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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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»Schlafen.«
    Noah: »Lange im Büro. Lost verpasst :-(«
    Crystal: »Bad geputzt, Salat gegessen, geh bald ins Bett!«
    Noah: »Zeit für mich, ins Bett zu gehen. Gute Nacht.«

Der Cowboy beim Rodeo
    Am späten Abend riss Noah die Tür zu den Odeo-Büros auf und torkelte betrunken herein.
    »Jack!«, brüllte er und stürmte mit der Begeisterung eines Kindes, das gerade von der Schule nach Hause kommt, aber mit ausgeprägter Alkoholfahne auf ihn zu. Jack nahm seine Kopfhörer ab und schaute müde auf. »Hey, Noah.«
    »Ich hab’s vielleicht gerade versaut«, sagte Noah, klatschte in die Hände und ließ sich auf einen Stuhl neben Jack fallen. »Könnte sein, dass ihr sauer auf mich seid.«
    »Was hast du denn gemacht?«, fragte Jack unsicher, was Noah nun wieder ausgeheckt haben mochte.
    »Ich glaube, ich habe gerade den Medien Twitter präsentiert«, sagte Noah und schwafelte ausgiebig über die tolle Party, Om Malik, Zigaretten, kostenlose Getränke und einen mechanischen Stier.
    Es war Mitte Juli 2006, und Silicon Valley wirkte wie ein gerade wiedereröffneter Vergnügungspark. Anstelle von Tierfutter-Webseiten und anderen langweiligen Ideen der ausgehenden 1990er Jahre entstanden völlig neuartige und spannende soziale Attraktionen. Und mittlerweile war der Eintritt frei. Man bezahlte einfach mit seiner Privatsphäre, indem man für den Zugang seine persönlichen Daten preisgab.
    Das neue Silicon Valley hatte auch einen Namen: Web 2.0! Neu und besser: das soziale Netz. MySpace und Friendster war bei Jugendlichen in aller Munde, und dieses aufkommende Dings namens Facebook breitete sich mit der Geschwindigkeit einer Erkältungswelle in den Studentenwohnheimen aus. Yahoo! hatte kürzlich Flickr, das soziale Netzwerk für den Austausch von Fotos, für annähernd 40 Millionen Dollar gekauft, damals eine kleine Goldgrube.
    Außenstehende bestaunten das Silicon Valley wieder einmal fasziniert wie Kinder eine Schneekugel und fragten sich, wie sie Teil dieses Wunderlands werden und in den Besitz einer Schneekugel kommen konnten, die nicht Schnee, sondern Geld in ihre Hände rieseln lassen würde, wenn man sie schüttelte.
    Inmitten des grenzenlosen Reichtums, der durch Silicon Valley wirbelte, gab es aber auch eine Menge bankrotter Start-ups wie Odeo, die den Betrieb einstellten. Und so kam es, dass Noah betrunken auf einer Party landete und sich brüstete, einer der Entwickler von Twitter zu sein.
    Zwei ortsansässige Unternehmer mit originellem Humor für die Achterbahnmentalität der IT-Szene hatten beschlossen, Kapital aus dem Niedergang solcher Start-ups zu schlagen, und einen Club namens »Valleyschwag« gegründet: Die Mitglieder zahlten 20 Dollar im Monat und bekamen dafür einmal im Monat eine Tasche voller bunt zusammengewürfelter Werbegeschenke. Der monatliche braune Jutebeutel enthielt Überraschungsgeschenke wie T-Shirts, Sticker, Kugelschreiber und Mousepads von Firmen, die bald in einem selbst inszenierten raffinierten Zaubertrick von der Bildfläche verschwinden würden.
    Zur Erinnerung an diese sterbenden Firmen gab es eine Party, den sogenannten »Valleyschwag Hoedown«. Vor der Feier sammelten die Valleyschwag-Organisatoren weitere Werbegeschenke ein, um sie bei der Party zu verteilen. Es war kein Geheimnis, dass sich Odeo im Niedergang befand. Daher schaute einer der Organisatoren im Büro herein, und Ev führte ihn in eine Abstellkammer voller grauer T-Shirts mit pinkfarbenem Odeo-Logo. »Kann ich einige für die Party haben?«, fragte der Organisator.
    »Klar«, antwortete Ev bekümmert. »Nehmen Sie so viele, wie Sie wollen.«
    Als die Party in einem Raum, der in einer Ecke mit Heuballen dekoriert war, in Schwung kam, tauchte Noah auf, in Hochstimmung wegen Twitter – einem Produkt, von dem bis zu diesem Abend noch kaum jemand etwas wusste. Er trank mit Prominenten der IT-Szene einige Gläser Wodka, aß ein Stück trockenen Kuchen, tanzte mit Mädchen mit Cowboyhüten und ritt auf dem gemieteten mechanischen Stier, dem man einen Pferdekopf aus Pappe angeklebt hatte. Schließlich stand er draußen, trank und rauchte eine Zigarette mit Om Malik, einem Blogger, der über die IT-Szene schrieb. Sie lehnten sich an einen großen gelben Schulbus, Lola genannt, den man für die Party hergeschafft hatte.
    Noah konnte sich nicht zurückhalten, zog mehrmals heftig an seiner Zigarette und erzählte Om aufgeregt von dem neuen Internetdienst. »Er ist entstanden, als wir eines Nachts nach zu viel Wodka in

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