässig auf Dick Costolos Wagen trommelte. Er umfasste das Lenkrad fester und versuchte, sich auf die dunkle Straße zu konzentrieren, erschöpft vom langen Flug aus Indianapolis, wo er auf einer Konferenz über Twitter gesprochen hatte. Noch ein paar Kilometer mehr, und er war zu Hause und konnte sich umziehen.
    Er hatte die Golden Gate Bridge hinter sich und fuhr nun über die dunklen, gewundenen Straßen, die zu seinem Haus in Marin County führten, als sein Handy klingelte. Er tastete nach dem Knopf der Freisprechanlage.
    Ev und Goldman saßen in einem anderen fensterlosen Konferenzraum im sechsten Stock der Twitter-Zentrale, als am anderen Ende endlich der Hörer abgenommen wurde. »Costolo am Apparat«, hörten sie unter dem Trommeln der Regenflut, die auf das Dach und gegen die Scheiben von Dicks Wagen plätscherten.
    »Verdammte Scheiße, Dick!«, rief Goldman. »Du wirst also hinter Evs Rücken Chef der Firma! Ich kann’s nicht fassen …«
    Dick fiel ihm ins Wort. »Verdammt, wovon sprichst du überhaupt? Wer soll Vorstandschef werden?«
    Ev lehnte sich langsam über die Freisprechanlage. »Der Verwaltungsrat hat heute versucht, mich zu feuern, und erklärt, dass er dich mit der Führung der Firma betraut«, sagte er gelassen und wiederholte: »Man hat mich aufgefordert, Verwaltungsratsvorsitzender zu werden und mir gesagt, dass du die Firma führen sollst.«
    »Wovon, verflucht, redest du da? Das ist mir völlig neu«, beteuerte Dick und klang dabei so überrascht wie Ev, als er die Neuigkeiten von Campbell gehört hatte. »Sollte ich selbst das auch irgendwann erfahren?«, fragte er scherzend. Über den Lautsprecher hallte seine tiefe Stimme im Konferenzsaal wider.
    »Willst du sagen, du hast davon nichts gewusst?«, fragte Goldman.
    »Ja!«, antwortete Dick mit allen Anzeichen von Entrüstung. »Das ist wortwörtlich das Erste, was ich davon höre.« Das stimmte zwar nicht, aber es war auch nicht komplett gelogen.
    Der Verwaltungsrat hatte Dick zwar Anfang des Sommers den Posten des Interimschefs angetragen, Dick hatte ihn jedoch darum gebeten, taktvoll zu sein und es Ev so zu vermitteln, dass nicht der Eindruck entstand, als dränge Dick ihn aus der Firma, was ja auch nicht der Fall war. Dieser Plan hatte sich in Rauch aufgelöst, als sich Campbell in Evs Büro gehörig verplappert hatte. Während er Evbetreute, war Campbell seit Monaten über Evs nahenden Rauswurf im Bild gewesen und hatte dem Verwaltungsrat angeboten, Ev zum Rücktritt aufzufordern. Dabei hatte er aber nicht erwähnen sollen, dass Dick mit von der Partie war. Das hatte man Ev erst später sagen wollen.
    Dick brachte die Absetzung seines Freundes und Bosses in eine Zwickmühle zwischen Moral und Geschäft, und er war lange unschlüssig gewesen, was er tun sollte. Er hatte mit einem taktvollen Vorgehen des Verwaltungsrats gerechnet, aber das war gründlich schiefgegangen.
    Während Dick auf der regennassen Straße durch die Dunkelheit fuhr, erklärte er Ev und Goldman, dass er sich vom Verwaltungsrat ausbedingen wollte, Evs Posten nicht ohne dessen Zustimmung anzunehmen – und da das eindeutig nicht der Fall sei, würde er den Job auch nicht übernehmen.
    Als das Gespräch beendet war, schaute Goldman zu Ev und fragte ihn, ob er Dicks Darstellung glaubte. »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Ev. »Verdammt, ich weiß nicht, wem ich überhaupt noch was glauben soll.«
    *
    In den folgenden Tagen durchlebte Ev ziemlich genau das Gleiche wie Jack zwei Jahre zuvor.
    Am Telefon sagte ihm Twitters Justiziar Ted nahezu wörtlich, was er auch schon Jack bei dessen Entlassung erklärt hatte. »Da können Sie nicht viel tun. Es hängt vom Votum des Verwaltungsrats ab.« Ted hakte auch gleich den nächsten Punkt ab: Er dürfe, erläuterte er Ev, gar nicht weiter mit ihm über die Angelegenheit sprechen, da er ja zuallererst der Anwalt von Twitter sei.
    Nun ging Goldman in die Offensive. Er machte dem Verwaltungsrat klar, dass er Ev schlecht kenne, wenn er glaube, dass er einfach zurücktreten werde. »So

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