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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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sie alle Ehre machten, da sie sich in ihrer Missachtung sämtlicher Regeln nicht bremsen ließen.
    Bestrebungen, das Chaos einzudämmen, führten zu nichts.
    Ein Mitarbeiter mit konventionellerem beruflichen Hintergrund, Dom Sagolla, war im Oktober 2005 in die Firma gekommen, um neue Podcast-Produkte zu testen. Vorher hatte er bei dem Software-Giganten Adobe gearbeitet, benutzte auch bei Odeo häufig Fachjargon und bemühte sich nach Kräften, eine gewisse Organisation einzuführen. So installierte er an der Wand in der Nähe seines Schreibtischs eine Stecktafel. In der obersten Reihe standen die Namen sämtlicher Mitarbeiter. Darunter waren auf Karteikarten die Aufgaben aufgeführt, die jedem für die Woche zugewiesen waren. Sobald Dom seinen Schreibtisch verließ, schlichen Kollegen sich heran, taten, als ob sie sich die Schnürsenkel bänden oder etwas vom Boden aufhöben, und tauschten die Karteikarten aus, um unbeliebte Aufgaben einem anderen zuzuschieben.
    Tim Roberts, ein leitender Manager von Odeo, setzte jeden Morgen ein »Steh-Meeting« an. Aber zwei Mitarbeiter blieben immer sitzen: Rabble und Blaine. »Ich stehe nicht für deine blöden Meetings auf«, maulte Rabble, als er aufgefordert wurde, sich wie alle anderen von seinem Stuhl zu erheben.
    »Die Anarchos« widersetzten sich jeglichen Anweisungen. Eines Morgens beschloss Tim, sie auszutricksen, und verkündete, von nun an würden die Steh-Meetings »Sitz-Meetings« und alle sollten Platz nehmen. Während ein Dutzend Mitarbeiter sich für die morgendliche Besprechung hinsetzten, standen Blaine und Rabble prompt auf und blieben stolz stehen. Alle anderen, die nun saßen, starrten sie kichernd an.
    Schlimmer jedoch als die interne Anarchie war der vernichtende Schlag, den Apple ihrer Firma kürzlich versetzt hatte.
    Einige Monate zuvor hatten sich die Odeo-Mitarbeiter an einem Dienstagmorgen vor ihren Computern versammelt, um sich anzusehen, wie Apple-Chef Steve Jobs den neuesten iPod vorstellte.
    Es herrschte allerdings betretenes Schweigen, als Jobs bekanntgab, dass Apple iTunes um Podcasts erweitern würde. Nach der Bekanntgabe schickte der IT-Gigant an die Nachrichtenkanäle eine kurze Pressemitteilung mit der ominösen Überschrift: »Apple macht Podcasts allgemein zugänglich.« Schlagartig war das Erstellen und Verbreiten von Podcasts, auf dem Odeos gesamte Geschäftsidee beruhte, zu einem schlichten Apple-Add-on geworden. Ev erkannte auf Anhieb, dass es ein tödlicher Schlag für Odeo war. Wie sollten sie Apple, dem mit iTunes das größte Musikverwaltungsprogramm der Welt gehörte, bei Podcasts schlagen? Gar nicht. Das wäre, als würde man mit einem Dreirad gegen einen Formel-1-Rennwagen antreten.
    Nichts von alledem brauchten sie an jenem Abend zu besprechen, als der Regen auf das Auto prasselte, das von schalem Alkoholdunst erfüllt war. Noah redete weiter über die vergangenen Monate, während Jack schweigend auf die trostlose Straße starrte. So lief es meistens zwischen ihnen ab: Noah redete enthusiastisch, Jack antwortete einsilbig. »Also, was findest du spannend?«, fragte Noah noch einmal. »Was willst du wirklich machen?«
    »Ich möchte in die Modebranche gehen«, sagte Jack leise. »Ich will Jeans machen.«
    »Okay, toll, das bringt uns schon mal weiter. Sag mir, was dich sonst noch interessiert«, forderte Noah ihn auf. »Was möchtest du noch machen?«
    Jack und die anderen wussten nicht, dass Ev bereits mit Noah darüber gesprochen hatte, das Handtuch zu werfen und Odeo zu schließen. Ev war es leid und sah keinen Ausweg für die Firma. Aber Noah versuchte verzweifelt, seinen Mitarbeitern Ideen zu entlocken, die das Unternehmen retten könnten. Oder zumindest die Beschäftigten.
    Jack listete einige Dinge auf, die er mochte: Musik, Segeln und Programmieren. Dann erwähnte er sein »Status«-Konzept.
    Einige Monate zuvor hatte Jack die Idee schon einmal Crystal und Noah bei einer ihrer Sauftouren dargelegt. Ursprünglich warsie ihm Anfang 2000 gekommen, als er in der sogenannten Biscuit Factory, einem heruntergekommenen Gebäude in einem zwielichtigen Viertel von Oakland, gewohnt hatte.
    Damals hatte Jack einen Blogdienst namens LiveJournal benutzt, einen Konkurrenten von Blogger. Er bot ein Merkmal an, mit dem Nutzer in kleinen Statusmeldungen in ihren Blogs mitteilen konnten, was sie gerade taten. Die meisten Blogger verwendeten es, um in Kurzform Aktuelles über sich weiterzugeben.
    Die Idee, auf einem Computer eine

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