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Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen

Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen

Titel: Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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seidenn, man freundet sich mit ein paar Äpfeln an. Nein, mit Freunden ist das alles nicht so einfach. Manchmal muss man sogar in die weite Welt ziehen, um einen Freund zu finden. Der Löwe zum Beispiel wohnt ziemlich weit weg. Man muss an zwei Lichtungen und tausend Bäumen vorbei. Ungefähr. Ich weiß nicht, ob du dir das vorstellen kannst. Wenn du keine Butterblume wärst, sondern etwas anderes, ein Laubfrosch zum Beispiel, könnte ich dir zeigen, wo der Löwe wohnt.«
    Aber sie war eine Blume, nichts anderes. Sie konnte nicht durch den Wald laufen. Und sie konnte auch nicht mit dem Bären oder mit irgendjemandem sonst richtig über das Leben plaudern. Aber immerhin, sie war eine gute Zuhörerin und das wusste der Bär zu schätzen.
    Plötzlich gab es eine ziemlich heftige Windbö. Der Bär schloss schützend seine Tatzen um die Butterblume. Sie sollte auch bei seinem nächsten Besuch auf dem Hügel noch da sein.
    Der Wind ließ nach und der Bär konnte seine Tatzen wieder wegnehmen. Er stand auf und klopfte sich das Gras vom Fell.
    »Lauf nicht weg, Blume«, sagte er. »Und pass auf dich auf. Ich komme bald mal wieder.«
    Die Butterblume nickte leicht.
    Der Bär ging nach Hause, setzte sich an den Tisch und stöberte noch ein wenig in seinen Sprichwortzetteln. Dabei stieß er auf das Sprichwort Hunger ist der beste Koch . Das erschien ihm seltsam. Wie sollte Hunger denn kochen können? Hunger war doch nur ein Gefühl. Hunger konnte sich keine Schürze umbinden und an den Herd stellen. Seltsam. Aber vielleicht war hier etwas anderes gemeint?
    Vielleicht war »Hunger« ein Name. So wie Müller, Lehmann, Schmidt und Krause.
    Vielleicht gab es jemanden, der Paul Hunger hieß und in einem ganz teuren Restaurant als Koch arbeitete. Noch besser wäre natürlich, dieser Herr Hunger würde ganz in der Nähe wohnen, hier im Wald. Dann könnte er mal für alle kochen.
    Plötzlich klopfte es an der Tür. Wer konnte das sein? Vielleicht die Bärin? Oder Herr Hunger?
    Der Bär öffnete die Tür. Die Welt draußen war ganz gelb und trug ein Fell. Merkwürdig.
    »Hallo, Bär«, sagte die gelbe Welt. »Ich war grad in der Nähe, und da dachte ich, ich schau mal bei dir rein.«
    »Ach, du bist es«, sagte der Bär. »Tritt ein.«
    Der Löwe war sehr groß und die Tür war ziemlich klein. Deshalb hatte er die ganze Türöffnung ausgefüllt mit all seiner Gelbheit und seinem Fell. Jetzt bückte er sich und betrat die Hütte.
    »Was machst du gerade?«, fragte er.
    »Ich denke über Herrn Hunger nach«, antwortete der Bär.
    Aber er kam nicht mehr dazu, diesen Satz zu erklären,denn er sah, dass der gelbe Löwe in einer seiner Pfoten einen gelben Blumenstrauß hielt.
    »Den habe ich für Luise gepflückt«, sagte der Löwe. »Schön, was?«
    Der Bär erschrak, denn er bemerkte, dass es Butterblumen waren. Er wollte sofort nachsehen, ob die Butterblume vom Hügel dabei war, aber sie sahen alle gleich aus. Sie glänzten und erinnerten ein bisschen an Butterkügelchen.
    »Wo hast du die gepflückt?«, fragte der Bär heiser. »Auf einem Hügel?«
    »Hm, ja. Das könnte wohl ein Hügel gewesen sein.«
    Ohne ein weiteres Wort stieß der Bär die Tür auf, sprang aus der Hütte und lief davon.
    Der Löwe war sehr verdutzt, aber nach ein paar Sekunden rannte er hinterher. »Du solltest mir vorher Bescheid sagen, wenn wir ein Wettrennen machen!«, rief er.
    Der Bär antwortete nicht. Er lief schnurstracks auf seinen Hügel und ... Ein Glück, seine Blume war noch da! Erleichtert und erschöpft ließ er sich auf die Wiese fallen.
    Der Löwe kam kurze Zeit später an und setzte sich neben ihm ins Gras.

    »Mannomann, du hast ja ein ganz schönes Tempo drauf!«, keuchte er.
    Nach einer Minute kam er wieder zu Atem. Er sah sich um: »Schön ist es hier. Bist du öfter hier oben? Oh, was ist das? Da ist ja noch eine Butterblume. Und so eine schöne!«
    Der Bär sprang sofort auf und rief: »Nein, nicht pflücken! Die nicht!«
    Der Löwe war erstaunt: »Warum denn nicht?«
    »Sie ist meine Freundin, deshalb.«
    Dieser Satz rutschte ihm einfach so heraus. Eigentlich wollte der Bär etwas ganz anderes sagen. Natürlich wusste er, dass man normalerweise nicht mit kleinen Wiesenblumen befreundet ist. Aber gesagt war gesagt. Er wartete darauf, dass der Löwe ihn auslachen und »Typisch Bär!« rufen würde.
    Aber sein großer gelber Freund, der beste Freund, den man überhaupt haben kann auf dieser Welt, tat nichts dergleichen. Im Gegenteil. Er nickte

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