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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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später hatte er wieder einen Wutanfall und schickte eine fast schon verzweifelte E-Mail an George Zachary: »Ich würde gern mit Ihnen über twttr reden. Ich muss Sie unbedingt so bald wie möglich sprechen.« Noah hatte vorgeschlagen, Twitter als eigenes Unternehmen auszugliedern und ihn zum Vorstandschef zu machen. Die Entscheidung, was mit Twitter geschah, lag praktisch bei den Investoren, die ursprünglich Odeo finanziert hatten, da sie nun unbeabsichtigt die Entwicklung dieses Experiments bezahlten.
    Anfangs hatte Ev nichts gegen diese Idee einzuwenden. Er wusste, dass Noah alles für das neue Projekt gegeben hatte. Zwei Monate zuvor, im Mai 2006, hatte Ev sich sogar in einer E-Mail an den Odeo-Verwaltungsrat enthusiastisch dafür eingesetzt: »Warum gliedern wir Twttr Inc. nicht in eine eigenständige Firma aus – vielleicht nicht als hundertprozentige Tochter, sondern mit gespiegelten Besitzanteilen, statten sie vielleicht mit 500

000 Dollar aus und sehen, was Noah daraus machen kann.« Aber der Verwaltungsrat war nicht an Twitter interessiert. Wenn Ev und Noah Odeo nicht weiterführen wollten, hatten die Investoren vor, die Firma an den Meistbietenden zu verkaufen und ihr Geld zurückzubekommen. Sie sahen in dem Nebenprojekt lediglich ein weiteres Ablenkungsmanöver von Ev.
    »Ev, wir werden bald in eine Katastrophe schlittern, wenn wir den Verkauf der Firma hinauszögern«, hatte George Zachary geantwortet. »Meine Geduld wird hier wirklich strapaziert und ist so gut wie am Ende.«
    Als nun erneut die Diskussion aufkam, Twitter auszugliedern, hatte Noah mit seinem unberechenbaren, launischen Verhalten mittlerweile seine Aussichten, die Firma – oder auch Odeo – zu leiten, kontinuierlich verringert.
    Gegenüber Ev entwickelte Noah eine zunehmend paranoide Haltung. Mehr als einmal zog er Jack gewichtig beiseite und vertraute ihm seine Befürchtungen an. »Ev versucht, mich aus der Firma zu drängen. Das spüre ich. Wir sollten hier aussteigen und unser eigenes Ding aufziehen«, raunte er Jack dann zu. »Wir sollten abhauen und unser eigenes Twitter aufmachen.«
    Aber Jack war klar, was als Nächstes passieren würde, und er riet Noah, zu bleiben und zu sehen, wie die Dinge sich entwickelten, bevor er etwas unternähme. »Warte ab. Unternimm noch nichts. Lass uns einfach abwarten.«
    »Aber Ev versucht, mich aus der Firma zu werfen«, erwiderte Noah.
    Noahs Ahnung traf nur teilweise zu. Nicht nur Ev wollte ihn aus dem Unternehmen drängen. Alle anderen wollten es ebenfalls.
    Twitter war kaum geboren, als es schon Streit gab, wer dieses Baby gehätschelt und wer andere in seine Nähe gelassen hatte. Eine Zeit lang hatte der Dienst nur auf Noahs IBM-Laptop existiert. Dann hatte Jack den technischen Teil von Twitter übernommen und Florian, der mittlerweile von Deutschland aus arbeitete, jeden Morgen Programmieraufgaben zugewiesen. Aber wenn Noah mitten in der Nacht allein in seinem Büro saß und Ideen ausbrütete, die ihm in Anflügen von Leidenschaft in seinem ansonsten deprimierten Zustand kamen, sagte er Florian ebenfalls, woran er arbeiten sollte. Am nächsten Morgen kam Jack dann ins Büro und fand eine Reihe erledigter Arbeiten vor, die aber nicht seiner Liste entstammten, sondern der von Noah.
    Ev war noch im Zwiespalt, was er wegen Noahs Wutausbrüchen und eigenmächtigen Medieninitiativen unternehmen sollte, als Jack ihm bei der Entscheidung half. Eines Nachmittags bat er Ev um ein vertrauliches Gespräch. »Du darfst Noah nichts davon sagen«, drängte er. Schließlich seien sie immer noch »Freunde«. Aber Noah behindere Twitter, er, Jack, könne nicht mehr mit ihm arbeiten und denke daran, zu kündigen. Als Ev fragte, was er dann machen wolle, erklärte Jack, er würde nur zu gern in die Modebranchegehen. Schließlich warf Jack den Fehdehandschuh: »Wenn Noah bleibt, gehe ich. Ich kann nicht mehr mit ihm arbeiten.«
    Die Antwort war für Ev einfach. Er wusste zwar, dass Noahs Leben völlig aus den Fugen geraten war, aber er sah auch, dass er sich im Fallen an allem Greifbaren festklammerte und die untergehende Firma Odeo und die Neuentwicklung Twitter mit sich zu reißen drohte.
    Nachdem er sich mit dem Verwaltungsrat beraten hatte, ging er am Mittwoch, dem 26. Juli, gegen 18:00 Uhr mit Noah hinaus zu den Parkbänken. Noah wusste genau, was als Nächstes passieren würde. Die Parkbänke waren ein schlechtes Omen.
    Auch wenn Evs Bauchgefühl ihm sagte, dass aus Twitter etwas werden könnte,

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