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Typisch Helmut Schmidt: Neue kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Typisch Helmut Schmidt: Neue kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Typisch Helmut Schmidt: Neue kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jost Kaiser
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Sozialismus« angetreten sind, wittern eine Sozi-Verschwörung. Das Fernsehen ist – Beispiel »Rotfunk« WDR – als linke Tarnorganisation verschrien und soll schuld am Kohl-Durchfall sein.
    Die Kameras hätten ihren Kandidaten Kohl, den man gerade erst mit einer schicken Draht- statt Hornbrille ausgerüstet hat, in ein ungutes Licht gesetzt, hei ß t es aus den Reihen von demoskopisch beschlagenen CDU-Fans: 53-mal, so das Institut für Publizistik der Mainzer Universität, sei Kohl bei Wahlkampfreden aus der Vogel- und Froschperspektive aufgenommen worden, Schmidt hingegen nur 31-mal.
    22-mal kein Frosch – und schon ist Schmidt Kanzler?
    Noch einen Vorteil hätten die Kameramänner und linken Verschwörer in den Rundfunkanstalten für den Kanzler herausgeschlagen: Bei Berichten von Schmidts Wahlveranstaltungen seien öfter Jubler, bei denen von Kohl öfter Störer gezeigt worden.
    Das Fernsehen – ein Schmidt-Propagandamedium? Quatsch, sagt ein erfahrener TV-Mann und meint, man müsse eben einsehen, dass »Schmidt tatsächlich mehr Zustimmung bei seinen Wahlversammlungen erhielt als Kohl«.
    Der Mann hei ß t Franz Alt. Und ist CDU-Mitglied.
    Aber irgendwie haben die CDU-nahen Wissenschaftler ja doch die Wahrheit gesagt. Kohl habe im Fernsehen den Eindruck von »Schwäche, Leere, Antipathie« vermittelt. Schmidt hingegen habe »Sympathie, Ruhe und Ungezwungenheit« ausgestrahlt.

 
    Als Helmut Schmidt einmal …
    … zu gut abschnitt
    1979 hat Loki Schmidt die »Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen« gegründet. Seitdem gibt es in Deutschland eine Wahl mehr. Neben Miss-, Kreis- und Landtagswahlen und der Schmidt-Wiederwahl nämlich jene zur »Blume des Jahres«, um die sich Loki hingebungsvoll kümmert.
    1980 wird also nicht nur Schmidt gewählt, sondern auch der »Lungen-Enzian« ( Gentiana pneumonanthe ). 1981 folgt die »Gelbe Narzisse« ( Narcissus pseudonarcissus ), die wiederum abgelöst wird vom »Roten Waldvögelein« ( Cephalanthera rubra ).
    Lokis Tätigkeit wirkt offenbar ansteckend. Während die Kanzlergattin sich mit der »Gelben Narzisse« beschäftigt, bekommt der Kanzler es mit gelben Narzissten zu tun: Die FDP will jetzt auf einmal den schlanken Staat, will deshalb mit dem dicken Kohl regieren und bereitet den Ausstieg aus der Koalition vor.
    Schmidt packt die Wut. Im hessischen Landtagswahlkampf 1982 brüllt er in die Mikros, die FDP gehöre »weggeharkt«.
    Hass auf die FDP hat in Bonn Tradition: Strau ß hegte eine tiefe Abneigung gegen die »Drei-Pünktchen-Partei«, und Adenauer wollte das Problem FDP mittels Anhebung der Fünfprozenthürde gleich ganz aus der Welt schaffen.
    Die Liberalen, immerhin noch SPD-Koalitionspartner, empören sich über die Vernichtungsfantasien des Kanzlers.
    Der schickt seinen Regierungssprecher vor, der die Worte seines Chefs in ihr Gegenteil verkehrt. Die Formulierung sei keinesfalls ein »aggressivbiologistischer Ausdruck«. Es sei absurd anzunehmen, Schmidt habe eliminieren gemeint. »Harken ist ja etwas Gärtnerisches«, so Klaus Bölling.
    »Eben!«, würde in dieser Sekunde wahrscheinlich Loki sagen . Denn die weiß am besten, wie es zugeht, wenn Helmut »aggressivbiologistisch« zulangt. In den Ferien am Brahmsee greift der Kanzler regelmäßig zur Sense und schert damit im Garten am See so ziemlich alles weg, was ihm überflüssig erscheint.
    Dabei hat er bereits die äußerst seltene Heidenelke eliminiert ( Dianthus deltoides ). Ein Rosenbusch blieb stehen, ist aber ins Visier des Terrorbekämpfers Schmidt geraten, der von dem stacheligen Gewächs nicht die höchste Meinung hat: »Die reinsten Kümmerlinge.«
    Vielleicht ist Loki deshalb Jahr für Jahr Tausende von Kilometern im Privatwagen unterwegs, immer auf der Suche nach seltenen Pflanzen. Wo sie nicht zu suchen braucht, weiß sie ja: im Garten des Ferienhauses. Dort, aber nicht nur dort, schneidet Helmut einfach zu gut ab.

 
    Als Helmut Schmidt einmal …
    … sogar einen Sozialdemokraten
zum allerallerbesten Freund hatte
    Mai 1974. Willy geht, Helmut kommt. Die Sozialdemokraten, speziell ihr sogenannter »Kärrner« Herbert Wehner, haben den Bundeskanzler und Nobelpreisträger Brandt so elegant entsorgt, dass selbst die sonst in Machtfragen weit enteilten Leute von der CDU begeistert sind: »Das war eine brillante politische Strategie, den in dieser Situation auszuwechseln. So elegant und schnell ist kein CDU-Kanzler aus dem Amt gekommen.«
    Jetzt, da Helmut Schmidt Kanzler ist und

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