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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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kündigte Noah, da er keine andere Wahl hatte und niemand auf seiner Seite stand. An einem Samstagnachmittag kam er in das menschenleere Büro, packte sein Leben in Pappkartons und ließ die beigefarbene Tür hinter sich zufallen. Er war kein Mitarbeiter der beiden Unternehmen mehr, die er mitbegründet hatte.

Kapitel III
#Jack
Ein Riesenschlamassel
    Hellrotes Blut floss über Jacks Wange, vorbei an dem trunkenen Grinsen in seinem Gesicht, rann über das Halsbündchen seines T-Shirts und sammelte sich schließlich in kleinen roten Flecken auf dem weißen Laken des Krankenhausbettes. Säuerlicher Alkoholgeruch hing in der Luft.
    Der Raum schaukelte leicht hin und her wie ein Boot auf See, schwamm in den unzähligen Wodkas und Red Bulls, die Jack im Laufe des Abends getrunken hatte.
    Eigentlich hatte die großartige öffentliche Präsentation von Twitter nicht so enden sollen, dass Jack gegen 2 Uhr nachts blutüberströmt im Krankenhaus landete und Noah, Ray und einige andere einige Häuserblocks entfernt bei einem Rave tanzten. Rückblickend war es allerdings so absehbar wie das Hereinbrechen der Nacht, dass das öffentliche Debüt dieses winzigen Start-ups so enden musste.
    Alles hatte begonnen, bevor Noah bei Twitter hinausgeflogen war. An einem Abend hatten Jack und Noah getrunken, getanzt und einem mit Crystal befreundeten DJ Twitter zu erklären versucht. »Es lässt sich in Clubs nutzen, um zu erfahren, was deine Freunde vorhaben oder welche Musik sie gerade hören. Beim Coachella-Festival hat es sich super bewährt«, sagten sie beim Sake in einer finsteren Bar in San Francisco.
    »Ihr solltet es unbedingt bei der Loveparade im September vorstellen«, schlug der Freund vor und war begeistert von seiner eigenen Eingebung. »Ich gebe da eine Party, bei der ihr einen Stand aufbauen könnt.«
    Noah und Jack hatten zwar ohnehin vorgehabt, an der Loveparade teilzunehmen, dem Techno-Festival, das bald zum dritten Mal in San Francisco stattfinden sollte, aber Jack stand der Idee skeptisch gegenüber, weil er bezweifelte, dass der Rave der geeignete Ort war, eine breite Öffentlichkeit jenseits der IT-Szene für Twitter zu interessieren.
    »Dafür haben wir das Ding doch entwickelt«, gab Noah Jack zu bedenken, bevor die Firma ihm den Laufpass gab. »Für Konzerte und Musikveranstaltungen!« Und was eignete sich besser für die Markteinführung als der größte Rave in San Francisco?
    Damals, im Sommer 2006, war Twitter kaum mehr als ein Staubkorn, eine winzige Gemeinde in einer Megastadt größerer Start-ups. Kaum 4

500 Nutzer hatten sich registrieren lassen, seit Noah den Dienst einige Monate zuvor bei der Valleyschwag-Party bekannt gemacht hatte – und nur ein kleiner Teil davon twitterte täglich. Der Betrieb lief zudem auf Minimalbasis als kümmerlicher Rest von Odeo, das auf ein halbes Dutzend Beschäftigte geschrumpft war.
    Obwohl Twitter offiziell noch keine eigenständige Firma war, war der Dienst im Laufe des Sommers allmählich gewachsen und hatte eine Reihe von »Premieren« erlebt. Es gab den ersten Tweet über einen Autounfall (keine Sorge, es gab keine Verletzten). Ein Blogger gab bekannt, dass er seine Arbeit verloren hatte (er fand schon bald eine neue Stelle). Im August twitterte Ev, dass er Sara einen Heiratsantrag gemacht habe (sie sagte ja). Und es gab viel egozentrisches Geplapper unter den Twitterern. Leute schilderten ihr Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Cappuccinos, Sake und Wein. Erste anstößige Tweets über Sex, Masturbation, Badezimmergewohnheiten, Rauscherkenntnisse und andere Themen drangen übers Handy ans Licht der Öffentlichkeit.
    Aber dieser Austausch reichte noch nicht über die Computerfreaks hinaus. Also schloss Jack sich Noahs Vorschlag an und befand die Loveparade als perfekten Rahmen, eine breite musikbegeisterte Öffentlichkeit auf Twitter aufmerksam zu machen.
    Umgehend machte die Gruppe sich an die Arbeit.
    Ray, der junge Designer von Odeo, der der Kündigungswelle entgangen war, entwarf einen Handzettel mit einer Anleitung, wie man sich bei Twitter anmelden konnte. Diesen Flyer würden sie an die Raver verteilen. Jeremy und Blaine bereiteten die Server darauf vor, die Flut neuer Anmeldungen zu bewältigen. Am Tag der Loveparade, die in diesem Jahr in Love Fest umbenannt wurde, besorgte Jack einen großen Klapptisch und stellte ihn am Eingang des Bill Graham Civic Auditorium auf, wo die Hauptparty stattfinden sollte. Gegen Abend verband Ray, der für diesen

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