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Typisch Helmut Schmidt: Neue kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Typisch Helmut Schmidt: Neue kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Typisch Helmut Schmidt: Neue kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jost Kaiser
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erst mal ein paar Willy-Leute aus dem Kanzleramt schmei ß t, sich des größten Defizits in der Geschichte der Bundesrepublik annimmt (15 Mrd. Mark) und einen schärferen Ton gegen linke Spinner in der eigenen Partei anschlägt, stellt sich eine wichtige Frage: Was tun mit Willy?
    Schmidt hatte ursprünglich mit Wehner den Plan ausgeheckt, Brandt im Sonntagsredneramt Bundespräsident einzulagern. Welche politische Bedeutung der Posten hat, wurde damals – im Gegensatz zu heute – noch vollkommen richtig eingeschätzt: gar keine. Walter Scheel belegte das eindrucksvoll ein Jahr später mit seiner wichtigsten Tat im Amt, dem Einsingen der Single »Hoch auf dem gelben Wagen«.
    Das mit Brandt als Bundespräsident klappt nicht wegen der FDP. Ein anderer Plan muss her. Die SPD-Strategen haben eine Lösung: Brandt und Schmidt sollen Freunde werden.
    Die Voraussetzungen sind zunächst gar nicht schlecht. Schmidt respektiert Brandt für seine Biografie als Widerstandskämpfer gegen die Nazis. Umgekehrt hat sich Brandt nie abfällig über die Generation Schmidt geäußert, die – im Wesentlichen unpolitisch – mit der Wehrmacht in den Krieg zog.
    Doch das war’s dann auch schon. Ab 1974 und erst recht mit der Nachrüstungsdiskussion ab 1979 wird klar, was Brandt und Schmidt gemeinsam haben: nichts.
    Der Sozialdemokrat Brandt spricht auf der Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten am 10. Juni 1982, während der eigene Regierungschef sich wegen der Durchsetzung der Raketenstationierung quasi in Hörweite der Sprechchöre im Kanzleramt einbunkern muss.
    Brandt findet die Grünen ganz nett – Schmidt hasst sie.
    Die große Brandt-Schmidt-Freundschaft – sie existiert nicht.
    Das Gute – Sozis sind ehrlich.
    Also sagt Willy 1981 einfach, wie so eine sozialdemokratische Freundschaft funktioniert: »Es stimmt nicht, dass ich mit Helmut Schmidt nicht könnte! Im Gegenteil, ich kann mit Helmut Schmidt sehr gut, wir dürfen nur nicht über Politik reden.«

 
    Als Helmut Schmidt einmal …
    … dafür sorgte, dass Sadat verrückt wurde
    Helmut Schmidt hat überall viele Freunde (außer in der SPD). »Mein Freund Olof Palme«, sagt er gern, oder »mein Freund George Shultz« oder »mein Freund Anwar as-Sadat«.
    Mit der Freundschaft in der Politik ist das so eine Sache, denn im Staatsgeschäft hat man eher »Beziehungen«, und die wiederum sind – anders als im sonstigen Sprachgebrauch – keineswegs intimer, als es eine Freundschaft wäre. Das ändert sich erst, als Helmut Kohl die »Männerfreundschaft« einführt: Da wird das Staatsgeschäft auf die ziemlich persönliche Ebene und auch schon mal (mit Boris Jelzin) in die Sauna verlegt – geschadet hat Deutschland auch das nicht.
    Helmut Schmidt gilt auf keinen Fall – nicht mal im Umgang mit seinen Freunden – als Kumpeltyp und schon gar nicht als jemand, der sich viel aus der Staatskunst anderer machen würde. Schließlich ist er viel zu sehr damit beschäftigt, seine überragenden Fähigkeiten voll auszuschöpfen.
    Dennoch kann auch Schmidt sehr nett sein und seinem Gegenüber das Gefühl vermitteln, er sei der allergrößte Schmidt-Kumpel und der größte Staatsmann der Welt.
    Im Oktober 1980 reist Hosni Mubarak an, Vize von Helmut Schmidts Freund Anwar as-Sadat, Ägyptens Staatspräsident. Wie andere Staatsgäste auch wird Mubarak ins sogenannte Heckel-Zimmer geführt (das so heißt, weil dort Bilder des deutschen Expressionisten Erich Heckel hängen). Auf einem kleinen Tisch hat Schmidt 25 Fotografien von ausländischen Staatschefs (mit Widmung), eingerahmt in Silber und Leder, aufgestellt. Und weil die deutsch-ägyptischen Beziehungen offensichtlich für den Kanzler höchste Priorität besitzen, steht das Porträt des Staatschefs vom Nil in der ersten Reihe.
    Mubarak ist begeistert – ein Hoch auf die deutsch-ägyptische Freundschaft!
»Sehen Sie nur selbst, wie gut die Beziehungen zwischen unseren Ländern sind«, umschmeichelt Schmidt den ägyptischen Gast.
    Was Mubarak nicht weiß: Der Kanzler ist hinsichtlich seiner Lieblingspolitiker sehr flexibel.
Wenn ein amerikanischer Gast das Heckel-Zimmer zum Shakehands betritt, hat Ministerialrat Hans Jürgen Winkel vorher das Porträt von Jimmy Carter oder Gerald Ford in die erste Reihe gerückt. Kommt ein Brite, lächelt die Queen an vorderster Front. Wird Schmidt von einem Franzosen besucht, steht Giscard d’Estaing auf dem Ehrenplatz.
    Es ist ein ewiges Fotorücken auf dem Kanzlerbeistelltisch, je nach

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