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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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dunkles,
schimmerndes Holz überall, großflächige Gemälde an den Wänden. Siehst du, ich
hab’s geschafft!, hatte er zu ihr gesagt, erfüllt von dem Triumph, fertig
ausgebildeter Arzt zu sein. Worauf sie erwiderte: Ja, aber willst du
wirklich solche Möbel?! Und hast du mal hinter das Regal gesehen? Reiner Neid natürlich, weil sie selbst eine verlorene Seele war …
    „Ich weiß ja nicht, wie dein Leben drüben aussieht,
aber ich hab da was zu verlieren!“, raffte er sich endlich zu einer Reaktion
auf die Talkshows auf. „Ich will weiter studieren, ich will … Karriere machen …
Freunde … Familie haben … ein ganz normales Leben führen eben!“ Dass er zögerte
– weil Karen ihn verlassen hatte und Adrian tot war und irgendwie schon seit
einer Weile alles nicht mehr richtig passte, das ärgerte ihn, und dass Kate es
bemerkte, noch mehr. Und zugleich wartete er darauf, dass sie ihm noch mal über
die Stirn streichen würde. So weit war es mit ihm gekommen.
    „Vermisst dich denn keiner? Macht sich keiner Sorgen,
weil du plötzlich verschwunden bist? Vermisst du keinen?“, fragte er
aggressiver, als er wollte.
    „Ach, in dem Übersetzerbüro, in dem ich arbeite,
denken sie wahrscheinlich, dass ich auf irgendeinem Spontanurlaub bin … das
kommt schon mal vor. Könnte allerdings sein, dass mich meine Chefin diesmal in
Abwesenheit gefeuert hat. Und sonst – na ja, mit engen Beziehungen hab ich’s
nicht so.“
    „Du hast nicht viel zu verlieren, was?“, fasste er das
unfreundlich zusammen. Er wollte sie provozieren, sie aus dieser unfassbaren
Gleichgültigkeit aufrütteln. Aber sie lachte nur.
    „Nein. Und was ich verliere, das hole ich mir schon
zurück.“ Sie stand auf und streckte sich. „Komm schon, James – lächle mal!“
    Lächeln?! Die hatte sie ja wohl nicht mehr alle! Er
sah ihr nach, wie sie bei den Frauen am Feuer untertauchte – das hatte sie
drauf, das Untertauchen, das musste man ihr lassen. In den paar Tagen, die sie
jetzt mit ihnen zog, war sie zu einem Teil der Truppe geworden. Sie wurde nicht
mehr argwöhnisch beäugt, die redeten auch nicht mehr über sie, soweit er das
wusste. Sie trug die gleichen Klamotten wie die anderen Frauen und war im
Allgemeinen mit deren Kram beschäftigt – Wasser holen, Essen machen, spülen,
waschen. Das musste sie wohl gut genug hinkriegen, um Odette gnädig zu stimmen.
Jakobe nicht, so weit reichten auch Kates Künste nicht. Diese Frau mit ihrer
ewigen Missgunst konnte niemand für sich einnehmen. Was Jakobe anging, blieb
nur die Hoffnung, dass es ihr in Krai gelingen würde, Brogue zu verführen – ein
Gerücht behauptete, dass sie das vorhatte. Warum das nun gerade in Krai stattfinden
musste, war ihm nicht klar. Hatte wohl irgendwas mit dem Fest dort zu tun. Aber
vielleicht wurde sie ja erträglicher, wenn sie ans Ziel ihrer Wünsche kam.
    Seine Gedanken gerieten ins Schwimmen, und während er
noch überlegte, ob er nicht doch zum Essen gehen sollte, döste er ein.
     
    3.
    Als ihn ein lautes Lachen aus dem Lager weckte, war es
ganz dunkel und die Zikaden hatten volle Fahrt aufgenommen. Anscheinend hatte
er ein bisschen verlorenen Nachtschlaf nachgeholt. Und was war das hier –? Da
lag etwas auf seinem Bauch – irgendein Clown hatte einen Essnapf auf seinem
Bauch platziert. Gefüllt. Er erwischte ihn gerade noch, bevor er umkippen
konnte. Zemmes und ein großes Stück Hammelbraten. Immerhin noch lauwarm.
Appetit hatte er zwar nicht, aber die Kopfschmerzen waren weg, und in seinem
Magen bäumte sich der Hunger empört auf. Also setzte er sich, wartete einen
Moment ab, bis die Kochfeuer drüben nicht mehr vor seinen Augen schwankten, und
fing an zu essen.
    Sein Pech, dass ausgerechnet der Ulgullen-Wagen seinem
Mauerplatz am nächsten stand, denn da bog in diesem Augenblick Jakobe um die
Wagenecke. Er hoffte, dass sie ihn nicht entdeckte. Bei dem, was nun kam, hatte
er sie schon ein paar Mal beobachtet. Sie verneigte sich mit ausgebreiteten
Armen in Richtung Westen, wo eben der Mond über dem Ruinenturm aufstieg. Dann
verstreute sie in demütiger Haltung etwas im Kreis um sich herum – er vermutete
Bröckchen vom Abendessen. Dabei murmelte sie vor sich hin, wahrscheinlich ein
Gebet oder irgendeine andere rituelle Formel. Eine Hexe, die den Mond anbetete
… wobei einem dieser Mond ja wirklich Respekt einflößen konnte, aber – oh Mann !
Ein Land, das es nicht geben konnte. Dieser riesige Mond. Ein Geist, dessen
Erinnerungen so perfide mit

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